Eine
wichtige Rolle hat hier natürlich die musikalische Begleitung. Die
liegt glücklicherweise wiederum in den bewährten Händen von Tino Aeby
und seinem Orchester, Violinistin inklusive. Sie begleiten die Show
gewohnt professionell. Einen weiteren musikalischen Akzent setzt die
junge Sängerin Jazz Malaika, welche zudem Teile der Show moderiert. Sie
war bereits bei der Afrika-Show im vorletzten Jahr in der
Dannebrog-Manege zu erleben. Als zusätzlicher optischer Effekt stehen den
Musikern zwei Podeste an den beiden hinteren Masten zur Verfügung.
Für
das erste große Bild wird allerdings auf vorproduzierte Sounds gesetzt.
Das Circus-Theater Bingo hat seinen Auftritt und will dabei nicht
auf die bekannte, treibende Musik verzichten. Die Formation hier
besteht aus vier jungen Damen mit Irokesenschnitt und einem Artisten.
Im Opening vereinen sie Luft- und Bodenakrobatik. Ihr junger,
schwungvoller Stil greift natürlich in wunderbarer Weise den
Programmtitel
auf. Vor der Pause haben sie in dieser Vorstellung, wohl aufgrund einer
Umstellung, einen kleineren Auftritt. Direkt danach erleben wir sie
noch einmal. Jetzt mit variantenreicher Hula Hoop-Artistik.
Messoudis, Michael Betrian, Mimi
Wunderbare
Vertreter von "Dynamic Youth" sind ebenfalls die Messoudis. Die drei
trainierten, blendend aussehenden Brüder sind natürliche echte
Traumtypen. Zunächst erleben wir zwei von ihnen gemeinsam mit dem
Vater als Tempojongleure, die sich in unterschiedlichsten Formationen
Bälle und Keulen zuwerfen, als sei es ein Kinderspiel. Ihr Galaauftritt
ist aber die Handstandakrobatik im Quartett, welche als
Schlussnummer gesetzt wurde. Schon das Ablegen der Oberteile der Outfits ist
wirksam inszeniert. Ihre anspruchsvollen Handstandvariationen zeigen
sie in verschiedenen Zusammensetzungen. Das Publikum geht dabei enorm
mit. Ein Wirbelwind ist der bei unserem Besuch noch 17-jährige Michael Betrian. Der Niederländer gewann beim European Youth Circus 2012
"Gold". Das Engagement bei Dannebrog ist für ihn die erste komplette
Reisesaison. Als Straßenjunge mit möglicherweise nicht ganz "sauberer"
Ware in der Innenseite seiner Westen liefert er eine überzeugende Show
voller Energie. Zum Schluss lässt er vier Diabolos gleichzeitig in der
Luft tanzen. Dank seiner gewinnenden Persönlichkeit hat er schon jetzt
eine tolle Manegenpräsenz. Nicht ohne Grund erhielt er in Wiesbaden
auch den Preis des Tigerpalastes. Nicht mehr ganz so jung, aber
vermutlich ein "ewiges Kind" ist Mimi. Seine Komik trifft nicht alle
Geschmäcker, hat er doch beispielsweise keine Hemmungen, seinen nackten
Oberkörper zu präsentieren. Dieser hat nicht ganz den Trainingsstand
seiner zu Beginn dieses Absatzes erwähnten Kollegen. Ich jedenfalls
habe mich gefreut, diesen herrlichen französischen Komiker - nach
Stationen unter anderem bei Knie, Flic Flac, Arlette Gruss und im
Cirque d'Hiver - wieder einmal zu sehen. Er ist halt in meinen Augen
ein Typ, den man einfach lieb haben muss, so tolpatschig wie er agiert.
Etwa, wenn er sich mittels Longe in den Handstand helfen lässt. Oder
aber wenn ein Zuschauer die Plattform für ein Kunststück mittels
Fahrrad zum Drehen bringen muss.
Duo Garcia, Antonio, "Ramboline"
Gute
Clowns sind eine Konstante in den Programmen der Familie Enoch. Denken
wir etwa an Totti Alexis, César Dias oder Pieric. Die andere Konstante
sind großartige Luftnummern. Die Flying Michaels, das Duo Guerrero und
Super Silva seien hier stellvertretend genannt. In diesem Jahr sind nun die
Garcias mit ihrer Rakete dabei. Verletzungsbedingt arbeiten sie in
Kopenhagen nur wenige Tricks ihrer spektakulären Darbietung. Ferner
treten sie zudem nicht wie geplant als Pausennummer auf. Somit fehlt
dem ersten Teil letztendlich der Höhepunkt. Neben Bingo und den
Jonglagen der Messoudis sind dort im artistischen Bereich noch die
beiden Söhne von Pablo und Vicky Garcia zu erleben. Antonio und Connor
sind elf und acht Jahre alt. Und dafür machen sie ihre Sache schon
verdammt cool. Hand- und Kopfstände sind ihre Spezialität. Bei der
Choreographie stand offensichtlich Michael Jackson Pate. Seien wir
gespannt, was wir in Zukunft noch von den beiden hören werden. Ein
weiterer fester Bestandteil der Dannebrog-Programme ist Elefantendame
"Ramboline". Bernhard Kaselowsky hat wiederum eine ansprechende
Trickfolge zusammengestellt. Jazz Malaika gibt die elegante Reiterin.
Bernhard
Kaselowsky
Bernhard
Kaselowsky führt zudem einen sehr flott ablaufenden Fünferzug weißer
Araber vor. Die im Programmheft genannte Katja Enoch bleibt im
Hintergrund. Insbesondere die Decken der Pferde nehmen das moderne
Thema der Show auf. Eingeleitet wird diese Freiheit mit einem Groß und
Klein. Ein herrlicher Einzelsteiger beschließt sie. Fünf schwarz-weiße
Kühe von Alberto Althoff hören ebenfalls auf sein Kommando. Auch diese
beherrschen überraschenderweise "aparte" Lauffiguren und schneiden im
Vergleich zu den edlen Rössern gar nicht so schlecht ab. Für die ersten
Runden der Rinder übernimmt Agnete Louise Enoch die Peitsche. Zudem
lässt sie es sich nicht nehmen, das Publikum zu begrüßen und zu
verabschieden. Nach dem Finale tun letzteres wiederum alle Artisten am
Ausgang. Sie ziehen gemeinsam aus der Manege und bilden einen Spalier,
durch den die Zuschauer das Chapiteau verlassen. Eine schöne Idee, die
das Liveerlebnis Circus noch einmal auf eine ganz besondere Weise umsetzt.
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