Zu Beginn stimmt ein Erzähler aus dem Off
auf die Geschichte ein – die Mission zum Mond mit der „Luna
Air“. Vor einer Mond-Kulisse singt Patric Scott die „Sounds of
Silence“. Dazu zelebriert das Ballett ein Schattenspiel. Wenig
später steht es mit dem gesamten Artistenensemble zum Opening
auf der Bühne. Stets wird bei Salto Natale auf die Verpflichtung
einer möglichst bekannten Sängerin oder eines Sängers großen
Wert gelegt. Nach Teenieschwarm Luca Hänni oder der Miss Schweiz
Linda Fäh wurde nun mit dem Musicaldarsteller Scott erstmals,
seit wir Salto Natale besuchen, das Gesicht der Show im
Folgejahr nochmals verpflichtet. Der Schweizer war hier bereits
2015 zu erleben. Er dürfte also hervorragend angekommen sein.
Mooky mit
Zuschauer, Patric Scott, Julien Cotterau
Die Geschichte von der Mondreise zu
erzählen ist vorrangig die Aufgabe des Pantomimen Julien
Cottereau. Neben kleineren Auftritten ist er in beiden
Programmteilen mit jeweils einer großen Szene mit
Publikumsbeteiligung zu sehen. In der ersten Hälfte müssen fünf
Zuschauer – Frauen, Männer und ein Kind – verschiedene absurde
Bewegungen ausführen. Wie sie dabei in einer Reihe stehen,
sollen sie die rotierenden Teile des Raumschiff-Motors
darstellen. Im zweiten Programmteil genügt Cottereau ein
einziger Mitspieler. Gemeinsam mit diesem rettet er eine Katze.
Sie hat das Raumschiff verlassen und schwebt im All. Beide
Szenen haben gemeinsam, dass sie in aller Ausführlichkeit
zelebriert werden und einige Zeit benötigen, um in Gang zu
kommen. Uns dauert dies alles deutlich zu lang, doch das
Publikum im voll besetzten Chapiteau zeigt sich begeistert. Viel
besser gefällt uns die zweite Komikerin Mooky. An mehreren
Stellen versucht die Kanadierin, sich ins Geschehen
einzuschleichen und Teil der Show zu werden. Und kurz vor dem
Finale gelingt ihr dies natürlich: Mooky präsentiert sich als
große Schauspielerin, die gemeinsam mit ihrem Partner aus dem
Publikum eine Liebesgeschichte auf die Bühne bringt. Der
Mitspieler muss seine Textpassagen von allen möglichen Stellen
ihres Körpers ablesen. Dort sind entsprechende Schilder und
Zettel angebracht. Das ist originell und lässt die Zuschauer
herzlich lachen. Auch der Mitspieler hat seine helle Freude.
Eddy Carello, Paul
Chen,
Svyatoslav Rasshivkin
Als jugendlicher Begleiter des Raumfahrers
Julien agiert der 17-jährige Svyatoslav Rasshivkin. Natürlich
ist er ebenso mit seiner bekannten Arbeit an den Strapaten zu
erleben, die nicht nur allerlei Drehungen und Wendungen, sondern
beispielsweise auch einen freihändigen Spagat beinhaltet. Großer
Applaus ist ihm gewiss; der Song „Young Boy“ liefert die
passende Untermalung. So wie überhaupt stimmungsvolle und
mitreißende, moderne Sounds ein großes Anliegen der Produzenten
von Salto Natale sind. Musikdirektorin Giorgina Hauser wählt für
sämtliche Darbietungen neue Klänge aus, die dann von der
neunköpfigen, hochprofessionellen Showband live gespielt werden.
In aller Regel beweist sie hier ein gutes Händchen. Nur eines
wird ihr Geheimnis bleiben: Warum nur muss Eddy Carello seine
Jonglagen zur Filmmusik von „Fluch der Karibik“ arbeiten, die
noch dazu vom Band kommt? Zumal sein „Blues Brothers“-Kostüm
unverändert bleibt. Bestens bekannt ist, wie er eine Gitarre auf
Devilsticks tanzen und Bälle gegen den Boden und ein Schlagzeug
fliegen lässt. Mit Paul Chen ist ein Künstler zu erleben, der
vor zehn Jahren seinen Abschluss an der Berliner Artistenschule
gemacht hat. Er gehört zu den etabliertesten Absolventen dieser
Einrichtung. Für seine Einradshow hat er ein interessantes
Requisit konstruiert. Zwei hohe Postamente sind hier mit einer
schmalen Brücke verbunden, darunter steht ein Trampolin. Auch
eine Treppe darf natürlich nicht fehlen. Auf den Pedalen
stehend, springt Paul Chen die Treppe hinauf, auf dem Reifen
stehend hinunter. Die Brücke wird überwunden, während er
bäuchlings auf dem Einrad-Sattel liegt. Dabei bewegt er den
Sattel mit den Händen. Begeisternd sind auch die Sprünge vom
Postament aufs Trampolin und zurück – und direkt von Postament
zu Postament.
Evgeny Slepukhin, Truppe Wuhan, Duo Rose
Auf dem Schlappseil balanciert Evgeny
Slepukhin, wobei er unserem Eindruck nach nicht der stärkste
Vertreter dieses Genres ist. So hält er sich beim Kopfstand mit
einer Hand am Seil. Äußerst originell dagegen sein Abschluss:
Oberhalb des Schlappseils hängen noch vier schlaffe Seile.
Jeweils mit einer Hand und einem Fuß hält er sich an jedem Seil
und dreht sich so mehrfach um die eigene Achse. Während es in
diesem „Circus der anderen Art“ noch niemals Tiere zu sehen gab,
waren große Truppe bisher ein Kennzeichen jeder Salto
Natale-Show. Allein im vergangenen Jahr gab es zwei Formationen
mit zwölf bzw. acht Artisten aus China und Nordkorea. Heuer ist
neben Solisten und Duos lediglich ein chinesisches Quintett der
Truppe Wuhan vertreten. Sie haben sich den Genres Kopf-auf-Kopf
und Kopfsprünge verschrieben. So springt einer der Artisten in
der Art ikarischer Spiele auf dem Kopf über die ausgestreckten
Beine seiner Partner. Kurz darauf geht es in Kopfsprüngen eine
Treppe mit acht Stufen hinauf, die von den Partnern gehalten
wird. Mir persönlich bereitet dieses Genre aufgrund der extremen
körperlichen Belastung für die Artisten stets ein gewisses
Unbehagen. Immerhin sind hier keine Kinder vertreten, das ist
schon löblich.
Mit drei artistischen Darbietungen, neben Ballett und Comedy, kommt der zweite Programmteil
aus. Hoch anspruchsvolle Figuren und viel Romantik kombiniert
das Duo Rose, Sylvia Friedmann und Samuel Sion, am Trapez.
Yulia Rasshivkina,
Ballett
Auf Romantik wird heuer auch bei dem
achtköpfigen Ballett gesetzt. Die jeweils vier gut aussehenden
Damen und Herren sind in beiden Programmteilen jeweils mit einem
größeren Auftritt zu sehen, bei dem Sinnlichkeit und Paarbezug,
auch mit vielen Hebefiguren, im Vordergrund stehen. In
geschmackvollen, leicht historisierenden Kostümen wird
hochklassig getanzt. Hinzu kommen diverse kürzere Einsätze der
Companie. Tänzerisch geht es natürlich auch bei der Hula
Hoop-Artistik von Yulia Rasshivkina zu. Andere mögen
anspruchsvollere Tricks beherrschen, doch mit ihrem
hervorragenden Aussehen und ihrer überwältigenden Ausstrahlung
reißt diese Künstlerin jedes Publikum mit. Bei Salto Natale ist
es nicht anders, der Jubel ist groß. Richtig stark, sowohl im
Können als auch im Verkauf, ist das Duo Vanegas auf dem
Todesrad. Der Salto auf der Außenseite des rotierenden Rades
bildet den fulminanten Abschluss seines Repertoires. |