Es sind diese – und viele weitere -
Manegenpersönlichkeiten, die dem dritten Programm der laufenden
Winterspielzeit ihren Stempel aufdrücken und es zu einem wahren Genuss
werden lassen. Mag sein, dass es nicht ganz so stark ist wie
jenes im Februar. Aber es begeistert nicht weniger. Lang anhaltende
Ovationen gleich in der ersten Vorstellung beweisen dies. Und diese
Nachmittagspremiere läuft gleich (nahezu) reibungslos ab. Ein großes
Lob insbesondere an das hervorragende Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun.
Der überwiegende Teil der Darbietungen wird von den Musikern begleitet, was eine wertvolle Aufwertung bedeutet. Auch das Licht
ist bereits so eingespielt, wie man das bei Krone gewohnt ist. Die
Requisiteure um Sprechstallmeister Nicolai Tovarich haben sich schnell
auf die neuen Auf- und Umbauten eingestellt. Last not least hat auch
das Finale wieder eine kleine Rahmenhandlung bekommen.
Pierino
Dafür sind Olga und Pierino zuständig. Mit
ihren Seifenblasen geben sie das Thema vor. Sie sind zudem der rote
Faden der Show. Die beiden haben sich im Circus Krone kennen und lieben
gelernt. Sie war Tänzerin im Ballett und er schon damals der
„zauberhafte Clown“. Einige wenige Ideen von damals, sein Engagement im
Tourneeprogramm endete vor 14 Jahren, sind noch dabei. Etwa der große
Nilpferdkopf, auf den damals der Auftritt von Flusspferd Poppäa folgte.
Jetzt hat die Geschichte eine andere Handlung. Viele neue Szenen sind
zu sehen. Immer sind sie poetisch, anrührend, einfach liebevoll. Pierino und Olga beweisen, dass man auch mit den viel zitierten „leisen
Tönen“ für Freude, ja Lachen sorgen kann. Sie bilden damit einen
schönen Kontrast zum Tapezier-Entree aus dem Januar-Programm. Das
Münchner Stammpublikum bekommt so verschiedenste Facetten der Clownerie
zu sehen. Ohne Zweifel erreicht das Paar sein Publikum und dessen
Herzen.
Martin Lacey junior, Jana Mandana
Mit gleich drei
Darbietungen ist Martin Lacey junior von seinem Winterengagement in
Spanien zurückgekehrt. Als besonderes Highlight präsentiert er eine
große Gruppe mit jungen weißen und normalfarbenen Löwen aus seinem
Bestand. Man kommt mit dem Zählen nicht mehr hinterher.
Dankenswerterweise übernimmt Lacey das selbst, kommt auf 17, meint
aber, es müssten 18 Tiere sein. Die Löwen sind natürlich ungeheuer
knuffig und faszinieren schon durch bloße Anwesenheit sowie ihre
Spielereien. Für den kommenden Winter kündigt Lacey eine Gruppe, an die
so groß sein wird, dass sie einen Eintrag ins „Guiness Buch der Rekorde“
erhält. Auf die Jugend folgen die Routiniers. Seine bekannte Gruppe
ausgewachsener Löwen hat es dagegen fast schon etwas schwer, überzeugt
aber natürlich durch Trickstärke und die zumeist gewollt wilde
Präsentation. Der weiße Löwe King Tonga schließlich erhält seinen Applaus wie gewohnt
für die Fahrt auf der Spiegelkugel. Hinzu kommt eine Runde durch die
Manege an der Seite von Martin Lacey junior. Ein Umzug mit Pferden,
Kamelen und Lamas leitet die Elefantendressur ein. Drei Inderinnen
zeigen auf Kommando von James Puydebois einen eindrucksvollen
Querschnitt durch das Repertoire der Wappentiere des Circus Krone. Die
Reiterinnen tragen dabei die Kostüme der aktuellen Sommerproduktion,
die Tiere den passenden Kopfschmuck. Nachdem sie im Januar und Februar
Pferdefreiheiten präsentierte, erleben wir Jana Mandana jetzt mit einer
Hohen Schule. In spanischem Kostüm reitet sie zunächst auf einem
Lusitano, dann auf einem Friesen. So entstehen schöne Bilder
hervorragender Reitkunst.
Quing Dao-Truppe, Elisa Khatchatrian, Crazy
Wilson
Die Quing Dao-Truppe
bestreitet Eröffnungs- und Schlussnummer. Die Truppe besteht aus jungen
Chinesen und ist sowohl in den Ikarischen Spielen als auch in der
Mastenakrobatik versiert. Ein Goldener Pierrot beim diesjährigen
Festival in Budapest unterstreicht dies. Die Ikarischen Spiele werden
ganz in Gold dargeboten. Da die Trinkas in die Kostüme integriert sind,
entstehen ständig neue wunderbare Bilder der großen Truppe. Ungeheuer
flink und geschmeidig erklimmen die Artisten zur Schlussnummer die beiden nebeneinander
aufgestellten Masten. Kleine Trampoline sorgen für zusätzliche Effekte.
Wie bei den Ikarischen Spielen, folgt auch die Mastenakrobatik einer
gesamtheitlichen Choreographie. Eine aktuelle Preisträgerin des
Festivals von Monte Carlo (Bronzener Clown) ist Elisa Khatchatrian. Sie
ist, wie das Programmheft zutreffend beschreibt, tatsächlich eine
„Prima-Ballerina auf dem Hochseil“. Den größten Teil ihrer longierten
Arbeit in zehn Metern Höhe bestreitet sie auf den Zehenspitzen. Hilfe
beim Balancieren gibt ihr dabei ein Fächer. Elegant tanzt sie gekonnt
über den dünnen Draht. Eine Nummer, die bei uns Seltenheitswert hat.
Volles Risiko geht Crazy Wilson. Der Kolumbianer ist ohne Frage einer
der waghalsigsten Artisten auf dem Todesrad. Nicht zuletzt beweist er
dies mit seinem Salto auf dem rotierenden Außenrad. Wie im Rausch
wiederholt er den Trick an diesem Nachmittag mehrere Male. Das Publikum
tobt und hat sich danach eine Pause verdient.
Duo Minsaov, Picasso
junior, Roman Khapersky
Wahre Begeisterungsstürme entfacht zudem
die Quick Change-Performance des Duos Minasov. Das Publikum geht enorm
mit, wenn Elena und Victor zu fetzigen Rhythmen enthusiastisch tanzend
in immer neuen Varianten die Kostüme wechseln. Es geht wirklich Schlag
auf Schlag. Kaum haben die Zuschauer das neue Kleid wahrgenommen, ist
es schon wieder fort und durch ein wiederum neues ersetzt. Bestens
kommt auch Victors Solo in einem großen weißen Ballon an, den er sich
zunächst über den Kopf stülpt, um dann komplett darin zu verschwinden.
Das Kostüm des Matadors ist nicht neu für einen Jongleur. Originell
sind aber definitiv die Jonglagen mit Tischtennisbällen und Tellern von
Picasso junior. Zunächst jongliert er die Zelluloidkugeln mit einem
Holzschläger, dann mit dem Mund. Die Anzahl der Bälle, die er
gleichzeitig mit dem Mund in der Luft hält, dürfte aktuell unerreicht
sein. Seine mitreißende Präsenz macht diesen Auftritt zu einem ganz
besonderen. Für die Abkühlung sorgt gleich darauf Roman Khapersky. Der
„cool guy“ aus Russland drückt seine Handstände mit auffallender
Lässigkeit und flirtet nebenbei noch mit den Damen im Publikum. Der
blonde Spross einer Circusdynastie hat zudem durch sein spezielles
Requisit ungewöhnliche Effekte in seine Kür eingebaut.
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