Damit
standen die Sperlichs und Regisseur Massimiliano Sblattero vor
der schwierigen Aufgabe, aus den verfügbaren Zutaten – auch ohne
Ballett und Orchester – ein zirzensisches Festtagsmenü zu
zaubern. Dies ist den Umständen entsprechend sehr gut gelungen.
  
Opening,
Daria Ivanytska
Im Prolog
erscheint der die Weihnachtszeit hassende Grinch aus dem
Publikum und möchte den geschmückten Christbaum in der Manege
zunächst wegwerfen. Ein Mädchen mit einem Geschenk in der Hand
überzeugt ihn davon, es nicht zu tun und sich mit dem Fest zu
versöhnen. Dann öffnet sich der Vorhang, das Ensemble strömt mit
Weihnachtsmann-Mützen auf den Köpfen in die Manege, begleitet
vom Weihnachtsmann auf seinem Schlitten, und Sängerin Daria
Ivanytska interpretiert „Jingle Bells“. Dazu rieselt Kunstschnee
aus der Kuppel.
  
Juan Pablo Martinez, Roy
Quaiser, Pasha und Morris
Als erstes
Highlight gleich zu Beginn der Vorstellung platziert wurde
Jongleur Juan Pablo Martinez. Er reißt das Publikum nicht nur
mit seinen starken Jonglagen mit Keulen, Tischtennisbällen und
Sombreros mit, sondern auch mit seiner fröhlichen und offensiven
Ausstrahlung. Dies gilt erst Recht, wenn er beim Hüte jonglieren
einmal mitten durch die Reihen geht. Ein faszinierendes
Spektakel, das überall strahlende Gesichter hervorruft. Eine
recht ungewöhnliche Freiheitsdressur mit jeweils drei Ponys und
Lamas in einer netten Laufarbeit stellt Roy Quaiser vor. Dabei
umrunden die Lamas die mit den Vorderhufen auf Postamenten
stehenden Ponys; letztere strecken danach die Köpfe zwischen den
Beinen hindurch. Knicks und Rundsteiger gehören ebenfalls zum
Repertoire. Eine interessante und sympathische Neuentdeckung
sind die französischen Clowns Pasha und Morris. Nach einem
Klatschspiel sollen beide „etwas Seriöses“ vorführen und
versuchen sich mit Hand-auf-Hand-Akrobatik. Mit „dezenter“
Nachhilfe durch eine Longe gelingt dies fabelhaft.
  
Loïc
del Egido, Trixi Quaiser, Zorè España
Nicht im
klassischen Circuskostüm, sondern in Latzhose und mit
Baskenmütze lässt Loïc del Egido zu jazziger Musik die Diabolos
fliegen. Dies gelingt ihm auch mit drei Exemplaren sehr lässig
und souverän. An einer langen Leine, die aus der Kuppel hängt,
rollt einer der Doppelkegel bis unters Zeltdach. Doch deutlich
den Charakter einer Zweitnummer hat der Auftritt von Zorè España
mit den Hula Hoops. Zu stimmungsvoller spanischer Musik bewegt
sie zwei Reifen mit Armen und Händen, um dann jeweils ganz kurz
fünf Ringe um Körper, Rumpf und Beine kreisen zu lassen sowie
zum Abschluss eine große Zahl der Requisiten zu bewegen. Im
zweiten Auftritt der Clowns präsentiert sich der deutlich ältere
Morris zunächst als „Hypnotiseur“ eines Zuschauers, der zum
Schlafen bewegt werden soll. Sein jüngerer Partner Pasha hilft
„mit dem Holzhammer“ nach. Und wird dann auf geheimnisvolle
Weise selbst zum Schweben gebracht. Das komische Pony von Trixi
und Roy Quaiser schüttelt Decke und Sattel ab und macht
natürlich keine Anstalten, wunschgemäß über eine Hürde zu
springen. Letzteres bleibt dem Tierlehrer vorbehalten.
  
Game of
Passion, Andreas Fischer, Robles
Zwei
Artisten aus dem Team der Robles sorgen für Spannung auf dem
Todesrad. Aufschwung außen am Rad, Blindlauf, Seilspringen und
hohe Sprünge gehören zum Repertoire. Dann verabschiedet
Moderator Andreas Fischer das Publikum in die Pause. Nach einer
Saison Unterbrechung führt er nun wieder mit angenehmer Stimme,
fachkundig und in stets eleganten Outfits durch die Show. Zwei
Herren und zwei Damen der Formation „Game of Passion“
zelebrieren zum Beginn des zweiten Teils eine Liebesgeschichte
hoch zwei, dies passenderweise am Quadratreck. Flüge von Stange
zu Stange und Abgänge mit Salti und Pirouetten werden gewagt.
Leider erleben wir auch einen unsanften Sturz auf den Rücken.
  
Robles,
Pasha mit Zuschauerin, Sergey Timofeev
Im
Mittelpunkt der ausführlichsten Szene der beiden Clowns steht
Pashas offensiver Flirt mit einer Dame aus dem Publikum, die an
den Restauranttisch in der Manege gebeten wird. Von den beiden
Komikern würden wir künftig gerne noch mehr hören. Kurzfristig
noch hochkarätig ergänzt wurde das Programm um Sergey Timofeev.
Der frühere Goldmedaillengewinner beim „Cirque de demain“ zeigt
seine außergewöhnlichen Handstände auf einem Requisit, das wie
Rubiks Zauberwürfel gestaltet ist und sich in immer neue
geometrische Formen verwandeln lässt. Dabei wird er von dezenter
Musik begleitet. Am Ende der Nummer ist der Zauberwürfel gelöst,
so dass jede Seite eine bestimmte Farbe aufweist. Schöne Bilder
schafft Zorè España, wenn sie im langen Kleid und mit wehendem
braunem Haar ihre Runden im Cyrrad dreht. Zum Trio erweitert,
übernehmen die Robles den Abschluss des Programms. Kopfstand auf
dem Seil, Seilspringen, der Sprung über zwei Partner und
Zwei-Personen-Hoch gehören zur Trickfolge. Den spektakulären
Abschluss bildet die Dreier-Pyramide auf zwei Fahrrädern,
einschließlich freiem Stand des Obermannes auf einem Stuhl.
Zunächst ruhige Töne bei „I'm dreaming of a white Christmas“,
dann ein schwungvolles „Underneath the Christmas Tree“ sind die
Gesangsnummern, mit denen Daria Ivanytska das stimmungsvolle
Finale im voll besetzten Zelt einleitet. |