Begonnen hat alles in Neu-Ulm, wo
in den ersten beiden Saisons gespielt wurde. Nachdem der dortige
Volksfestplatz bebaut wurde, zog man auf den Messeplatz in der
Ulmer Friedrichsau um. Dort erwartet die Besucher im Vorzelt ein
umfangreiches gastronomisches Angebot im Stil eines
Weihnachtsmarktes. Auch die Toiletten sind ohne Gang ins Freie
erreichbar. Das Chapiteau mit seinem Sternenhimmel und das
Bankreihen-Gradin mit Rückenlehnen bieten ein sehr
traditionelles Circusflair. Die vorderen vier Reihen sind dick
gepolstert und als Logen ausgewiesen. Festlich wirkt der hohe
Artisteneingang mit seinem Lichterbogen über der Gardine.
Darüber thront das Orchester, welches die Vorstellung mit
schwungvoller Circusmusik begleitet, zum Teil mit Unterstützung
von Sängerin Mariana.
Hanka Lánikova, Yadira Dayana
Cáceres González und Ballett Vatan, Los Sandros
Zunächst gehört der Rote Ring
Hanka Lánikova, die mit ihrer temperamentvoll gerittenen Hohen
Schule gleich Stimmung schafft. Auch Pirouette und Levade sind
Teil ihres Repertoires. Riesen-Applaus für ihre klassische
Rollschuhnummer ernten im Anschluss „Los Sandros“ alias Sandro Monteiro und Ehefrau Nathalie Daubard. Die Soleil-erfahrenen
Artisten beherrschen das typische Repertoire des Genres. Sehr
geschickt eingesetzt wird das Ballett Vatan. Die
vier hübschen Damen zeigen keine in die Länge gezogenen
Choreographien. Mit knackig-kurzen, aber gekonnt getanzten
Einlagen begleiten sie bei ihren Auftritten die nächsten
Künstler in die Manege. So wie Yadira Dayana Cáceres González,
die an den Strapaten durch die Lüfte fliegt. Spagat, Knie- und
Genickhang sowie ein Wirbel sind einige Teile der
Trickfolge. „Let me entertain you“ spielt das Orchester beim
ersten Auftritt der Truppe Lánik. Und tatsächlich unterhalten
die drei Herren und zwei Damen aus Tschechien uns trefflich bei
ihren Passingjonglagen mit Keulen, auch im Zwei-Mann-Hoch, sowie
mit Fackeln.
Sterzas, Veno Böhm
Zum Jubiläum wurde eine
Clowns-Familie verpflichtet, die schon einmal in Ulm zu Gast
war: Die Sterzas wollen gemeinsam musizieren, doch zahlreiche
Pannen und Zwischenfälle machen den Plan zunächst zunichte. Zum
Abschluss spielen sie natürlich doch noch zusammen, und zwar das
bekannte italienische Lied „Funiculi Funicula“. Darüber hinaus
zeichnet die Familie für die Reprisen verantwortlich.
Aufgrund des herrschenden „Wildtierverbots“, das die Ulmer
Messegesellschaft verhängt hat, sind der Vielfalt der
Dressurnummern hier inzwischen leider Grenzen gesetzt.
Nichtsdestotrotz gefällt der schöne Sechserzug brauner Araber,
den Direktor Veno Böhm voller Tempo in die Manege bringt. Die
Tiere kommen vom dänischen Cirkus Arena und tragen farbige
Bänder in den Mähnen sowie Glitter auf den Rücken.
Abwechslungsreiche Lauffiguren und ein Solo-Steiger werden
sicher präsentiert. Als kleine Circusprinzessin tritt
Direktionstochter Alexia mit ihrem Pony auf.
Truppe Lánik, Magic Israel Santos
Gleich drei attraktive
Truppennummern hat die Truppe Lánik mit nach Ulm gebracht. Neben
der Gruppenjonglage gehört hierzu die Perche-Darbietung, die vor
der Pause platziert wurde. Spektakulär ist zum Beispiel, wie
Lukáš Lánik eine Leiter überschreitet, während seine Frau Hanka
am oberen Ende einer Stirnperche balanciert. Ein fragiler Turm
aus drei Menschen und zwei Perchestangen bildet den
Schlusstrick. Nach der Pause verblüfft Magic Israel Santos mit
seinen Illusionen. In einem Käfig befindet sich plötzlich ein
großer Hund anstelle von zwei Damen; alle vier Ballettgirls
entsteigen nacheinander einer scheinbar leeren Kiste. Diese wird
zwischendurch immer wieder auf zwei Seiten geöffnet, so dass der
komplette Durchblick gewährleistet ist. Und für den ganz großen
Überraschungseffekt sorgt der Helikopter, den der Magier in der
Manege erscheinen lässt. Großen Jubel erhält die
Schleuderbrett-Nummer, mit denen die Laniks alles bieten, was
man mit dem Genre klassischerweise verbindet: Sprünge in den
Sessel, Salti auf einer und zwei Stelzen, Menschentürme und
dazwischen natürlich Tanz zu rasanter Musik in folkloristischen
Kostümen. Zu den Spezialitäten von Kaja Lanik gehört der
Rückwärtssalto zur Plattform am oberen Ende einer Perchestange.
Auch die Lániks sind nicht zum ersten Mal beim Ulmer
Weihnachtscircus zu Gast.
Veno Mendes, Sandro Monteiro,
Hanka Lánikova
Äußerst flott lässt Veno Mendes
einen Sechserzug Kamele durch die Manege laufen – zu dritt, zu
sechst und im Gegenlauf beispielsweise. Während die Trampeltiere
abliegen, kommen einige Lamas als Hürdenspringer hinzu. Dank
seiner starken Balancen auf der Rola Rola – und einem
beeindruckend hohen Turm aus Requisiten – bringt Sandro Monteiro
das Publikum zum Toben. Mit viel Temperament und effektvollem
Verkauf stellt Hanka Lánikova einen Siebenerzug Ponys vor. Special Guest ist ein Esel. Er wird in einer Acht
zwischen auf Postamenten stehenden Ponys hindurchgeführt.
The Flying Gerlings
Für den spektakulären Abschluss
sind „The Flying Gerlings“ zuständig. Damit bringt Douglas
Gerling nach Hochseil, Todesrad, Motorradkugel und Freefightern
Vertreter eines weiteren Sensations-Genres nach Europa. Ein
großes Kunststück war es bereits, den Luftapparat in mehrtägiger
Arbeit in das recht kompakte Chapiteau einzubauen, berichtet uns
Matthias Bergstädt. Den
Flugkünsten der jungen Artisten aus Kolumbien tut das keinen
Abbruch. Salti bis hin zum Dreifachen, Passage und auch
schwierige Pirouetten werden bei mitreißend guter Laune
zelebriert – und dazwischen darf ein feuriger Tanz auf der
Plattform nicht fehlen. Mit einem Kopfsprung von derselben ins
Netz geht die Nummer zu Ende. |