Die
musikalische Begleitung durch die Tom Schlüter Band ist inzwischen
schon zum liebgewonnenen Standard geworden. Kein Grund aber, das
wunderbar spielende Quartett nicht zu loben. Es trägt maßgeblich zur
Gesamtwirkung bei. Das Lichtdesign liegt wie gewohnt bei Philipp Zier.
Auch dieses ist äußerst stimmungsfördernd.

Archie Clapp
Archie
Clapp ist der Mann, der das von Julius Zier zusammengestellte und
inszenierte Nummernprogramm präsentieren darf. Wie viele seiner
Vorgänger auf der Bühne in Höchst beherrscht auch er die Zauberkunst.
In erster Linie erleben wir den Berliner mit der markanten
Einhorn-Frisur aber als Comedian. Mag sein, dass sein Humor
Geschmackssache ist. Meinen Geschmack jedenfalls trifft er exakt. Die
beiden Damen in der Reihe vor mir äußern sich ebenfalls begeistert. Die
Reaktion des restlichen Publikums lässt ähnliches vermuten. Er erzählt
von seinen Nachbarn in Berlin-Neukölln, liest aus seinem Tagebuch vor
oder berichtet vom Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses. Herrlich
auch das erstmalige Ausprobieren eines per Versandhandel gekauften
Zaubertricks mit Anweisungen von der CD. Das alles mit dezentem
Berliner Charme vorgetragen.
  
Detlef Winterberg, Evgeny Vasilenko, Jochen Schell
In
Sachen Humor unterwegs ist auch Detlef Winterberg. Er ist der kauzige
Typ, der schräg daherkommt. Sein Outfit, dunkler Straßenanzug mit
Krawatte und Hut, ist bieder, der Gesichtsausdruck ernst. Nicht gerade
der Publikumsliebling auf den ersten Blick. Seine Gags allerdings
zünden zumeist. Etwa wenn er Tiere darstellt oder ein Igluzelt im
Handumdrehen auf die Bühne zaubert, dann aber ordentlich Mühe beim
Zusammenfalten hat. Zu Hochform läuft Winterberg auf, wenn er „20
Zaubertricks in drei Minuten“ präsentiert. Er hat jeweils einen
Auftritt in beiden Programmteilen. Als fröhlicher Straßenkünstler kommt
Evgeny Vasilenko daher. Der in Las Vegas lebende Russe ist ein Virtuose
auf dem Schlappseil. Er beherrscht den Hand- und den Kopfstand.
Letzteren unter Zuhilfenahme der Hände. Und als Clou balanciert er auf
der Rola Rola auf dem Seil. Introvertierter wirkt da Jochen Schell. Der
als „Avantgarde-Jongleur“ angekündigte Artist hat sich eine neue
Darbietung erarbeitet. Dabei lässt er Kugeln in Ringen kreisen. Es
ergeben sich spannende, neuartige Bilder. Etwa wenn er sechs Kugeln in
sechs Ringen gleichzeitig kreisen lässt. Kleine Gags runden seinen
Auftritt ab.
  
Thula
Moon, Ievgenia Svirova, Olga Golubeva
Zum
Träumen nimmt uns Thula Moon mit unter die Decke der Bühne.
Die auf Hawaii geborene und an der Circusschule in Montreal
ausgebildete Artistin hat sich den Luftring als Requisit
ausgesucht. Darin beweist sie sehr sinnlich mit Figuren aus
der Kontorsion die Beweglichkeit ihres Körpers. Das
Lichtdesign rundet ihre Kür wunderbar ab. Vergleichsweise hoch
hinaus geht es ebenfalls für Ievgenia Svirova. Ihre
Reifenjonglagen zeigt sie auf einer hohen Plattform mit
geringem Durchmesser. Ihre Füße passen gerade so darauf. Ihr
Repertoire ist vielseitig. Sie wirft mehrere Reifen in die
Luft und fängt sie wieder auf. Dann wieder lässt sie Reifen
über ihren Körper rollen. Erst zum Schluss erleben wir
eigentliche Hula Hoop-Akrobatik. Einen Ausflug in die
Geschichte machen wir mit Olga Golubeva. Sie gibt ihrer
Artistik am „Fliegenden Masten“ ein historisches Thema. Der
Mast ist eine nostalgische Straßenlaterne. Ihr schönes Kleid
scheint ebenfalls aus einer anderen Epoche. In dieser
liebevollen Aufmachung arbeitet sie ihre Tricks. Es ist eine
stimmige und stimmungsvolle Schlussnummer der Show.
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