 |
Neuss, 29.November
2008: Das Circusleben bekam Anthony Wandruschka quasi in die Wiege
gelegt. Bereits seine Familie feierte in den 50er und 60er Jahren mit
der Jockey-Reitertruppe „Hansels-Wandruschka“ große Erfolge in den
größten Häusern der Circuswelt (unter anderem 1958 bis 1966 im Circus
Krone). Als 7-Jähriger kam er 1976 mit seiner Familie in den Hollywood- und
Safaripark nach Stukenbrock. Dort, im Park seines Onkels Fritz Wurms,
erlernte er von seinen Eltern Edith und Alex Wandruschka die Kunst des
Jockeyreitens, um gemeinsam mit seinem Bruder, seinem Vater und seiner
Mutter die ehemalige Truppennummer wieder aufzubauen. Gleichzeitig
besuchte er in dieser Zeit die Schule, die er mit der mittleren Reife
abschloss. „Noch heute bin ich der Familie Wurms sehr dankbar dafür,
dass ich die Zeit im Park verbringen konnte und so gleichzeitig meine
Schulzeit und das Training unter einen Hut bringen konnte“, sagt der
heute 39-jährige. Ebenfalls noch heute hat er Kontakt zu seinen früheren
„Schulkameraden“ Karl-Ferdinand Trunk und David Bento, mit denen er als
Jugendlicher im Park sowohl bei den Proben als auch in der Freizeit viel
schöne Zeit verbrachte. Die letzten zwei der insgesamt zehn Jahre im
Hollywood- und Safaripark zeigten die Wandruschkas die Jockeynummer als
„Musketiere“. Anschließend entschloss sich Anthonys Bruder eine
Elektrikerlehre anzufangen und schied somit aus der Darbietung aus.
Anthonys Untermann fehlte und die Nummer wurde aufgelöst. |
Anthony suchte nach
einer neuen Beschäftigung auf dem Pferderücken und so baute er seine
Darbietung als Jongleur zu Pferd auf. Da die von seinen Eltern gelernte
Akrobatik nicht ausreichte, brachte Jarno Bento ihm das Jonglieren bei.
Nach einigen Jahren Probezeit führte ihn sein erstes Engagement als
19-jähriger 1988 nach Süditalien. Einige Jahre zeigte er seine Darbietung in
unterschiedlichsten Circus-Unternehmen, unter anderem im Circus Krone,
dem Schweizer Circus Royal, Corty Althoff - dort lernte er auch Maria Varfi kennen - und bei Charles Knie, ehe er seine Pferde
verkaufte und auch diese Nummer auflöste. „Der Hauptgrund dafür war
einfach, dass die Unternehmen mehr und mehr auf den passenden
Manegenuntergrund verzichtet haben“, erklärt Anthony. Das letzte Pferd
verkaufte er an einen Voltigierverein in Berlin. Von nun an
konzentrierte sich der Vollblutartist fast ausschließlich auf seine
Arbeit am Schwungtrapez, mit der er in den Folgejahren wieder in
verschiedenen Circussen im In- und Ausland zu Gast war. Anschließend war
Anthony Wandruschka für drei Jahre im damaligen Circus Giovanni Althoff
engagiert. Im ersten Jahr präsentierte er nur seine Trapezdarbietung, im
zweiten dann dressierte er den 4er-Zug Haflinger, den er auch
vorführte, bevor er im dritten Jahr für den kompletten Tierbestand des
Unternehmens verantwortlich war, und so auch zusätzlich die
Elefantengruppe vorführte. Insgesamt hat er dies sehr erfolgreich
gemacht, und so war, wie er sagt, auch das Veterinäramt der Stadt
Osnabrück mehr als zufrieden mit seiner Arbeit. Nach der dritten Saison
bei Giovanni Althoff präsentierte er seine Trapezdarbietung in der
Varietéwelt und war unter anderem im Varieté Speyer und im „La vie en
rose“-Varieté in Berlin zu sehen. Nach einer weiteren Saison in
Deutschland bekam er ein Angebot aus Übersee. Ein Jahr, 2003, blieb er im
3-Manegen-Circus Sterling & Reid Brothers in den USA, wo er neben seiner
Arbeit am Trapez wieder für alle Tiere außer den Raubtieren
verantwortlich zeigte. „Das waren 20 Araber und vier Kamele“ erinnert
sich Anthony. „In der linken und der rechten Manege zeigten die
Direktorin und die Direktionstochter jeweils einen 6er-Zug Araber,
während ich in der Mittelmanege mit vier Kamelen und vier Arabern
gearbeitet habe“, beschreibt er den Ablauf der Darbietung.
  
Im Jahr 2004 zog es
ihn wieder zurück nach Deutschland, um genau zu sein ins Variete nach
Speyer. Wo er wieder das deutsche Publikum begeisterte. Die Zeit in
Speyer nutzte er auch gleich um seine neue Jongliernummer
einzustudieren, mit der er auch im Folgejahr im Legoland engagiert
worden ist. Beide Nummern wurden hier in eine moderne und kindgerechte
Produktion eingebunden, sodass eine 20-minütige Show entstand. Den
Comedy-Part in dieser Show übernahm sein Freund und Partner Bernd Busch.
2006 war er für eine Saison im Circus Busch-Roland zu sehen, wo er seit
der Sommerpause seine Jonglage mit einer ordentlichen Prise Humor
würzte. Seit 2007 ist er nun mit dem „neuen“ Zirkus Charles Knie von
Sascha Melnjak unterwegs, wo er auch wieder für das Jahr 2009
verpflichtet wurde. Mit der Arbeit dort im tollen Team ist er sehr
zufrieden, nebenbei lobt er auch die angenehme Atmosphäre in diesem
Unternehmen. Zur Zeit arbeitet Anthony im Weihnachtsfeiercircus in
Düsseldorf. Die nächste Station ist der 10. Weihnachtscircus in
Heilbronn. In der circusfreien Zeit dient ihm der Hollywood- und
Safaripark in Stukenbrock immer wieder als Anlaufstelle. Auch wenn der
erfahrene Circusmann schon viele unterschiedliche Dinge im Circus
gemacht hat, sagt er: „Meine Spezialität sind eindeutig Pferde, ich habe
einfach einen guten Draht zu diesen Tieren, und auch meine Erfahrungen
aus der Jockeyreiterei konnte ich beim dressieren der Freiheiten
wunderbar anwenden.“ Was die Zukunft mit sich bringt, wird sich zeigen.
„Was nach der Saison 2009 kommt ist noch nicht ganz sicher“, sagt
Anthony, von dem man aber ganz sicher auch dann noch einiges hören wird. |