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Wiesbaden, 2. Juni 2006:
Peter
Shub war sechs als er mit einem Freund auf einer Parkbank
saß, Kekse aß und seinem Kompagnon Witze erzählte,
woraufhin dieser ihm vor Lachen eine ganze Ladung
Kekskrümel überprustete. Von da an,
erzählt Peter Shub heute, war mir klar, so möchte
ich mein Leben führen. Selbst mein Kinderarzt meinte ja,
ich sei ein kleiner Clown. Nach der Schule begann
er dann in Paris Pantomime zu studieren. Nur
wenig später entdeckte ihn Roncalli-Direktor Bernhard
Paul beim Festival Cirque de demain, wo Shub eine
Goldmedaille gewann. Ein silberner Clown in Monte Carlo
folgte. Fortan begeisterte in seiner typischen Montur
Trenchcoat und Anglerhut in der
Roncalli-Manege. Einzelne seiner Sketche entwickelten
sich zu legendären Klassikern, blieben aber
weitestgehend unkopiert. Shubs Mimik und Gestik ist und
bleibt einzigartig. Zurzeit hat er das Circusleben
allerdings aufgegeben und tourt mit seinem Soloprogramm
Nice night for an evening durch Deutschland.
Ich brauchte einfach eine neue
Herausforderung, sagt Shub. |
Natürlich
präsentiert er auch in seinem Solo-Programm seine
Klassiker wie das Stativ mit Eigenleben oder das
zappelige Stinktier, das erst still hält, als es Shub an
einem Schuh riechen lässt, den er vorher einem Zuschauer
entwendet hat. Und natürlich das Gassi gehen mit einem
imaginären Hund. Zu seinem großen Bedauern, erklärt
Peter Shub die Entstehungsgeschichte der berühmten
Nummer, habe er leider keine Zeit für einen eigenen
Hund. Was lag da näher, als sich diese Zeit zumindest
jeden Abend auf der Bühne zu nehmen. Zumal er die
Leute, die Zeit haben ihren Hund gemütlich durch
die Nachbarschaft zu führen schon immer mit Neid
beobachtet habe. Wie überhaupt das Beobachten von
Menschen für Shub der wichtigste Quell neuer Ideen
ist. Ein Komiker, so Shub weiter, müsse dabei vor allem
aufmerksam verfolgen, welchen Regeln die Menschen folgen,
da Komik in erster Linie aus dem Brechen von
Regeln entstehe. |
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Die
andere Hälfte seines Solo-Programms ist dagegen
englischsprachiger Stand up-Comedy vorbehalten, die nicht
weniger abstrus und komisch, allerdings eine Spur
subtiler ist. Seine Ausführungen über die Vorzüge der
deutschen Sprache, die Arbeit für den Mund
sei und so tolle Wörter wie plotzlich zu
bieten habe, beispielsweise sind schlicht hinreißend.
Gepaart mit Shubs einmaligem Improvisationstalent ist
Nice night for an evening ein höchst
unterhaltsamer gemischter Salat aus Comedy und
Poetik, der das Publikum von der ersten bis zur
letzten Minute fesselt und es Bäche von Lachtränen
vergießen lässt. Angesichts der zahlreichen
mittelmäßigen Comedians, die momentan das
Fernsehprogramm verstopfen, ist es absolut
unverständlich, dass solch ein genialer Künstler oder
wie er selbst sagt Entertainer keine
größere Breitenwirkung erzielt. |
Ein
überzeugender Komiker, erklärt Shub seine Philosophie,
müsse letztendlich vor allem ein guter Schauspieler
sein, um die eigenen Ideen und Gefühle dem Publikum
glaubhaft zu vermitteln. Schließlich sei Komik im
wesentlichen Kommunikation. Mit dem Unterschied, dass sie
sich nicht nur an Einzelpersonen, sondern ein großes
Publikum richtet. Generell helfe Humor aber in allen
Lebenslagen und so gibt er in Seminaren selbst Managern
großer Konzerne Nachhilfe in Sachen Humor. Obwohl Shub
im Prinzip Abend für Abend das gleiche Programm zeigt,
ist für ihn jeder Auftritt dank des unterschiedlichen
Publikums eine neue Herausforderung. Langweile kennt Shub
nicht, da ihm die Interaktion mit dem Publikum dabei
helfe, die Show lebendig zu halten. |
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Text
und Fotos: Sven Rindfleisch
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