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Main-Tauber Weihnachtscircus 22/23
www.mt-weihnachtscircus.de ; 156 Showfotos

Bad Mergentheim, 30. Dezember 2022: In kurzer Zeit ist es Veranstalter Rudi Bauer gelungen, in Bad Mergentheim im Norden Baden-Württembergs einen großen Weihnachtscircus sehr erfolgreich zu etablieren. Das ist zum einen überraschend, denn die Kurstadt zählt lediglich 25.000 Einwohner; der Main-Tauber-Kreis ist der am dünnsten besiedelte im Land. Zum anderen ist die Entwicklung auch nicht verwunderlich, denn auf dem Volksfestplatz feierten viele bekannte Unternehmen große Erfolge, und das Konzept Weihnachtscircus ist in der Region bestens etabliert, äußerst beliebt und positiv besetzt.

Darüber hinaus steht die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Udo Glatthaar in wohl deutschlandweit einmaliger Weise hinter „ihrem“ Weihnachtscircus und unterstützt die Veranstaltung nach Kräften. Vor allem aber hat Rudi Bauer für seinen inzwischen 3. Main-Tauber Weihnachtscircus zahlreiche Weichen geschickt gestellt. Beispielsweise betreibt er im Schlosshof auch eine Eisbahn mit weihnachtlichem Hüttendorf. Damit kann er Kombipakete für Unternehmen anbieten – erst Eisbahnbesuch, dann Circusshow – und an beiden Standorten für das jeweils andere Produkt werben. So gerne er sich im Hintergrund hält und dort die Fäden zieht, ist sein Gesicht in der Stadt längst wohlbekannt.


Zeltanlagen beim Main-Tauber Weihnachtscircus

Wiederum wurden die weiß-gelben Zeltanlagen des nicht mehr reisenden Circus Universal Renz aufgeschlagen; das Hauptzelt hat einen Durchmesser von stolzen 42 Metern. Liebevoll eingerichtet wurde das Vorzelt, dessen Wände innen mit rotem Stoff abgehängt und mit großformatigen, goldgerahmten Bildern aus der aktuellen und den vergangenen Shows geschmückt sind. Die Verkaufsstände der umfangreichen Circusgastronomie wurden eigens angefertigt. Nachdem die letzte Produktion etwas unterkühlt wirkte, hat die neue Show deutlich mehr Seele. Dies liegt sicherlich auch daran, dass auf Anleihen bei Flic Flac diesmal verzichtet wird. Vor allem aber ist dies ein Verdienst von David Paschke, der als klassischer Sprechstallmeister mit rotem Frack und schwarzem Zylinder durch die Vorstellung geleitet – formvollendet in sprachlichem Ausdruck und Gestik, charmant und kenntnisreich, überlegt und doch improvisationsstark bei Bedarf.


Ballett, Aurelie Gottani, Mr. Gerald

Auch das vierköpfige Showballett gibt zusätzlichen Glanz. In herrlichen Kostümen kommt es im Opening und Finale, vor den Tierdarbietungen und dem Flugtrapez sowie im Rahmen der großen Magic-Show zum Einsatz. Die zauberhafte Eröffnungsnummer gestaltet Aurelie Gottani bei ihrer Luftakrobatik an einem edel gestalteten Kronleuchter, einschließlich Zehenhang und Wirbel kopfüber. Der ungarische Clown Mr. Gerald wird bereits im Prolog der Vorstellung eingeführt. Als „letzter Besucher“ betritt er das Zelt im eleganten Outfit und sorgt dann dafür, dass die Scheinwerfer erstrahlen können. Ungewöhnlich früh im Programm platziert ist seine ausführliche Szene, in der er mehrere Zuschauer beim Glockenspiel einsetzt. Außer kurzen Reprisen auf der Tribüne spielt er im zweiten Programmteil auch noch die „Reise nach Jerusalem“ mit Kindern aus dem Publikum. Seit seinem Engagement beim Karlsruher Weihnachtscircus vor einem Jahr hat er seine Clownsfigur erfreulich weiterentwickelt; er wirkt sympathisch und zugewandt. Damit kommt er jederzeit gut an.


Dima Bakhtin, Sophie Alton, Leonardo Palmer

Mit weichen, fließenden Bewegungen beeindruckt Sophie Alton bei ihrer Equilibristik auf drei Handstäben, die auf einer sich drehenden Plattform montiert sind. Ein ruhiger Popsong liefert die musikalische Begleitung. Mitreißende Latino-Rhythmen gibt es dann bei der Hochseildarbietung des kolumbianischen Trios Palmer. Jhon und Leonardo Palmer sowie Lili Rodriguez-Herpszt bieten den Aufgang übers Schrägseil, Zwei-Personen-Hoch, Fahrradfahrt, Sprung über die Partnerin, Seilspringen und der Drei-Personen-Pyramide. Einen gut gesetzten Kontrapunkt in der ansonsten betont klassischen Spielfolge bieten die Balljonglagen von Dima Bakhtin im Stile des Neuen Circus. Im schlichten Outfit wechselt der ukrainische Artist zwischen meditativ-ruhigen Momenten, komplexen Touren und blitzschnellen Würfen, zwischen denen er auch noch akrobatische Sprünge einfügt. Am Ende hält er kurz neun Bälle in der Luft, von denen er einen mit dem Fuß ins Spiel bringt.


Dani Pedersen-Jahn, Flying Milla

Eine ganz wunderbare Vorführung mit ihren beiden patagonischen Seelöwen Teddy und Scooby haben Perry und Dani Pedersen-Jahn mit nach Bad Mergentheim gebracht. Zugeworfene Bälle zurückschlagen, Trompete spielen oder Ringe drehen und fangen – die beiden Tiere haben einiges drauf. Im Herbst sahen wir sie noch im Kimba Elefant Park der Familie Casselly in Ungarn. In kleiner Besetzung zu dritt, aber mit vollem Repertoire beschließen die „Flying Milla“ den ersten Programmteil am Flugtrapez. Doppelsalto gestreckt, Dreifacher und Passage werden unter anderem gezeigt, wobei die Ausführung nicht ganz traumwandlerisch sicher gelingt.


Robano Kübler, Gottani Warriors

Flüssig läuft in der besuchten Vorstellung Robano Küblers Dressur mit zwei weißen und zwei normalfarbenen Tigern ab. Zum Repertoire gehören unter anderem die Pyramide, Sprünge von Podest zu Podest und über einen Artgenossen, Abliegen und Hochsitzer sowie ein Steiger. Interessante Effekte und eindrucksvolle Bilder aus Licht mit allen technischen Raffinessen zaubern die Gottani Warriors – Yuri und Aurelie Gottani – bei ihrem Laser-Duell unters Chapiteau.


Joey Grand, Jhon Palmer, Skating Rebels

Zu den Stützen des Main-Tauber Weihnachtscircus gehört von der ersten Saison 2018/19 an Joey Nix. Nun hat der Niederländer seinen ganz großen Auftritt, passenderweise unter dem Künstlernamen Joey Grand. Mit seinen fünf „Divas of Magic“ bringt er klassische Großillusionen in die Manege. So verschwindet er eingangs aus einem Bett und erscheint in einer Glasbox wieder. Einer von brennenden Speeren durchbohrten Box entsteigen vollkommen unversehrt zwei seiner Assistentinnen, dies unter großem Applaus. Die Nachwuchsartisten Dorottya Váradi und Gergö Török zeigen mit hohem Tempo alle Facetten einer klassischen Rollschuhnummer, bis hin zum Genickhangwirbel. Besonders eindrucksvoll die Passagen, bei denen Dorottya an nur einem Fuß gehalten fliegt und dem Podium mit dem Kopf immer wieder bedrohlich nahe kommt. Das Publikum spendet rhythmisch Beifall. Den Abschluss der Vorstellung übernehmen Jhon und Leonardo Palmer mit den typischen Elementen einer guten Todesradnummer – Blindlauf, Seilspringen und hohe Sprünge gehören dazu.

Der 3. Main-Tauber Weihnachtscircus überzeugt mit betont klassischem Circus einschließlich Wildtierdressuren und spektakulären Genres wie Hochseil, Todesrad und Flugtrapez. Damit wird die Show ihrem großen Rahmen vollauf gerecht. Nach dem bisherigem Rekordbesuch mit mehr als 30.000 Gästen wird Rudi Bauer sicher weiter an seinem Konzept feilen, seine Produktion weiter voranbringen – mehr strahlende Helligkeit beim Licht, Livemusik, ein nochmal hochwertigeres Line-up, dies sind sicherlich einige der Stellschrauben, an denen er für den nächsten Winter drehen wird.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll