Frankfurt, 1. November 2007: Ist Circus Kunst,
Kommerz oder vielleicht auch beides zusammen? Über diese Frage kann man
trefflich streiten. Der Maler Martin Stommel hat sie auf seine eigene
Weise beantwortet. Und das, indem er Szenen aus der Manege in der
Kunstform der Malerei umgesetzt hat. Zu sehen sind viele seiner Werke
derzeit in einer Ausstellung in der Frankfurter Dependance des
Kunst-Dienstleisters „F.G. Conzen“.
  
Zur Vernissage am vergangenen Donnerstag waren dank des parallel laufenden
Roncalli-Gastspiels einige prominente „Bildmotive“ höchstpersönlich
anwesend: Jongleuse Ludmilla, David Larible, Gensi und Konstantin
Mouraviev schauten kurz vor der Abendvorstellung vorbei – zum Bewundern
ihrer eigenen Konterfeis auf der Leinwand und zur Unterhaltung der übrigen
Besucher. Weißclown Gensi nämlich packte, nachdem er mit seinen
Fingerpfeifen begeistert hatte, die Säge aus. Nicht um damit, wie zunächst
angedeutet, den Bilderrahmen zu Leibe zu rücken, sondern um darauf zu
musizieren. Zwischen den beiden Auftritten fand er dann sogar noch die
Zeit, mal eben die Kostüme zu wechseln. Großer Applaus des sehr
zahlreichen Publikums war ihm sicher. „Circus ist Leben!“, rief Gensi den
Gästen zu. Mit diesem Ausspruch kann sich Martin Stommel am ehesten
erklären, warum er sich das Thema Circus für einige seiner Werke
ausgesucht hat. Auf ein Thema für seine Bilder komme er nie zufällig,
immer gebe es einen Grund, erzählt Stommel. Und, bevor er den Circus für
seine Kunst entdeckt habe, sei er nur „Alle Jubeljahre“ in Circus
gegangen. Seitdem allerdings habe sich die Besuchsfrequenz schlagartig
verändert.
  
Bevor er ein Motiv auf die Leinwand bringt, schaut er sich die
zugehörige Vorstellung, oder aber nur die einzelne Darbietung, 20 bis 30
Mal an. Dabei macht er sich Notizen zu Farben und anderen Charakteristika.
Die Bilder entstehen dann in seinem Atelier. Einzige Ausnahme: Die
Artistenporträts werden direkt im Circus angefertigt. Im Wohnwagen oder in
der Garderobe. Der versierte Circusfreund erkennt viele der
Unternehmen, bei denen die ausgestellten Werke entstanden sind: Roncalli,
Krone, Festival in Monte Carlo, Moskauer Staatscircus, um nur einige zu
nennen.
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