“Wir
wollen kein nettes Potpourri von allem, sondern starke Bilder
schaffen, die einen Eindruck hinterlassen, mehr Happening bieten
als herkömmliche Präsentation”, sagte er gut zwei Wochen vor der
Premiere der “Revue der Elemente” zu chapiteau.de. Fast ein
halbes Jahr habe er am Konzept für die “bisher aufwendigste
Produktion des Friedrichsbaus” gefeilt; vor der Premiere
arbeitete er dann mit dem sechsköpfigen Ballett eine Woche lang
in Paris und probte anschließend mit allen Künstlern fünf Tage
lang bis zur Premiere. |
   
Franziska Becker, Ballett
Die
Premienvorstellung lieferte dann einen etwas zwiespältigen Eindruck. In
der Tat übertrifft der Aufwand für diese Show alles, was wir bisher im
Friedrichsbau gesehen haben: ausgefeilte Tanzszenen mit den sechs Damen
von “Les Belles d’un Soir”. Wundervolle Beleuchtung mit vielen Effekten.
Projektionen von Vulkanen, Meeresbrandung, Wolken, Landschaft, die
Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde symbolisierend. Spektakulär die
Szene vor der Pause: Sängerin Franziska Becker steht in einem
ausladenden roten Kleid, sich um sich selbst drehend, auf der Bühne -
und gegen Ende des Songs erscheinen aus dem Kleid erst Hände und Arme,
dann die Damen des Balletts. Dennoch: Die effektvolle Show lud am
Premierenabend zu interessiertem Staunen ein, wirklich begeisternd und
mitreißend war sie aber nicht - vielleicht auch einfach noch
nicht, denn im Friedrichsbau wollte man nach der Premiere weiter an der
“Revue der Elemente” feilen.
   
Duo Gorodji, Jochen
Schell, La Vizio
Sorgfältig auf das
Showkonzept abgestimmt ist die Auswahl der artistischen Darbietungen.
Jochen Schell eröffnet das artistische Programm mit einer faszinierenden
Performance. Er lässt Kreisel auf einer Schwertspitze oder auf einem
ziehharmonika-artigen Gestell rotieren, und schließlich drehen sich
sechs Kreisel gleichzeitig auf Schell selbst - auf Kopf, Schultern, zwei
Fingern, Fuß und Knie. Im zweiten Programmteil ist er noch einmal mit
einer ungewöhnlichen Jonglage zu sehen - ihm geht es nicht darum, so
viele Gegenstände wie möglich in der Luft zu halten, sondern eher um
tänzerische Bilder mit nicht mehr als vier Ringen. Faszinierend sind die
Schattenspiele von Mikhael Mikheleev, der mit Licht und bloßen Händen
einen ganzen Zoo auf Leinwand zaubert - Hund und Hase, Elefant und Löwe,
Wolf und Elch... Nicht ganz überzeugt hat uns einzig die
Handstand-Darbietung von Yuriy Ovysannikov, früheres Mitglied der Gruppe
“Seaworld”: Der junge Artist zeigt seine Kunst nicht im genre-üblichen
Zeitlupentempo, sondern hastet eher von Pose zu Pose - was soll das?
Schön anzusehen ist später die Luftakrobatik des Duo Gorodji an vier
Seilen mit Halteschlaufen, hier “Doppelstrapaten” getauft. Das
artistische Glanzlicht des Programms liefert aber ohne Zweifel das Duo
“La Vizio”, das auch schon im “Cirque du Soleil” zu sehen war -
schwierigste Tricks wirken in dieser Hand-auf-Hand-Darbietung leicht und
schwebend.
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