Bei der Beerdigung Christel Sembach-Krones
ist auch dem Außenstehenden deutlich geworden, wie sehr sich die
Verstorbene und die Familie Pilz als echte Familie aus freier
Wahl begriffen. So wurde aus Jana Pilz längst Jana
Lacey-Krone, neue Direktorin des weltbekannten Unternehmens in
fünfter Generation.
Jana Lacey-Krone, Flaggenparade,
Black Blues Brothers
„Mit großem Respekt und Verantwortung,
aber auch mit der gleichen Leidenschaft und Hingabe möchte ich
ihr Werk und die Tradition des Circus Krone zusammen mit meinem
Team und meinem Mann fortführen“, sagt Lacey-Krone nun zu Beginn
jeder Vorstellung des ersten Winterprogramms 2017/18 im
Krone-Bau in München. Es ist mehr als erfreulich, dass die
Krone-Direktion nun auf so sympathische Weise Gesicht zeigt und
selbst in der Manege zum Publikum spricht. Wir können uns nicht
erinnern, das in diesem Unternehmen schon einmal erlebt zu
haben. Eingerahmt werden die bewegenden Worte von
Bildern aus dem jahrzehntelangen Schaffen Christel Sembach-Krones auf einer Leinwand über dem Orchesterpodium sowie
von einer Flaggenparade mit allen Artisten. Und dann geht dieses
Programm richtig los, das Christel Sembach-Krone noch selbst
zusammengestellt hat und das somit auch ihre Handschrift trägt.
Gleich für viel Stimmung sorgen die fünf „Black Blues Brothers“.
Sie bauen menschliche Pyramiden bis zum Drei-Mann-Hoch, springen
auf turbulente Weise Seil, und am Ende trägt der stärkste von
ihnen seine vier Kollegen gleichzeitig. Von allen anderen uns
bekannten afrikanischen Truppen hebt das Quintett sich durch die
Aufmachung ab. Die Artisten arbeiten in schwarzen Anzügen zur
Filmmusik aus den „Blues Brothers“.
John Burke, Olga Moreva, Berty
Balder
Das Blues-Brothers-Thema wird gleich
beibehalten beim Auftritt von John Burke. Im „Bluesmobil“ fährt
er mit seinen beiden Seelöwen in die Manege. Die Darbietung
stellt mehr das komische Zusammenspiel mit den Tieren als
spektakuläre Tricks in den Vordergrund. Ein Wiedersehen gibt es
im Anschluss mit Olga Moreva, die im letzten März-Programm an
den Tüchern brillierte. Nun zeigt sie am Luftring eine
trickstarke Darbietung, unter anderem mit Fershang, mit Knie-
und Fußhang an jeweils nur einem Bein sowie mit
Genickhangwirbel. Dabei nutzt sie das kreisende Requisit ohne
Longe. Einzig die Aufmachung als Pierrot erscheint uns eher ein
wenig altbacken denn poetisch. Das Februar-Programm 2017 war
davon überschattet worden, dass Clown Charlie Carletto kurz nach
der Premiere einen Herzinfarkt erlitt und diesem schließlich
erlag. Als Ersatz war zunächst Berty Balder eingesprungen, bis
er wenig später von Tonito Alexis abgelöst wurde. Nun hat Balder
Gelegenheit, einen ganzen Monat lang sein Können zu beweisen.
Dabei bewährt er sich als witziger und sympathischer Begleiter
durch das Programm. Bekannten Szenen wie der Golfball-Reprise
gewinnt er durchaus neue Seiten ab. Zum Running Gag entwickelt
sich, wie immer wieder der gleiche Zuschauer aus der ersten
Ringplatz-Reihe mitmachen muss. Zum Beispiel, wenn Berty seinen
frechen „Vogel-Strauß“ auf ihn ansetzt oder der Mitspieler zum
Limbo-Tanz verdonnert wird.
Jana Lacey-Krone, Mario Berousek,
Los Robles
Die Elefantennummer darf in keinem
Krone-Programm fehlen. Im Januar erleben wir Jana Lacey-Krone im
vertrauensvollen Zusammenspiel mit Bara, der gelehrigsten Dame
in der fünfköpfigen Herde. Das Kostüm und die – hier live
gespielte – Musik sind aus dem Sommerprogramm „Evolution“
bekannt. Bara steht auf zwei Beinen, sitzt hoch und liegt ab.
Sie trägt ihre menschliche Partnerin, während diese mit einem
Bein in ihrem Maul hängt oder auf ihrem Rüssel sitzt. Es ist
eine schöne, harmonische Vorführung. „In Memoriam“ ist der Titel
dieses Winterprogramms, das ganz dem Gedenken an Christel
Sembach-Krone gewidmet ist. Die Namen einiger Künstler sind nach
langjährigen Engagements untrennbar mit dem Circus Krone
verbunden. Einer von ihnen ist Mario Berousek, mit seinen Keulen
nach wie vor der schnellste Jongleur der Welt. Und mit seiner
tollen Ausstrahlung und dem engagierten Verkauf einer
der charismatischsten. Zusätzlichen Glamour erhält sein Auftritt
durch die Einbindung seiner Töchter Sharon und Vanessa. Diese
werfen ihm die Keulen aus den Aufgängen oder vom Artisteneingang
aus zu. Und dieser Artisteneingang macht die nun folgende
Pausennummer eigentlich unmöglich. Denn seine Größe erlaubt es
nicht, eine vollständige Motorradkugel in die Manege zu fahren.
Aber es wurde eine Lösung gefunden. Die obere Hälfte der
Konstruktion hängt während der gesamten Vorstellung unter der
Circuskuppel, die untere wird in zwei Teilen hereingebracht.
Während einer Clowns-Szene flugs zusammengeschraubt, kann sie
auch schon geentert werden. Bis zu vier Fahrer der Truppe Robles
rasen durch die Kugel, zum Abschluss auch auf leuchtenden
Maschinen in der Dunkelheit. Der Applaus ist riesig, wie immer
bei diesem Genre. Im Krone-Bau ist es eine echte Überraschung.
Jana Laces-Krone, Toni und
Jeannette Alexis, Hans-Ludwig Suppmeier
Dressur-Meisterschüler Christel-Sembach
Krones waren – neben ihrer Ziehtochter – Gerd Koch, Sandro
Montez und Hans-Ludwig Suppmeier. Letzterer ist in diesem
Programm mit fünf Tigern von Flavio Togni vertreten. Die Gruppe
besteht aus vier Golden Tabbies und dem weißen Exemplar Tibet. Gemeinsames
Hochsitzen, Pirouetten, der Sprung über zwei Artgenossen sowie
ein dreifaches Rollover sind ebenso Elemente dieser souverän
vorgeführten Dressurfolge wie Steiger rückwärts gelaufen und
vorwärts gesprungen. Zum Abschluss dreht sich Tibet auf der
Spiegelkugel. Auch der Schlachtruf „Ahoi!“ war viele Jahre und
immer wieder im Circus Krone zu hören. Er ist das Markenzeichen
von Clown-Altmeister Toni Alexis, dessen Arbeit von Christel
Sembach-Krone sehr geschätzt wurde. Denn er und seine Ehefrau
Jeannette konnten die Besucher im riesigen Krone-Chapiteau
erreichen und begeistern. Gemeinsam mit Weißclown Maike Torralvo blödelt
das Paar sich durch eine
lose Abfolge von Gags. Vom gemeinsamen Musizieren übers
Tangotanzen bis zur Karate-Einlage wechseln sich die Episoden
ab, sehr zur Erheiterung des Publikums. Der junge Maike Torralvo
macht seine Sache sehr gut, doch noch lieber hätte man – mit
Sohn Tonito – zwei Generationen Alexis in der Manege vereint
gesehen. Als wunderbare Hommage an Christel Sembach-Krone muss
die von Jana Lacey-Krone präsentierte Pferderevue verstanden
werden. Mehrere kleine und große Gruppen aus dem
unvergleichlichen reisenden Marstall, nacheinander vorgestellt,
so liebte die legendäre Direktorin ihre Auftritte. Und so
präsentiert uns ihre Adoptivtochter zunächst ein Solopferd, das
ihr auf Schritt und Tritt folgt. Dann wechseln sich drei Falben,
sechs Cremellos und zehn Noniusse mit jeweils anderen Facetten
der Freiheitsdressur ab. Mehrere feurige Steiger, einzeln und zu
dritt, schließen diese sehr schön zusammengestellte und
vorgeführte Darbietung ab.
Los Robles
Mit zwei artistischen Highlights strebt
das runde Programm seinem Abschluss entgegen.
Zunächst wandelt der junge André Stykan bei seinen starken
Handständen sichtlich auf den Spuren von Großmeister Encho
Keryazov, auch wenn er inzwischen stärker einen eigenen Stíl
gefunden hat. Schlusstrick ist der Klötzchen-Abfaller. Die Band-Musik
steigert sich ins Dramatische, der Applaus zum bisher stärksten
des Abends. Schlussnummer sind die Robles, nun durch drei Damen
zum Septett erweitert. Auf dem Hochseil werden Sprünge über
kauernde Partner, Spagat, Seilspringen und ein doppeltes
Zwei-Mann-Hoch präsentiert. Richtig spektakulär wird es bei der
Drei-Personen-Pyramide auf Fahrrädern. Die Oberfrau balanciert
dabei auf einem Stuhl, steht sogar auf. Die legendäre
Siebener-Pyramide bildet den Höhepunkt. Hochseiltruppen sind in
Mode gekommen, diese gehört mit ihrer Trickstärke, ihren
sympathischen Akteuren und den geschmackvollen Kostümen zu
unseren Favoriten. |