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Circus Krone - Januar 2018
www.circus-krone.de ; 149 Showfotos

München, 14. Januar 2018: Am 20. Juni 2017 ist Christel Sembach-Krone verstorben. Sie war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Ihre Reitkunst und ihre großen Dressurschöpfungen werden unvergessen bleiben. Die Arbeit mit Pferden stand dabei im Mittelpunkt. Als Direktorin gelang es ihr, den Glanz und die einzigartigen Dimensionen des größten Circus der Welt bis heute zu bewahren. Kinderlos geblieben, sorgte sie gleichwohl dafür, dass ihr eigenes Lebenswerk und das ihrer Vorfahren weiter bestehen wird. Sie nahm die Tochter ihrer engsten Freunde wie ihr eigenes Kind an und adoptierte sie schließlich.

Bei der Beerdigung Christel Sembach-Krones ist auch dem Außenstehenden deutlich geworden, wie sehr sich die Verstorbene und die Familie Pilz als echte Familie aus freier Wahl begriffen. So wurde aus Jana Pilz längst Jana Lacey-Krone, neue Direktorin des weltbekannten Unternehmens in fünfter Generation.


Jana Lacey-Krone, Flaggenparade, Black Blues Brothers 

„Mit großem Respekt und Verantwortung, aber auch mit der gleichen Leidenschaft und Hingabe möchte ich ihr Werk und die Tradition des Circus Krone zusammen mit meinem Team und meinem Mann fortführen“, sagt Lacey-Krone nun zu Beginn jeder Vorstellung des ersten Winterprogramms 2017/18 im Krone-Bau in München. Es ist mehr als erfreulich, dass die Krone-Direktion nun auf so sympathische Weise Gesicht zeigt und selbst in der Manege zum Publikum spricht. Wir können uns nicht erinnern, das in diesem Unternehmen schon einmal erlebt zu haben. Eingerahmt werden die bewegenden Worte von Bildern aus dem jahrzehntelangen Schaffen Christel Sembach-Krones auf einer Leinwand über dem Orchesterpodium sowie von einer Flaggenparade mit allen Artisten. Und dann geht dieses Programm richtig los, das Christel Sembach-Krone noch selbst zusammengestellt hat und das somit auch ihre Handschrift trägt. Gleich für viel Stimmung sorgen die fünf „Black Blues Brothers“. Sie bauen menschliche Pyramiden bis zum Drei-Mann-Hoch, springen auf turbulente Weise Seil, und am Ende trägt der stärkste von ihnen seine vier Kollegen gleichzeitig. Von allen anderen uns bekannten afrikanischen Truppen hebt das Quintett sich durch die Aufmachung ab. Die Artisten arbeiten in schwarzen Anzügen zur Filmmusik aus den „Blues Brothers“.


John Burke, Olga Moreva, Berty Balder 

Das Blues-Brothers-Thema wird gleich beibehalten beim Auftritt von John Burke. Im „Bluesmobil“ fährt er mit seinen beiden Seelöwen in die Manege. Die Darbietung stellt mehr das komische Zusammenspiel mit den Tieren als spektakuläre Tricks in den Vordergrund. Ein Wiedersehen gibt es im Anschluss mit Olga Moreva, die im letzten März-Programm an den Tüchern brillierte. Nun zeigt sie am Luftring eine trickstarke Darbietung, unter anderem mit Fershang, mit Knie- und Fußhang an jeweils nur einem Bein sowie mit Genickhangwirbel. Dabei nutzt sie das kreisende Requisit ohne Longe. Einzig die Aufmachung als Pierrot erscheint uns eher ein wenig altbacken denn poetisch. Das Februar-Programm 2017 war davon überschattet worden, dass Clown Charlie Carletto kurz nach der Premiere einen Herzinfarkt erlitt und diesem schließlich erlag. Als Ersatz war zunächst Berty Balder eingesprungen, bis er wenig später von Tonito Alexis abgelöst wurde. Nun hat Balder Gelegenheit, einen ganzen Monat lang sein Können zu beweisen. Dabei bewährt er sich als witziger und sympathischer Begleiter durch das Programm. Bekannten Szenen wie der Golfball-Reprise gewinnt er durchaus neue Seiten ab. Zum Running Gag entwickelt sich, wie immer wieder der gleiche Zuschauer aus der ersten Ringplatz-Reihe mitmachen muss. Zum Beispiel, wenn Berty seinen frechen „Vogel-Strauß“ auf ihn ansetzt oder der Mitspieler zum Limbo-Tanz verdonnert wird.


Jana Lacey-Krone, Mario Berousek, Los Robles 

Die Elefantennummer darf in keinem Krone-Programm fehlen. Im Januar erleben wir Jana Lacey-Krone im vertrauensvollen Zusammenspiel mit Bara, der gelehrigsten Dame in der fünfköpfigen Herde. Das Kostüm und die – hier live gespielte – Musik sind aus dem Sommerprogramm „Evolution“ bekannt. Bara steht auf zwei Beinen, sitzt hoch und liegt ab. Sie trägt ihre menschliche Partnerin, während diese mit einem Bein in ihrem Maul hängt oder auf ihrem Rüssel sitzt. Es ist eine schöne, harmonische Vorführung. „In Memoriam“ ist der Titel dieses Winterprogramms, das ganz dem Gedenken an Christel Sembach-Krone gewidmet ist. Die Namen einiger Künstler sind nach langjährigen Engagements untrennbar mit dem Circus Krone verbunden. Einer von ihnen ist Mario Berousek, mit seinen Keulen nach wie vor der schnellste Jongleur der Welt. Und mit seiner tollen Ausstrahlung und dem engagierten Verkauf einer der charismatischsten. Zusätzlichen Glamour erhält sein Auftritt durch die Einbindung seiner Töchter Sharon und Vanessa. Diese werfen ihm die Keulen aus den Aufgängen oder vom Artisteneingang aus zu. Und dieser Artisteneingang macht die nun folgende Pausennummer eigentlich unmöglich. Denn seine Größe erlaubt es nicht, eine vollständige Motorradkugel in die Manege zu fahren. Aber es wurde eine Lösung gefunden. Die obere Hälfte der Konstruktion hängt während der gesamten Vorstellung unter der Circuskuppel, die untere wird in zwei Teilen hereingebracht. Während einer Clowns-Szene flugs zusammengeschraubt, kann sie auch schon geentert werden. Bis zu vier Fahrer der Truppe Robles rasen durch die Kugel, zum Abschluss auch auf leuchtenden Maschinen in der Dunkelheit. Der Applaus ist riesig, wie immer bei diesem Genre. Im Krone-Bau ist es eine echte Überraschung.


Jana Laces-Krone, Toni und Jeannette Alexis, Hans-Ludwig Suppmeier

Dressur-Meisterschüler Christel-Sembach Krones waren – neben ihrer Ziehtochter – Gerd Koch, Sandro Montez und Hans-Ludwig Suppmeier. Letzterer ist in diesem Programm mit fünf Tigern von Flavio Togni vertreten. Die Gruppe besteht aus vier Golden Tabbies und dem weißen Exemplar Tibet. Gemeinsames Hochsitzen, Pirouetten, der Sprung über zwei Artgenossen sowie ein dreifaches Rollover sind ebenso Elemente dieser souverän vorgeführten Dressurfolge wie Steiger rückwärts gelaufen und vorwärts gesprungen. Zum Abschluss dreht sich Tibet auf der Spiegelkugel. Auch der Schlachtruf „Ahoi!“ war viele Jahre und immer wieder im Circus Krone zu hören. Er ist das Markenzeichen von Clown-Altmeister Toni Alexis, dessen Arbeit von Christel Sembach-Krone sehr geschätzt wurde. Denn er und seine Ehefrau Jeannette konnten die Besucher im riesigen Krone-Chapiteau erreichen und begeistern. Gemeinsam mit Weißclown Maike Torralvo blödelt das Paar sich durch eine lose Abfolge von Gags. Vom gemeinsamen Musizieren übers Tangotanzen bis zur Karate-Einlage wechseln sich die Episoden ab, sehr zur Erheiterung des Publikums. Der junge Maike Torralvo macht seine Sache sehr gut, doch noch lieber hätte man – mit Sohn Tonito – zwei Generationen Alexis in der Manege vereint gesehen. Als wunderbare Hommage an Christel Sembach-Krone muss die von Jana Lacey-Krone präsentierte Pferderevue verstanden werden. Mehrere kleine und große Gruppen aus dem unvergleichlichen reisenden Marstall, nacheinander vorgestellt, so liebte die legendäre Direktorin ihre Auftritte. Und so präsentiert uns ihre Adoptivtochter zunächst ein Solopferd, das ihr auf Schritt und Tritt folgt. Dann wechseln sich drei Falben, sechs Cremellos und zehn Noniusse mit jeweils anderen Facetten der Freiheitsdressur ab. Mehrere feurige Steiger, einzeln und zu dritt, schließen diese sehr schön zusammengestellte und vorgeführte Darbietung ab.


Los Robles 

Mit zwei artistischen Highlights strebt das runde Programm seinem Abschluss entgegen. Zunächst wandelt der junge André Stykan bei seinen starken Handständen sichtlich auf den Spuren von Großmeister Encho Keryazov, auch wenn er inzwischen stärker einen eigenen Stíl gefunden hat. Schlusstrick ist der Klötzchen-Abfaller. Die Band-Musik steigert sich ins Dramatische, der Applaus zum bisher stärksten des Abends. Schlussnummer sind die Robles, nun durch drei Damen zum Septett erweitert. Auf dem Hochseil werden Sprünge über kauernde Partner, Spagat, Seilspringen und ein doppeltes Zwei-Mann-Hoch präsentiert. Richtig spektakulär wird es bei der Drei-Personen-Pyramide auf Fahrrädern. Die Oberfrau balanciert dabei auf einem Stuhl, steht sogar auf. Die legendäre Siebener-Pyramide bildet den Höhepunkt. Hochseiltruppen sind in Mode gekommen, diese gehört mit ihrer Trickstärke, ihren sympathischen Akteuren und den geschmackvollen Kostümen zu unseren Favoriten.

Aufs viel beklatschte Finale folgt ein romantischer Epilog. Das formidable Orchester von Oleksandr Krasyun spielt noch einmal, Sprechstallmeister Nikolai Tovarich singt „My Way“. Toni und Jeannette schminken sich ab, blicken sinnbildlich auf ihre lange Karriere zurück. Eine Karriere, die sie dank ihrer langjährigen Engagements in diesem Unternehmen zu einem guten Teil Christel Sembach-Krone zu verdanken haben. Wir alle verdanken ihr, dass die Geschichte dieses großartigen Circus nahtlos weitergeht. Und das dank ihrer umsichtigen Nachfolgeregelung über den Tod der Prinzipalin hinaus.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber