Hierzu wurde auf dem bekannten
Circusplatz am Roßfelder Kreisel nicht der ansonsten genutzte
rote Zweimaster, sondern ein großes, blau-gelbes Viermastzelt
mit klassischen Sturmstangen aufgebaut. Vor allem jedoch haben
die Franks zur Verstärkung ein etabliertes Artistenpaar
engagiert, Diabolospieler Anton Tarbeev und seine Ehefrau, die
Antipodistin Katrina Markevich. Beide sind insbesondere durch
ihr mehrjähriges Engagement im Großen Russischen Staatscircus
der Familie Smitt bekannt geworden.
Zeltanlagen auf dem Circusplatz
am Roßfelder Kreisel
Davon abgesehen wird das Programm
von der Familie Frank bestritten: Vater Wolfgang moderiert
wortgewandt und gut gelaunt. Er gibt auch den – mal mehr, mal
minder – seriösen Part bei der Clownerie und begleitet die
Vorstellung mit wirklich schmissiger Livemusik an der Orgel. Am
Schlagzeug wechseln sich die beiden älteren Söhne Leonardo und
Samuel ab – je nachdem, wer von beiden gerade in der Manege
auftritt oder als Requisiteur den Teppich ein- oder ausrollt.
Die Wechsel sind mitunter fliegend, so wie es für
Familiencircusse prägend ist. Ansonsten sind die Rollen klar
verteilt: Leonardo führt die Tiernummern vor, Samuel zeigt sein
artistisches Können, der jüngste Bruder Jesse gibt mit
Feuereifer den Clown „Spaghetti“, und Schwester Selina hat sich
auf die Hula-Hoop-Reifen spezialisiert. Mutter Ramona hat vor
dieser gut besuchten Vorstellung nicht nur an der Kasse viel zu
tun, sondern steht auch mit einer Entendressur in der Manege.
Jesse, Wolfgang, Samuel
und Leonardo Frank
Doch der Reihe nach. Zu Beginn
der Vorstellung schminkt sich Jesse Frank am Tisch in der
Manegenmitte zum Clown, begleitet vom gefühlvollen Song
„Zirkustraum“ von den Höhnern mit Helene Fischer. Nach diesem
romantischen Auftakt wird es gleich wieder fröhlich, wenn
Pinguin und Löwe – wie aus dem Zeichentrickfilm „Madagascar“
entsprungen – die Manege stürmen und Wolfgang Frank zu einem
Circusmarsch das Publikum begrüßt. Dabei spricht er auch über
die entbehrungsreichen neun Monate, in denen die Pandemie keine
Vorstellungen erlaubte. Für den artistischen Auftakt sorgt
Samuel Frank mit seinen Jonglagen. Jeweils sechs Bälle und
Ringen sowie drei Keulen und Fackeln sind seine Requisiten. Die
sechs Ringe werden kurz auf die Reise durch die Luft geschickt
und dann – mit dem Kopf hindurch – auf die Schultern abgelegt.
In rasantem Tempo absolvieren die drei Ponys des Circus
Madagascar ihre Lauffiguren unter der Anleitung von Leonardo
Frank. Sie steigen mit den Vorderbeinen auf die Manegenkästen,
springen über Hürden, und eines von ihnen verabschiedet sich als
Steiger.
Selina, Wolfgang, Jesse
und Leonardo Frank, Katrina Markevich
Klassiker der Clownerie greift
Spaghetti auf, der zunächst keine Eintrittskarte vorweisen kann
und dann als Kunstreiter engagiert werden möchte. Träumt er
selbst von einem stolzen „schwarzen Schimmel“, muss er sein
reiterisches Können zunächst auf einem Esel beweisen. Dumm nur,
dass das Tier offenkundig „kaputt“ ist, denn der Kopf fehlt ja,
stellt Spaghetti fest, mit Blickrichtung Schweif auf dem
Übungsobjekt sitzend. Vom „Dear Future Husband“ träumend, so
jedenfalls die poppige Musikbegleitung, lässt Selina Frank die
Hula-Hoop-Reifen kreisen. Mit vielen Wortspielen zelebrieren
Vater und Sohn Frank das „Musizieren ist hier verboten“. Eine
äußerst elegante Erscheinung ist Katrina Markevich. Schwarz-weiß
ist ihr Kostüm, schwarz-weiß sind die Teppiche, die sie bei
ihren Antipodenspielen kreisen lässt. So bewegt sie zwei davon
mit den Füßen und jongliert dabei drei Bälle mit den Händen.
Nachdem Corona viel Zeit zum Trainieren ließ, hat sie zwei neue
Tricks ins Repertoire aufgenommen: zum einen bewegt sie einen
Tisch mit den Füßen, zum anderen eine lange Stange mit zwei
aufgespannten Regenschirmen an den Enden. Bei letzterem
Kunststück jongliert sie auch noch zwei Teppiche mit den Händen.
Mit dieser starken Leistung geht es in die Pause. Diese bietet
die Gelegenheit, die kleine Tierschau kostenlos zu besuchen –
ein Angebot, welches nahezu alle Besucherinnen und Besucher
gerne wahrnehmen.
Samuel, Leonardo, Wolfgang
und Jesse Frank
Teil zwei beginnt mit Samuel
Franks Balancen auf einem Turm aus vier Gläsern und drei
Stühlen, untermalt von dramatischer Musik. Höher hinaus geht es
im Circus Madagascar nicht, denn eine Luftnummer gehört nicht
zum Repertoire. Eine ungewöhnliche Variante eines „Groß und
Klein“ hat Leonardo Frank zusammengestellt, wenn er Kamel Ali
gemeinsam mit einem Pony in die Manege bringt. Gemeinsam drehen
sich beide Tiere, ehe schließlich das kleine unter dem großen
hindurchläuft. Alkoholfrei, aber voller Spielfreude ist die
Variante des „Bienchens“, mit der Jesse, Samuel und Wolfgang
Frank nicht nur die Kinder vor Vergnügen kreischen, sondern auch
die Erwachsenen herzlich lachen lassen – zumal es den Akteuren
selbst nicht gelingt, ernst zu bleiben. Ein wirklich amüsanter
Spaß.
Ramona Frank, Samuel Frank,
Katrina Markevich und
Anton Tarbeev
Augenzwinkernd wird daraufhin die
große „Raubtiershow“ angekündigt, die sich als die Vorführung
von vier gelehrigen Laufenten durch Ramona Frank entpuppt. Wegen
eines Defekts an seinem Einrad, der aber in Kürze behoben wird,
kann Anton Tarbeev in der besuchten Vorstellung nicht sein
gesamtes Repertoire zeigen. Und doch ist es eindrucksvoll, wie
er alleine oder gemeinsam mit Ehefrau Katrina bis zu drei
Diabolos fliegen lässt. Zum Abschluss stapelt er auf seinem Kopf
fünf Diabolos und vier Verbindungsstifte, die er sich
nacheinander zuwirft. Quasi eine Variation übers Thema
„Musizieren ist hier verboten“ erleben wir, wenn Pinguin und
Löwe in der Manege tanzen möchten, aber Ramona Frank den
CD-Player in der Mülltonne entsorgt. Für die Schlussnummer sorgt
aber keiner der engagierten Artisten, sondern Samuel Frank auf
der Rola Rola. Darauf jongliert er mit Bällen, lässt ein Lasso
kreisen, dreht sich auf einem Ball balancierend um die eigene
Achse und zwängt sich durch zwei Ringe. Fürs Finale verwandelt
sich Clown Spaghetti in Elvis Presley. Zu seinem Playback-Gesang
tanzend verabschiedet sich das sympathische Ensemble nach einem
vergnüglichen Circusnachmittag. Bleibt zu hoffen, dass die
Familie Frank im kommenden Winter planmäßig ihren 16.
Crailsheimer Weihnachtscircus präsentieren kann - wir sind gerne
wieder dabei. |