Und das
ausgerechnet zum 25-Jahr-Jubiläum. Doch die Familie von Reinhard
und Brigitte Probst ließ sich von all dem nicht unterkriegen.
Mit dem Freigelände Europastraße wurde ein Ersatz-Standplatz
gefunden, der während des Umbaus des Revierparks genutzt werden
kann. Zufällig liegt dieser neue Platz unweit des ehemaligen
Wildenbruchplatzes, wo 1997 alles begann. Nun steht dort das
imposante, rot-gelb gestreifte Chapiteau mit Platz für 1800
Zuschauer. Das große Vorzelt ist wiederum ausschweifend
weihnachtlich dekoriert und beinhaltet die bestens ausgestattete
Restauration.

Szene
mit der Probst-Dance-Crew, Alisson Bonnefoy und Lukas Johne
Doch das
sind nur die Rahmenbedingungen für eine Show, die schlichtweg
sensationell ist. Eine gigantische Produktion unter dem Titel „Celebration!“,
die dem Geburtstag mehr als gerecht wird. Es ist eine Revue, die
die Geschichte des Gelsenkirchener Weihnachtscircus aufgreift,
ihn und den Circus allgemein regelrecht feiert. Das Ballett
besteht aus etlichen Tänzerinnen, Artistinnen ergänzen die
Probst-Dance-Crew, für die laut dem aufwendigen Programmheft
über fantastische 100 Kostüme angefertigt wurden. Sechs Musiker
sorgen für tolle Livemusik, das Lichtdesign ist grandios. Wie
gewohnt begleitet uns Carmen Leyseck durch den Abend. Doch in
diesem Winter gibt es noch zwei weitere Conferenciers. Alisson
Bonnefoy und Lukas Johne sind beides Schauspieler sowie Sänger.
Insbesondere die Französin Alisson Bonnefoy begeistert mit einer
Wahnsinns-Stimme. Hinzu kommt eine bemerkenswerte Präsenz. Beide
Vokalisten unterhalten uns bestens mit ihren eingängigen Songs.
Wunderbar auch die Szene, in der Carmen Leyseck die vergangenen
25 Jahre aus ihrer Perspektive als Mitwirkende Revue passieren
lässt. Alisson Bonnefoy tut dies kurz darauf aus ihrem
bisherigen Blick als Zuschauerin. Hinreißend in Szene gesetzt
hat all das wieder Anett Simmen. Wir erleben einen Ablauf aus
einem Guss ohne Längen. Genuss von der ersten bis zur letzten
Minute.
 
Rudi
Brukson und John Leyseck, Elena Brukson
Bevor es
so richtig losgeht, bringen die Clowns das Publikum in Schwung.
Gleich drei Spaßmacher gönnt sich diese Show. Da ist Rudi
Brukson, der bereits mit dem Circus Probst auf Tournee war,
hinzu kommen John (Leyseck) und Jim Bim (Sergiu Mosanu). Wir
erleben sie später im Solo sowie Duo. Das Ballett eröffnet das
große Opening mit der ersten Choreographie. Durch ein von den
Tänzerinnen gebildetes Spalier kommen die weiteren Mitwirkenden
herein. Sängerin und Sänger untermalen dieses herrliche Bild mit
einem Duett. An roten Tüchern lenkt Elena Brukson die Blicke
Richtung Kuppel. In ihrer Kür präsentiert sie schöne artistische
Figuren und rasante Abfaller. Zurück in die Manege geht es mit
der Truppe Suba weiter. Die Formation aus der Mongolei beweist,
dass Seilspringen viel mehr sein kann als ein Kinderspiel. Hier
werden mehrere Taue über Kreuz geschwungen, Salti gesprungen
oder aber es hüpft gleich ein Turm aus drei Personen über das
rotierende Seil. Turbulente Jonglagen mit Tellern, Besteck und
Eiern erleben wir, wenn uns Rudi Brukson mit in seine Küche
nimmt.
  
Kristina Kostova, Raquel, Stephanie Probst
In der
nächsten großen Szene bringen die Tänzerinnen weiße Würfel
herein. Diese dienen in verschieden aufgestellten Formationen
als Kulisse für ein Duett von Alisson Bonnefoy und Lukas Johne.
Bonnefoy begleitet gesanglich auch den folgenden Auftritt von
Kristina Kostova. Ein Turm aus Würfeln bildet den Hintergrund,
wenn Kostova sehr gewinnend Handstände in den
unterschiedlichsten Variationen arbeitet. Die anspruchsvollen
Tricks absolviert sie sowohl auf einem als auch auf zwei Händen.
Dann erscheint wieder das Ballett, selbstredend in neuen
Kleidern. Mit Regenschirmen leiten die Damen die Artistik von
Raquel ein. Darin sehen wir die junge Frau an einem
überdimensionalen Schirm, mit dem sie Richtung Kuppel gezogen
wird. Die Kunststücke präsentiert sie am unteren Ende des
Requisits, mithin also an einer Art halbem Luftring. Dieses
innovative Arbeitsgerät ermöglicht mithin neuartige Bilder. Mal
fliegt Raquel dabei über der Manege, mal ist der Schirm in Ruhe.
Noch einmal werden die weißen Würfel neu angeordnet. Jetzt lenkt
Stephanie Probst schwarze Pferde im Slalom darum. Wenn das
Sägemehl dann wieder komplett freigeräumt ist, dirigiert die
Tierlehrerin einen Sechserzug weißer Araber in Freiheit. Wie
gewohnt leitet Stephanie Probst die anspruchsvolle Trickfolge
souverän an. Die Lauffiguren werden durch einem Steiger ergänzt.
Eine wunderschöne Dressurnummer. Leider die einzige in diesem
Programm.
 
Flying
Souza, Carmen Leyseck und Jim Bim
Für sein
Konzert mit Glocken bedient sich Rudi Bruskon im dunklen Frack
der Mithilfe mehrerer Zuschauer, die die Instrumente auf sein
Kommando hin zum Klingen bringen müssen. In den Aufgängen des
Gradins und im Zuschauereingang haben die Tänzerinnen ihren
nächsten Einsatz. Auch Sängerin Alisson Bonnefoy ist bei diesen
mitreißenden Szenen dabei. Währenddessen wird das Fangnetz für
die Flying Souza aufgebaut. Wenngleich wir hier nur ein Quartett
mit Fänger, zwei Fliegerinnen und Flieger erleben, kommen wir
dennoch in den Genuss eines umfangreichen Repertoires. Dazu
gehören etwa der dreifache Salto, die Passage und der Sprung aus
der Kuppel. Zudem haben die Akrobaten das Temperament ihrer
brasilianischen Heimat mit nach Krefeld gebracht. Nach der Pause
geht es mit einer weiteren großen Darbietung in den zweiten
Teil. Nach dem Seilspringen zeigt die Truppe Suba nun
Schleuderbrett-Artistik. Bis zum durch eine Perchestange
gestützten Fünf-Mann-Hoch gehen die Menschentürme, zu denen sich
die Akrobaten aus der Mongolei katapultieren lassen. Das alles
in prächtigen, von ihrer Heimat inspirierten Kostümen. Jim Bim
steht mit gepacktem Koffer im Scheinwerferlicht und will
verreisen. Carmen Leyseck bietet an, ihm ein Taxi zu rufen.
Schon das führt zu Problemen. Richtig turbulent wird es aber,
wenn das knallgelbe Mietauto mit Chauffeur John hereingefahren
kommt. Der herrliche Spaß wird an diesem Abend ein ganz
besonderer, da die Technik nicht ganz so funktioniert, wie sie
soll. So gibt es nicht nur für die Zuschauer viel zu Lachen,
sondern ebenfalls für die Akteure in der Manege.
  
Rico
Brukson, Suldbataar Adilbisch, Tsas Tsenduke
Flott geht
es weiter mit den Tennisjonglagen von Rico Brukson. Filzbälle,
vor allen Dingen aber Rackets lässt er souverän durch die Luft
fliegen. Am Ende hält er fünf Tennisschläger in Bewegung. Mit
schweren Eisenkugeln hingegen jongliert Suldbataar Adilbisch.
Schließlich fasziniert er als Kraftmensch. Mit Leichtigkeit
dreht er einen Baumstamm mittels seiner Hände. Wenn zwei seiner
Partner darauf stehen, hält er ihn mit den Zähnen fest.
Tänzerinnen mit großen gelben Flügeln kommen herein. Vorneweg
schreitet Celina Probst. Die Tochter von Stephanie Probst und
Sergiu Mosanu beweist mit kleinen Kostproben ihres Könnens, dass
sie auf dem Weg zur Kontorsionistin ist. Die Kunst des
Verbiegens bereits perfekt beherrscht Tsas Tsenduke. Die
Mongolin verfügt über einen beneidenswerte Körperbeherrschung.
Ihre Verrenkungen sind dabei immer sehr ästhetisch. Mit den
Füßen richtet sie einen Bogen aus, um mit einem Pfeil
treffsicher einen Luftballon zu zerschießen. Die „Schöne und das
Biest“ entführen uns in einer aufwendigen Inszenierung
musikalisch und optisch in die Märchenwelt von Disney. Ganz in
weiß gehalten ist das direkt darauf folgende spanische Ballett.
  
Ovidiu
Tell, Kristia Kostova, Hell Riders
Absolute
Präzision ist gefragt, wenn Ovidiu Tell mit seinen Armbrüsten
auf filigrane Ziele schießt. So durchbohrt er mit einem Pfeil
den Stiel einer von seiner Assistentin gehaltenen Blume. Oder
aber er zerschießt Schnüre, an denen Luftballons hängen. Seinem
Künstlernamen folgend, schießt er einen Pfeil durch einen Apfel.
Dieser liegt allerdings auf seinem eigenen Kopf. Möglich wird
dies durch das gegenseitige Auslösen mehrerer Armbrüste. Nach
einem Sketch von John und Jim Bim mit einer Kerze geht es noch
einmal unter die Kuppel des Chapiteaus. Dort zelebriert Kristina
Kostova Akrobatik in einer beleuchteten Plexiglaskugel. Einen
deutlich größeren Durchmesser hat die Kugel, die sodann in der
Manege aufgebaut ist. In diese wagen sich die Hell Riders. Auf
Motorrädern fahren sie in riskanten Formationen durch den Globe
of Death. Dies sogar im Dunkeln, wobei die Maschinen beleuchtet
sind. Am Ende jagen sieben Fahrer mit ihren Bikes gleichzeitig
durch die Stahlgitterkugel. Ausgiebig gefeiert wird das Finale.
Alle sind dabei, Sängerin, Sänger, Moderatorin, Ballett sowie
die Artisten. Ein fantastisches Fest, das erneut Hochstimmung im
Publikum aufkommen lässt. Beim abschließenden Kompliment wird
noch einmal klar, welch großes Ensemble uns in den vergangenen
drei Stunden unterhalten hat. |