Nach
zweijähriger Pause kehrte Elmar Kretz im vergangenen Jahr in den „Adler“
zurück. Statt „Buenissimo“ hieß die Show nun „Salto Culinare –
Körperkunst und Kochkultur“. Livemusik gibt es seitdem nicht mehr, im
Gegensatz zu den von uns besuchten Produktionen 2013 und 2014. Dafür
stehen die Shows unter einem bestimmten Motto. 2017 lud Elmar Kretz zu „Crazy
Flight – eine unglaubliche Reise um die Welt“. In diesem März war
„unbeschreiblich weiblich“ Titel des Programms. In diesem Sinne hatte
Elmar Kretz ausschließlich Frauen verpflichtet. Abgesehen von David
Paschke alias Comedy-Oberkellner „Herr Panschke“. Er gehört bei den
Shows im „Adler“ schon zum Inventar.

Das „Adler-Varieté-Theater“
Das
Gasthaus im 1600 Einwohner zählenden Luftkurort Oberreute, wenige
Kilometer von der Grenze zu Österreich entfernt, ist nicht der Ort, an
dem man eine hochwertige Dinnershow erwarten würde. Doch weit gefehlt.
Die Tische sind festlich gedeckt, die 150 Stühle mit eleganten Hussen
bezogen, die Wände mit rotem Stoff behängt. So entsteht ein wunderbares
Ambiente. Den Hintergrund der Bühne bildet eine LED-Leinwand, auf der
passende Hintergrundbilder zu den einzelnen Darbietungen gezeigt werden.
Die ganze Vorstellung wird in stimmungsvolles Licht getaucht. Das
jederzeit aufmerksame Service-Team serviert vier Gänge – Linsensüppchen
im Glas, Safran-Gemüse-Risotto mit Zanderfilet, Zartes vom Rinderbug und
Bayerische Creme mit Zwetschenröster. Mit großem Brimborium wird der
Hauptgang unter silbernen Gloschen und mit weißen Handschuhen
aufgetragen. Jeder Gang wird zügig verteilt, die leeren Teller schnell
wieder davongetragen. Und dann geht es jeweils flugs weiter mit dem
komisch-artistischen „Menü“ im „Adler-Varieté-Theater“. Drei Stunden
vergehen wie im Flug.

Herr Panschke und
Lepoarden-Olga
Schon
beim Einlass mischen sich Oberkellner Panschke und Leoparden-Olga
unters Publikum, gehen von Tisch zu Tisch, plaudern mit dem Publikum. Leoparden-Olga hat ihren eigenen Klappstuhl dabei, so dass sie bei jedem
Grüppchen noch einen Platz findet. Diese Dame ist garantiert nicht
schüchtern. Offensiv und extrovertiert geht sie auf die Besucher zu,
parliert mit charmantem tschechischen Akzent und beschreibt ihre
körperlichen Reize als „böhmische Knödel“, „Powidltascherln“ und andere
Köstlichkeiten aus der Küche unseres Nachbarlandes. Beim Kostüm ist
Leoparden-Olgas Name Programm. Außerhalb des Rampenlichts hört sie auf
den Namen Betty Langhoff und spricht mit dezentem Heidelberger Dialekt.
Zum Beginn der eigentlichen Vorstellung lässt sie in einer Illusion die
Tochter von Elmar Kretz, Milena, verschwinden und an ihrer Stelle Herrn
Panschke erscheinen. Dieser wiederum gewinnt Olga als Unterstützung fürs
Serviceteam – mit Leopardenschürze natürlich.
  
Natalia Bakun, Duo Yingling, Herr
Panschke
Im
ersten artistischen Auftritt des Abends präsentiert sich Natalia Bakun
als verführerische Lebefrau. Sie füllt ein Weinglas mit Rotwein,
balanciert es auf ihrer Stirn und gleitet so in den Spagat. Nun dreht
sie sich im Sitzen und Liegen um sich selbst. Mit einem kräftigen
Schluck vom edlen Tropfen verabschiedet sie sich. Leoparden-Olga startet
einen Versuch, es ihr nachzutun – mit einem Sektglas und bescheidenerem
Balancier-Erfolg. Dafür wechselt das in den Kelch gefüllte Wasser die
Farbe. Magische Fähigkeiten beweist auch Herr Panschke. In seinem
verschlossenen Umschlag befindet sich das Foto eines Prominenten, dessen
Name ein Zuschauer zuvor zufällig aus einem Kartenspiel gezogen hat. In
diesem Fall Elton John. Für Verblüffung sorgen ebenso die gebürtigen
Chinesinnen des Duo Yingling. Nicht nur, weil beide bei ihren
Antipodenspielen jeweils fünf Schirme auf Händen und Füßen balancieren.
Oder Balancen auf zwei Etagen zeigen. Nein, sie begrüßen das Publikum
auch in charmantem Schwyzerdütsch. Schließlich leben sie seit vielen
Jahren in der Schweiz.
  
Duo Yingling, Leoparden-Olga, Herr Panschke
Für
viele Lacher sorgt Herrn Panschkes „Verkehrsgeschichte“. Diese erzählt
er mithilfe von zahlreichen Bildern von Verkehrsschildern. Freilich geht
es in der schlüpfrigen Anekdote um eine Frau und andere Arten des
Verkehrs als auf der Straße. In ihrem zweiten Auftritt verkettet Natalia
Bakun auf geheimnisvolle Weise Ringe miteinander, lässt sie schweben und
löst die Verbindungen ebenso mühelos wieder auf. Lepoarden-Olga umrahmt
den Hauptgang mit einer gedichteten Ode auf das Menü sowie ihrem ganz
großen Auftritt als Ring-Jongleurin. Dafür benötigt sie einen
„Sicherheitsbeauftragten“ aus dem Publikum, der stilecht mit einer
Leoparden-Warnweste ausstaffiert wird. Und beherzt eingreifen soll, als die
Ringe plötzlich an Olgas Körper festsitzen. Die Lösung des delikaten
Problems geschieht dann im Verborgenen, verborgen jedenfalls vor den
Augen des „Sicherheitsbeauftragten“. Noch einmal erleben wir das Duo Yingling, nun in einer brillanten Kombination aus Handstand- und
Partnerakrobatik, Kontorsion und Tücher-Antipoden.
  
Martyn
Chabri, Herr Panschke und Leoparden-Olga, Natalia Bakun
Immer
wieder mitreißend und begeisternd ist die Nummer von Martyn Chabri.
„Unbeschreiblich weiblich“ und äußerst glamourös verbindet sie ihre
Kostümillusionen mit musikalischen Elementen an Saxofon, Xylophon,
Flaschenorgel und Wassertrommel. Der vormalige „Sicherheitsbeauftragte“
aus dem Publikum kommt nochmals zum Einsatz, nun in Form einer
„magischen Pumpe“. Daraus zapfen Herr Panschke und Leoparden-Olga
gemeinsam ein Gläschen Rotwein Für den Abschluss des Programms ist
wiederum Natalia Bakun zuständig. Voller Tempo und Dynamik, Feuer und
Leidenschaft zelebriert sie ihren Tanz mit den Hula Hoop-Reifen.
Präsentiert sich als geheimnisvolle Orientalin. Und findet dabei noch
Zeit für kecke Flirts mit ihrem Assistenten Herrn Panschke sowie mit dem
Publikum. Auch das ist wirklich „unbeschreiblich weiblich“. |