Dass
auch ein Freund des traditionellen Circus seinen Spaß an der Show von Nemo hat, hat
im Wesentlichen zwei Gründe. Zu einen gibt es mehrere, ausgesuchte
Circusnummern zu sehen, Wildtiere inklusive. Zum anderen scheint auch Östergaard ein großer Freund des Circus zu sein, denn in seinen
Sketchen nimmt er das Genre sehr liebevoll aufs Korn und offenbart
dabei eine große Kenntnis der Circuswelt.
Schon
das Ambiente mit dem schwarzen Zweimaster im Mittelpunkt ist ein
gelungenes, ironisches Abbild der bekannten Circusszenerie. Der
Kassenwagen im Miniaturformat trägt selbstverständlich in großen,
beleuchteten Lettern das Wort "Kasse" auf dem Dach. Es gibt einen
Torbogen als Zuschauereingang, ein Restaurationszelt, und einige
Artisten sitzen entspannt vor den originellen Wohnwagen, die liebevoll
mit Blumenschmuck sowie Sitzgarnituren dekoriert sind. Im Chapiteau
herrscht durch ein kompaktes Gradin und eine gute Ausnutzung des
vorhandenen Platzes eine intime Atmosphäre. Neben dem aus zwei antiken
Säulen gebildeten Artisteneingang sitzt das vierköpfige "Orchester" in
roten Rüschenhemden. Die als Manege gestaltete runde Bühne ist leicht erhöht. Nach einem Prolog von Östergaard und Frödin mit
Marionetten, die sie selbst abbilden, gibt es ein Opening mit allen
Artisten.
Sören Östergaard, Peter Frödin
Es
ist faszinierend, wie wandlungsfähig die beiden Comedians bei ihren
Auftritten sind. Charaktere werden zwischen den einzelnen Auftritten
ebenso schnell gewechselt wie Kostüme und Perücken. Zumeist reichen
schon Äußeres, Gestik und Mimik, um größere Heiterkeit zu erzeugen. Der
Wortwitz bleibt natürlich auf der Strecke, wenn man des Dänischen nicht
mächtig ist. Herrlich ist beispielsweise die Persiflage auf einen
Messerwerfer und seine Partnerin. Frödin gibt den alternden Cowboy, der
mit seinen zitternden Händen die Messer bedrohlich wackelnd hält,
während Östergaard sich als abgetakelte Squaw todesmutig ans Brett
stellt. Die zugehörigen Erläuterungen und Posen sind zum Brüllen.
Grandios gefallen hat uns ebenfalls der tschechische Puppenspieler, der
zunächst (in Englisch) sehr einfühlsam und pädagogisch wertvoll
parliert. Als sich dann, dank eines Patzers vom Orchesterpodium, die
Fäden seiner Marionetten verheddern, wird er zum fluchenden Rohrspatz,
aus dessen Munde des Öfteren das F-Wort zu hören ist.
Sören Östergaard, Peter Frödin
Ein
von den den beiden gern aufgegriffenes Thema ist das der Magie. Ob
kleine Tricks oder Großillusionen, nichts ist vor den beiden Comedians
sicher. Die Kostüme sind auch hier immer wieder sehr exzentrisch, der
Mut zur Hässlichkeit nicht zu übersehen. Dank der Professionalität der
Akteure gerät es aber nie wirklich peinlich. Da wird um das
Verschwinden von Stoffblumen ein ebensolches Brimborium veranstaltet
wie um große Kistenillusionen. Originell ist ebenfalls die kurze
Einlage, bei dem ein lebensgroßes weißes Kaninchen einen Magier aus dem
Hut zaubert. Weitere Mitspieler sind unter anderem ein Zebra und ein
Pony aus dem Bestand des Cirkus Arena.
Konstantin Mouraviev, Ingo Stiebner, Dany Daniels
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Was
den artistischen Part angeht, so sind durchweg bekannte Namen
anzutreffen. Die Rhönrad-Nummer von Konstantin Mouraviev wirkt auf der
kleinen Bühne ganz besonders, reicht der Raum doch gerade so aus, um alle
seine Tricks arbeiten zu können. Einfacher hat es da schon Dany
Daniels, der seine Bretter und Rollen auf der von ihm gewohnten
Plattform stapeln kann. Seine Balancen sind aber nichtsdestotrotz sehr
riskant und äußerst sehenswert. Für große Verblüffung sorgt das Duo Minasov mit seinen Kostümillusionen, die im kleinen Rahmen nochmal ganz
anders wirken als etwa im deutlich größeren Chapiteau des Circus
Roncalli. Victor Minasov zeigt zudem seinen wilden Tanz mit einem
riesigen Ballon. Ingo Stiebner hat es auch mit neuen Tieren geschafft,
seinen Stil beizubehalten. Während die beiden Seelöwen auf Kommando
(fast) gar nichts machen, zeigen sie ihre Tricks umso eifriger hinter
dem Rücken ihres Tierlehrers. Herrlich! |