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Cirkus Arena - Tour 2012
www.arena.dk ; 52 Showfotos

Koege, 2. September 2012: Auf eine erfolgreiche Tournee blickte der dänische Cirkus Arena bei unserem Besuch in der letzten Gastspielstadt der Saison 2012 zurück. Mit den Zuschauerzahlen sei man sehr zufrieden gewesen, hieß es von offizieller Seite. Und auch auf dem an der See gelegenen Rasenplatz in Koege macht das Unternehmen mit dem großen gelb-rot gestreiften Chapiteau einen sehr properen Eindruck. Der umfangreiche Wagenpark sieht sehr gepflegt aus, und gleich hinter der Fassade findet sich nicht nur die Restauration, sondern zusätzlich eine hohe Luftkissen-Rutsche für die Kinder.

Wie gewohnt, präsentiert Arena ein großes Nummernprogramm, das dem eigenen Anspruch, der führende Circus Skandinaviens zu sein, gerecht wird. Gleich vier Gewinner eines „Clowns“ in Monte Carlo sind mit von der Partie. Insbesondere der artistisch Teil ist stark besetzt.


Picasso junior, Truppe Catana, Duo Platschkov

So erleben wir etwa die großartige Schleuderbrett-Darbietung der Truppe Catana, die bei Arena dort platziert ist, wo sie hingehört; nämlich am Schluss der Show. Die Rumänen zeigen ihre Artistik ganz in der Tradition des ehemaligen Ostblocks, ohne dabei verstaubt zu wirken. Sie begeistern sowohl mit ausgefallenen Sprüngen als auch mit mehrstöckigen Menschentürmen, die das Ziel der Sprünge bilden. Umso trauriger ist es da zu erfahren, dass die von uns gesehene Vorstellung die letzte der Catanas gewesen sein soll. Die erste Nummer wird ebenfalls von einer großen Truppe dargeboten. Ein wahres Gewusel entsteht, wenn die Puyang Acrobats durch die Manege wirbeln. Auch sie bauen Gebilde aus Menschen, wobei diese eher in die Länge gehen. Dabei zeigen die jungen Chinesen in immer neuen Konstellationen ikarische Spiele. Die Formationen wechseln in atemberaubendem Tempo. Das dritte Ausrufezeichen setzt Picasso junior bei seinen außergewöhnlichen, leistungsstarken Jonglagen mit Tischtennisbällen und Tellern. Der Spanier ist ein wahrer Entertainer und entfacht insbesondere mit seinen Tellerjonglagen quer durchs Publikum  Begeisterungsstürme. Zwei weitere Jongliernummern komplettieren den artistischen Bereich. Zum einen lässt „Punk“ Georgio (Hromadko) seine Diabolos fliegen, zum anderen zeigt das Duo Platschkov interessante Balljonglagen zum Boden. Darin eingebunden ist das Bedienen eines Klaviers mit Bällen durch die Dame. Das musikalische Talent dafür dürfte sie von ihrem Vater, dem Musicalclown Toto Chabri, in die Wiege gelegt bekommen haben.  


Duo Keaton, Toto Chabri und Partner, Jimmy Folco

Was fehlt, ist eine rein artistische Luftnummer. Und man vermisst sie wirklich. Dafür, dass es doch noch in die Luft geht, sorgen die Keaton Brothers mit ihrer turbulenten wie witzigen Ballonfahrt über der Manege. Es ist herrlich, die rasante Action im Stil von „Räuber und Gendarm“ zu erleben. Natürlich zeigen die beiden Akteure dabei auch artistische Fähigkeiten. Ein Clown der oft zitierten „Alten Schule“ ist Toto Chabri. Im besten Sinne wohlgemerkt. Sein feines Spiel ist ein wahrer Genuss in Zeiten, in denen allzu oft auf billigen Klamauk gesetzt wird. Dazu besitzt der Belgier ein großes musikalisches Können, welches er am Flügel und auf verschiedenen Blasinstrumenten beweist. Mit von der Partie sind seine Ehefrau, die den strengen Part übernimmt, und ein zweiter August. Nach dem Aufladen/Abladen dreht sich das Meiste um die Musik, bei der immer wieder Gags eingestreut werden. Ein bekanntes Gesicht bei Arena ist das von Jimmy Folco, der dort schon seit vielen Jahren für gute Laune sorgt. In diesem tut er dies als Indianer und Dirigent einer Band mit Publikumsbesetzung. Ganz besonders aber kommt sein Auftritt mit Sohn Jimmy Junior an. Als Landstreicher kostümiert, legt der Vater verschiedene Lebensmittel auf ein Fass, welche auf wundersame Weise verschwinden. Das Rätsel löst sich, als der Sohn herauskommt und den letzten Apfel mit dem hungrigen Vater teilt.


Merrylu und René Casselly junior, Patrick Berdino, Merrylu Casselly und Patrick Berdino

Noch länger als Jimmy Folco sind die Cassellys mit Arena verbunden. In diesem Jahr sind sie so „wertvoll wie nie“, haben sie doch aktuell eines Goldenen Clown in Monte Caro gewonnen. Ihre Nummer mit den vier afrikanischen Elefanten – drei Kühe und ein Bulle – ist schlichtweg sensationell. In der von uns besuchten Vorstellung gibt es als besondere Zugabe den Vierfachen von René junior, den er mittels Schleuderbrett auf den Rücken eines der Tiere springt. Viele weitere artistische Raritäten sind zu sehen. Das präzise, vertrauensvolle Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier ist immer wieder faszinierend. Mit dabei ist selbstverständlich ebenfalls Merrylu Casselly. Ferner zeigt sie gemeinsam mit ihrem Partner Patrick Berdino ein Pas de deux zu Pferd. Zu Melodien aus „Dirty Dancing“ reiten sie eine moderne Version dieser traditionellen Circusnummer, bei der Merrylu einmal mehr ihre akrobatischen Fähigkeiten entfalten kann. Leistung und Präsentation sind auch hier in perfekter Balance. Bei der indianisch aufgemachten Pferdeshow wiederum steht Laura Berdino im Mittelpunkt. Vom Boden aus dirigiert sie einen Fünferzug brauner Araber. Der Clou dabei ist, dass eines der Pferde während der Vorführung von Anastazja Berdino geritten wird. Sind die beiden Damen als Indianerinnen gekleidet, so fegt anschließend Cowboy Patrick Berdino als wilder Stehendreiter auf zwei Pferden über das Sägemehl.


Benny Berdino

Die Moderation des „Guld Festival“, so der Titel der Produktion, liegt in den bewährten Händen von Direktor Benny Berdino. Singend begrüßt er beim Opening - im Zusammenspiel mit Toto Chabri und Jimmy Folco - das Publikum. Auch während der gesamten Show ist er unser Begleiter bis hin zum Abschied beim Finale. Für einen modernen, vollen Sound sorgt die Band aus England, welche sich dabei sehr geschickt technischer Unterstützung bedient. Arena 2012 ist wiederum großer internationaler Circus, der allein schon aufgrund seiner Programmstärke überzeugt und durch die professionelle Präsentation weiter aufgewertet wird.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch