An einer
Vielzahl von Ständen gibt es neben kulinarischen Köstlichkeiten
aller Art auch Merchandising-Artikel. Tische mit Stühlen laden
zum Verweilen ein. Speisen und Getränke können entspannt
genossen werden. Im Chapiteau dann das von den Tourneen des
Circus Probst vertraute Bild, ergänzt um weihnachtliche
Dekoration. Im Zentrum steht der bekannte Artisteneingang mit
der erhöhten Bühne in der Mitte und dem Orchesterpodium darüber.
Sechs Musiker sorgen darauf für wunderbare Livemusik. Gerade in
diesem Winter keine Selbstverständlichkeit.

Blick
auf die Zeltanlagen des Krefelder Weihnachtscircus
Nachdem es
in Krefeld zunächst Shows im Stil der Probst-Sommerprogramme
gab, drückte Mathijs te Kiefte den Produktionen seinen Stempel
auf. Inzwischen obliegen die Inszenierungen, wie schon seit
längerer Zeit in Gelsenkirchen, Anett Simmen. „Surprise!“ heißt
die neu für Krefeld entwickelte Show. Und diese ist grandios
gelungen, ungemein mitreißend, schlichtweg begeisternd.

Johanna
Kliss und die Probst-Dance-Crew
Die Story
ist naturgemäß einfach gehalten. Eine gestresste Managerin
braucht eine Auszeit vom Job. Durch eine Tür betritt sie die
bunte Welt des Circus, taucht in sie ein. Eine jüngere Ausgabe
ihrer selbst begleitet sie dabei. Zum Auffrischen der
Kindheitserinnerungen bringt ihr alter Teddybär ihr ein
Tagebuch. Diese Geschichte ihrer Erlebnisse in der Welt des
Circus sowie ihrer eigenen Biografie wird zwischen den
Auftritten von Artisten, Clowns und Tierlehrern erzählt. Die
Hauptperson verkörpert die Schauspielerin und Sängerin Johanna Kliss. Sie hat ein sympathisches Auftreten und eine wunderbare
Stimme. Mit dieser intoniert sie zumeist bekannte, eingängige
Melodien wie „Lass jetzt los“ aus Film und Musical „Die
Eiskönigin“. Oder aber „Die Schöne und das Biest“ aus dem
gleichnamigen Bühnenstück. Das zugehörige Biest wird von einem
Ensemblemitglied verkörpert. Ein mehrköpfiges Ballett, die
Probst-Dance-Crew, ist ebenfalls Teil der Inszenierung. In
unterschiedlichen Kostümen sorgen die Tänzerinnen für große
Bilder. Dabei wird geschickt zwischen Manege und
Zuschauereingang gewechselt, was dem flüssigen Ablauf der Show
entgegenkommt. Natürlich wird auch auf ein ausgefeiltes
Lichtdesign großen Wert gelegt.
  
Viktoria Malinovska, Deborah Maloku, Scott Bovelander
Nachdem
wir gemeinsam mit der Protagonistin in die Circuswelt gelangt
sind, gehört der artistische Auftakt Viktoria Malinovska. Für
die Schülerin der Circusakademie in Kiew ist es das erste
Engagement ihrer Karriere. An den Aerial Loops, also den
Luftschlaufen, zeigt sie eine harmonische Kür mit
anspruchsvollen Tricks wie dem Spagat ohne Zuhilfenahme der
Hände. Deborah Maloku erleben wir gleich zweimal. In Auftritt
Nummer eins lässt sie die Requisiten auf ihren Füßen tanzen.
Walzen, Bälle und eine illuminierte Stange jongliert sie bei
ihren Antipodenspielen. Eine Vielzahl von Ringen rotieren bei
ihrer Hula Hoop-Darbietung um die verschiedensten Körperteile.
Zum Schluss bekommt sie immer mehr davon zugeworfen, um alle mit
den Hüften in Schwung zu halten. Am Beginn seines Auftritts
steht Scott Bovelander als E-Gitarrist im Licht der Spots. Doch
schnell geht es weiter zu seinem eigentlichen Metier, den
Bouncing-Jonglagen. Bis zu sieben Bälle hält er dabei zwischen
seinen Händen und einer Plattform am Boden virtuos in Bewegung.
Auch die Showeinlagen kommen beim smarten Niederländer nicht zu
kurz.
 
Duo
Anabi, Torres Truppe
Sechs
Meter lang ist der Chinese Pole, an dem das Duo Anabi seine
Künste zeigt. In flotter Geschwindigkeit geht es die Stange
hinauf und herunter. Dazu gibt es originelle, eigenständige
Tricks. Statt der angekündigten zwei Paare erleben wir mit Game
of Passion ein Trio. Zwei der Akteure zeigen Akrobatik an zwei
gegenüberliegenden, miteinander verbundenen Reckstangen, der
dritte Mitstreiter ist Teil der südamerikanischen Choreographie.
In diese eingebettet sind starke Umschwünge und Sprünge. Die
Luftnummer an Tüchern von The Roses wird ergänzt um Zopfhang.
Die drei Damen und der Herr kreieren so raumgreifende Bilder
unter der Kuppel. Es ist ein Schauspiel in blau und weiß. Mit
bis zu fünf Fahrern gleichzeitig jagt die Torres Truppe auf
Motorrädern durch eine große Stahlgitterkugel. Die letzten
Runden drehen die Kolumbianer mit beleuchteten Maschinen in der
Dunkelheit. Damit setzen sie den furiosen Schlusspunkt vor dem
Finale.
  
Gerd
Koch, Pavel Boyarinov, Ignat und Serafim
Wie schon
2019 sind Marietta und Gerd Koch mit ihren Hunden sowie
Papageien nach Krefeld gereist. Gemeinsam präsentieren sie eine
lebhafte, abwechslungsreiche Dressurdarbietung. Die gepflegten
Tiere arbeiten mit sichtbarer Freude ihr umfangreiches
Repertoire. Ihre Trainer sind wie immer mit großem Engagement
bei der Sache. Ziegen und Esel gehören zur Haustierrevue der
Familie Probst, die ebenfalls von Marietta und Gerd Koch
vorgeführt wird. Eine besondere Überraschung bietet die
Besetzung der Sparte Clownerie. Hier gibt es ein Wiedersehen mit
Pavel Boyarinov. 2008 war er bei Knie in der Schweiz engagiert
und 2016/17 beim Weltweihnachtscircus. Natürlich hat er seinen
noch von damals bekannten Stoffelefanten nach wie vor im
Artistengepäck. Das Tier spaziert munter umher und spritzt mit
Wasser, bis ihm die Energie ausgeht. Als auch das Aufziehen mit
einem Schlüssel nichts mehr nutzt, kommt der unter dem
Elefantenkostüm versteckte Hund zum Vorschein. Mit dieser und
weiteren Szenen sorgt Pavel Boyarinov für den eher leisen,
poetischen Humor. Um das lautere Lachen kümmern sich seine Söhne
Ignat und Serafim. Auch sie haben ein sehr gepflegtes,
sympathisches Auftreten. Aber sie setzen mehr auf Gags. Etwa
wenn der eine den anderen als Statue aus Stein meißelt und am
Ende dessen bestes Stück mit einem Blatt bedeckt. Turbulent geht
es zu, wenn der ältere dem jüngeren Bruder das Musizieren
verbietet und ihm die immer wieder neuen Instrumente wegnimmt.
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