Der in diesem Jahr vielfach angebrachte Hinweis auf das 250.
Jubiläum des Circus der Neuzeit wird in der Begrüßung
aufgegriffen. Ansonsten wird
klassischer Circus mit einem erfreulichen Tempo aufgeführt. Hinzu
kommen wunderschöne Bilder des Ensembles bei Opening und Finale. Auf
dem Sprödentalplatz sind insgesamt drei Zelte in den Farben Rot und
Gelb für die Besucher aufgebaut. Im ersten befindet sich die Kasse, im
zweiten die großzügige Restauration. Gespielt wird im Chapiteau, mit
dem der Circus Probst die Sommersaisons bestreitet. Ebenfalls von der
Tournee kennen wir das Gradin und den Artisteneingang.
Szene aus dem Finale
Vor
einigen Jahren vom niederländischen Circus Herman Renz zu Probst
gewechselt ist Mathijs te Kiefte. In Krefeld ist er für das Presse- und
Produktionsbüro verantwortlich. Außerdem führt er Regie und begleitet
uns als Ringmaster durch die Show, welche unter dem Titel „Bravo!“
läuft. Ferner hat er gemeinsam mit der Familie Probst die Nummern
ausgewählt. Das Opening erinnert ein wenig an die Programmeröffnungen,
die wir in den letzten Jahren beim Circus Herman Renz erlebt haben. Es
gibt schöne Szenen mit allen Mitwirkenden, die Artisten zeigen
Ausschnitte ihres Könnens. Ein buntes Charivari, das die Vorfreude auf
die kommenden zweieinhalb Stunden weiter steigert und von Anfang an
mitreißt. Ebenfalls bestens bekannt vom Niederländischen Nationalcircus
ist Kapellmeister Rober Rzeznik. Er ist in Krefeld der Kopf eines
Sextetts, welches die Vorstellung grandios musikalisch begleitet. Für
die optische Aufwertung des Geschehens durch gutes Licht ist Alex Slobodenyuk
verantwortlich. Sein Vater Vladimir war hier vor einem Jahr als Clown zu erleben.
Sarah Florees, Nicoleta-Ramona Badea, Alfons Casselly
Von Slobodenyuk bestens in Szene gesetzt wird die Eröffnungsnummer von
Sarah Florees. Die blonde Französin lässt elegant Hula Hoop-Reifen um
ihren Körper kreisen. Dem Namen ihres Requisits alle Ehre macht
Nicoleta-Ramona Badea. In hohem Tempo schwingt sie zu Tangorhythmen am
Schwungseil unter der Circuskuppel hin und her. Dabei zeigt die Rumänin
gewagte Abfaller und weitere riskante Tricks. Durchatmen können wir
gleich darauf, wenn Alfons Casselly acht flauschige Ponys vorführt. Er
dirigiert sie bei variantenreichen Lauffiguren und steckt sogar seinen
Kopf in den „Rachen“ eines seiner Tiere. Als da capo erleben wir unter
anderem einen Stoffweihnachtsmann zu Pony.
Mitglied des Trio Sarkozi, Truppe Teibler, Sarah Houcke
Für
flotte Action sorgt dann wieder das Trio Sarkozi. Die drei Jungs aus
Ungarn werfen sich mit traumwandlerischer Sicherheit gegenseitig die
Keulen zu, dass es eine wahre Freude ist. Auch große Reifen fliegen
durch die Luft. Im dritten Anlauf klappt das Fangen von Ringen durch
einen der Jongleure, die ihm von seinen beiden Partnern immer schneller
zugeworfen werden. Im Stil der 50er Jahre aufgemacht ist die
Schleuderbrett-Darbietung der Truppe Teibler. Zwei Damen und drei
Herren katapultieren sich gegenseitig durch die Luft. In ihre
schwungvollen Choreographie haben sie die verschiedensten Sprünge
eingebaut, die auf einer Matte, den Schultern der Untermänner, einem
Sessel oder einer Plattform auf einer Perchestange gelandet werden.
Höhepunkt ist ein Satz zum Drei-Personen-Hoch. Ein weiteres Quintett
erleben wir direkt nach der Pause. Sehr charmant präsentiert dann Sarah
Houcke fünf Tiger von Martin Lacey junior. Es ist ein vertrautes
Miteinander von Mensch sowie Tier und somit beste Werbung für den
Tiercircus. Unterstrichen wird die Partnerschaft von Sarah Houcke und
den Großkatzen durch ein Interview im ausführlichen sowie hochwertig
aufgemachten Programmheft.
Lénárd Matos, Trio Sarkozi, Duo Badea
Zwei
Podeste, ein Trampolin und eine Treppe bilden den „Spielplatz“ für
Lénárd Matos. Auf diesen Requisiten hält er sich mit dem Einrad in der
Balance. Am Ende wagt er gar eine Fahrt über einen dünnen Steg, an
dessen Seiten Flammen lodern. Ein zweites Mal wirbelt das Trio Sarkozi
über den Manegenteppich. Diesmal präsentieren sie sich auf witzige
Weise als Kaskadeure. Rasant springen sie übereinander und zeigen
Handvoltigen. Konzentration und ein hoher Gleichgewichtssinn sind
gefragt, wenn das Duo Badea auf verschiedenen freistehenden Leitern
balanciert. Das tun die beiden Rumänen sogar im Zwei-Personen-Hoch. Die
weiteren Tricks absolviert Daniel Badea im Solo, seine Partnerin
assistiert. Extrem lang ist die Leiter, auf der er zum Schluss das
Gleichgewicht hält.
Charlie Placais
Der
letzte Auftritt vor dem Finale gehört Charlie Placais. Der Franzose mit
dem muskulösen Oberkörper sieht blendend aus. Viel Kraft benötigt er
für seine einzigartige Kür an den Strapaten. Aber natürlich wirkt es
ganz leicht. Etwa wenn er an den Bändern Aufschwünge zeigt oder
sich in anspruchsvollen Figuren unter der Kuppel im Gleichgewicht hält.
Der Abschluss des Programms wird wieder sehr stimmungsvoll in Szene
gesetzt. Im Dunkeln stellen sich die Mitwirkenden auf die Piste, um von
dort einen ersten Abschiedsgruß zu senden. Nach einer Einzelvorstellung
in der Manegenmitte bildet das Ensemble dort einen Kreis um Ringmaster
Mathijs te Kiefte. Im Regen bunter Papierschnipsel geht die Show dann
endgültig zu Ende. Für die witzigen Momente im Finale, aber natürlich
auch im ganzen Programm, sorgt Antonio Casselly. Der Clown ist einfach
ein prima Typ, ein Publikumsliebling. Immer wieder gerne sehe ich die
Szene mit dem Hund, der während des Picknicks die Würstchen klaut. Sie
ist einfach herrlich gespielt. Ebenfalls ein sicherer Lacherfolg ist
der Boxroboter zusammen mit Bruder Alfons.
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