Oberhausen, 31.
März 2009:
Geboren in Bamberg, entdeckt Alexander
Xelo seine Leidenschaft, die Jonglage! Als Autodidakt und mit Talent und
starkem Willen ausgestattet, arbeitet er sich bis an die Weltspitze der
Jongleure/Diabolospieler vor. Er besucht für kurze Zeit die Staatliche
Artistenschule in Berlin, um seine Diabolonummer zu vervollständigen und
schloss diese mit Bravour ab. Danach begann die "Europa"-Tournee mit der
ersten Station Circus Flic Flac. Soweit Alexander Xelos Biografie,
entnommen von seiner Homepage www.xelo.de.
Chapiteau.de
wollte mehr wissen und bat Xelo, der zurzeit erneut beim Circus Flic
Flac engagiert ist, um ein Interview. |

|
Chapiteau.de:
Mit Nock,
Arena, Arlette Gruss, Hermann Renz, Pinder und Flic Flac warst du mit
deiner Diabolo-Darbietung schon in den unterschiedlichsten Circussen
engagiert. Auch, wenn alle genannten Unternehmen gemeinsam haben, dass
Sie in ihren Herkunftsländern zu den Top-Adressen gehören, pflegen Sie
doch ganz unterschiedliche Stile in der Präsentation ihrer Programme. In
welcher Show hast du dich persönlich am besten aufgehoben gefühlt?
Alexander Xelo: Ich fühle mich am
Besten bei Flic Flac aufgehoben, der Stil der Show gefällt mir und auch
vom Musikgeschmack trifft es den meinen am Besten. Das kommt
wahrscheinlich auch daher, dass ich mein Debüt dort gegeben habe, und
ich mich dort auch privat sehr wohl fühle. Dort reist man ja nicht so
schnell, die Anzahl der Vorstellungen hält sich in Grenzen und die
Atmosphäre und das Drumherum passt auch. Außerdem ist das Publikum
fantastisch. Obwohl ich sagen muss, dass es mir bei Arlette Gruss und
bei den anderen eher klassischen Circussen, wo ich war, auch sehr viel
Spaß gemacht hat und ich diese Zeit auch nicht missen möchten.
|
Chapiteau.de:
Gibt es noch weitere
Circus-Engagements an die du besonders positive oder negative
Erinnerungen hast?
Alexander Xelo: Ich würde sagen, dass
es in jedem Circus positive wie negative Erlebnisse gibt, aber so ist
das Leben. Als Beispiel ist vielleicht die Saison bei Arlette Gruss zu
nennen: In der ersten Stadt der Tournee wurde in meinen Wohnwagen
eingebrochen und fast alle Wertgegenstände entwendet, dafür haben wir im
Sommer 2 Monate lang an der Cote de Azur getourt und es war schönstes
Wetter und das mit nur einer Vorstellung um 21 Uhr.
Chapiteau.de:
Zurzeit bist du zum
wiederholten Male bei Flic Flac. Von der Show mal abgesehen,
unterscheidet sich das Unternehmen auch was Atmosphäre und Organisation
hintern den Kulissen angeht von den übrigen Unternehmen?
Alexander Xelo: Grundlegend würde ich
sagen nein. Natürlich sind wir mehr Artisten als in einem klassischem
Programm und daher auch mehr Personen hinter der Bühne, aber es kommt
immer darauf an wie man mit seinen Kollegen umgeht und der eine liegt
einem vielleicht mehr, der andere vielleicht weniger. Zur Organisation
fällt mir nur ein, dass wir wie auch schon oben gesagt länger in einer
Stadt stehen als viele andere Unternehmen, und das kann wie alles auch
Vor- und Nachteile haben, ist der Platz etwa dreckig und vielleicht auch
noch weit vom Zelt weg, würde man sich manchmal wünschen nicht so lange
an einem Ort zu stehen.

Chapiteau.de:
Im Vergleich zu vielen
deiner Kollegen aus der Jonglage-Szene fällt auf, dass du keine
Berührungsängste zum Circus hast. Hast du möglicherweise schon als Kind
davon geträumt, zum Circus zu gehen? Gefällt dir das Leben "auf der
Reise"? Falls ja, was macht den Reiz daran aus. Gibt es auch negative
Seiten?
Alexander Xelo: Ich muss sagen, am
Anfang bin ich durch den Vertrag mit Flic Flac einfach in die Circuswelt
hingerutscht, und habe mir nicht mehr dabei gedacht als "Wow, du gehst
jetzt zu Flic Flac"! Ja und dann fing so der Circusalltag an, als Nablo
nichts wissend. Häh, wie muss man Wasserschläuche verlegen, um an Wasser
zu kommen, blöd die Heizung funktioniert nur launenhaft, Caravan fahren
usw.. Und bei den folgenden Verträgen wusste ich ja dann schon, worauf
ich mich einlasse. Als Kind habe ich nicht davon geträumt zum Circus zu
gehen, ich kannte gerade mal den Circus Krone, weil der ab und an in
Bamberg gastierte und ich mit meinen Eltern damals die Vorstellung
besuchen war und natürlich das Monte Carlo Festival aus dem Fernsehen.
An dem Leben im Circus liebe ich das Freiheitsgefühl, auch wenn das
albern oder abgedroschen klingen mag, man ist niemanden verpflichtet und
wenn man seinen Wagen anhängt und losfährt, lässt man die Sorgen hinter
sich zurück. Auch das Reisen an sich übt einen großen Reiz auf mich aus,
speziell die Jahre im Ausland waren eine super Erfahrung. Nicht so schön
am Circusleben sind kalte Winter wie den letzten Jahren, wo man doch
lieber irgendwo im Warmen sitzen würde.
Chapiteau.de:
Wie wirst du als jemand
"von privat" von den alteingesessenen Circusfamilien
aufgenommen?
Alexander Xelo: Ich würde sagen gut,
natürlich gibt es Vorurteile, wie glaube auf beiden Seiten, aber wenn
man offen ist und die Leute akzeptiert wie sie sind, ist das schon ein
ganz guter Anfang.

Chapiteau.de:
Erklär doch mal kurz, was
für dich die Faszination des Diabolo-Spiels ausmacht.
Alexander Xelo: Ich finde es sehr
mitreißend und dynamisch, da man sich mit dem Diabolo sehr schnell
bewegen kann. Es ist außerdem effektvoll und ich würde auch sagen, dass
man es anfangs relativ leicht erlernen kann, ich selbst habe sicherlich
schon ein paar Dutzend Leuten das Prinzip erklärt. Außerdem finde ich es
gut, dass man immer wieder etwas dazu lernen kann, weil die
Möglichkeiten schier grenzenlos sind.
Chapiteau.de:
Wann hast du eigentlich
mit dem Jonglieren begonnen? Hast du gleich mit dem Diabolo angefangen
oder hast du vorher auch mit Keulen oder Bällen jongliert? Hattest du
Vorbilder, Lehrer?
Alexander Xelo: Ursprünglich habe ich
angefangen mit Bällen zu jonglieren, und habe dann nach 2 Jahren das
Diabolo für mich entdeckt. Ich lernte die meistens Tricks aus Büchern
und einem alten Lernvideo von Jochen Schell, und später bin ich auch
häufig zu verschiedenen Jonglierfestivals gefahren. Vorbilder hatte ich
natürlich auch, da wären einmal der schon genannte Jochen Schell, Michel
Moschen, Victor Kee und Michel Menes.
|
 |
Chapiteau.de:
Dein Schlusstrick, die
Jonglage mit vier Diabolos: Wie lange musstest du dafür trainieren?
Apropos: Musst du auch heute noch täglich trainieren? Baust du noch neue
Tricks in deine Nummer ein?
Alexander Xelo: Ich habe dafür nur ca.
ein Jahr gebraucht und habe ihn auch gleich in die Vorstellung genommen,
obwohl ich damit wohl noch besser etwas hätte warten sollen, bis er
sicherer ist. Ich muss mich
für jede Show aufwärmen, um ein Gefühl für das Diabolo zu bekommen, und
meistens hänge ich da dann auch noch eine kleine Trainingseinheit an, so
dass ich täglich auf ca. 1 1/2 Stunden komme. Auch baue ich fast
jährlich neue Tricks ein, lass alte weg oder verbessere sie, die Nummer
ist somit immer im Wandel und neue Ideen gibt es massig.
Chapiteau.de:
Was ich an dir bewundere,
ist deine Präsens auf der Bühne, mit der du jedes Publikum für dich
einnimmst. Fällt es eigentlich schwer, sich jeden Tag wieder neu zu
motivieren, um auf der Bühne, in der Manege sein bestes zu geben?
Alexander Xelo: Natürlich fällt es
einem manchmal schwerer seine Nummer zu spielen, aber auch dann versuche
ich mein Bestes zu geben. Außerdem hat man als Jongleur doch immer den
Nervenkitzel das auch alles klappt, einfach seine Nummer durchziehen
geht da schlecht.
|
Chapiteau.de:
Unverkennbar ist deine
Darbietung natürlich auch durch deine temporeiche, zackig mitreißende
Präsentation im hautengen Muskelshirt. Gab es eine bestimmte
Inspiration, die zu dieser Aufmachung geführt hat?
Alexander Xelo: Eigentlich nicht. Ich
denke aber, dass man als Jongleur im Circus generell nicht zu den
langsameren Nummern zählt sollte und man es mit einer eher ruhigeren Jonglagenummer doch recht schwer hätte, da ist dann doch ein Unterschied
zum Varietépublikum zu merken.
Chapiteau.de:
Neben dem Zirkus
hast du ja auch schon in Varietés gearbeitet. Gibt es da Unterschiede
beim Publikum? Wo macht es mehr Spaß zu arbeiten?
Alexander Xelo: Ich denke, dass das
Varietépublikum Neuem gegenüber aufgeschlossener ist und auch
künstlerische Nummern eher Anklang finden, dafür kann man die Leute im
Circus mehr mitreißen. Es gibt allerdings für mich keine Vorliebe, es
hat beides seine schönen Seiten.
Chapiteau.de:
Und was können wir in
Zukunft von dir erwarten? Gibt es einen Circus, der dir in deiner Liste
fehlt, in dem du gerne noch mal arbeiten möchtest? Oder hast du ganz
andere Pläne?
Alexander Xelo: Natürlich gibt es eine
Liste, wo ich nochmal gern arbeiten würde. Allerdings werde ich in den
nächsten Jahren versuchen mich wieder etwas sesshafter in Bamberg
niederzulassen und nur noch kürzere Engagements anzunehmen, da dort meine
Wurzeln sind und auch meine ganze Familie lebt. Werde vielleicht einige
Varietés spielen und versuchen, mir im Galageschäft einen guten Namen zu
machen. Auch würde ich gerne versuchen, eine eigene kleine Show auf die
Beine stellen, allerdings wird das wohl noch eine Weile dauern.
|
__________________________________________________________________________
Text:
Sven Rindfleisch; Fotos: François Dehurtevent, Alexander Xelo
|