In Osnabrück gastiert man
nicht auf dem bekannten Platz an der Halle Gartlage, sondern
ebenfalls gut sichtbar an einer Ausfallstraße Richtung Autobahn.
Auf dem Wiesengelände ist das
Unternehmen auch zu den letzten Vorstellungen am Abbautag noch
üppig aufgebaut. Errichtet ist ein ehemaliges Chapiteau von Louis
Knie. Dieses habe man übernommen, erzählt Gino Frank, um
insbesondere der stetig steigenden Nachfrage beim
Weihnachtscircus in Augsburg besser nachkommen zu können. Bis
zur nächsten Auflage werde die Schalensitztribüne entsprechend angepasst,
sprich um Balkonlogen vergrößert, so der Juniorchef im Gespräch.
Noch im Herbst soll eine neue Plane im bekannten rot-weißen
Streifenmuster angeschafft werden – gleich der bisherigen, bei
zukünftigen Gastspielen augenscheinlich im Wechsel eingesetzten
Zeltanlage und passend zum auch in Osnabrück errichteten
Vorzelt.
 
Zeltanlagen
Im Vorzelt sind neben einer
Hüpfburg nun ebenfalls neue Verkaufsstände für Crêpes,
Zuckerwatte und weitere Süßwaren aufgebaut. Sie verfügen über
Leuchtschriften und sind dank entsprechenden Gabeltaschen
transportfähig. Im Wagenpark sticht zudem ein Planen-Auflieger
mit der Zeichnung der Basilius-Kathedrale hervor. Die Familie
Frank versteht es geschickt, nicht immer unumstritten, aber
offenbar durchaus erfolgreich mit Assoziationen um die Herkunft
des Unternehmens zu spielen.
  
Familie Tonito
Bereits aus den Vorjahren bekannt
sind die Darbietungen der Tonitos. Immerhin ist die spanische
Familie zum dritten Mal in Folge mit dem „Moskauer Circus“
unterwegs. Bei der im Stil ihrer Heimat gehaltenen Nummer auf
dem Drahtseil sind die Herren, Salvi Tonito und Sohn Kevin,
diesmal unter sich. Im Doppel wird auf zwei Seilen parallel und
im Wechsel ein beträchtliches Repertoire dargeboten, welches in
Sprüngen durch Messer- und Feuerreifen sowie Rückwärts-Salto
gipfelt. Diese werden, dann von der ganzen Familie, auch auf dem
Trampolin dargeboten. Ein Fangstuhl bietet den sieben Akteuren
weitere Möglichkeiten für Tricks. Es werden auch Menschentürme
gebaut. Dieser geschmackvoll präsentierte Auftritt ist auch beim
wiederholten Besuch äußerst sehenswert. Dass diese
Artistenfamilie für viele Programme eine echte Bereicherung
darstellen würde, zeigt sich auch bei den Antipodenspielen von
Marisa Tonito und ihrer Tochter Madison. Im Schulterstand auf
den Füßen der Mutter balancierend, halten die beiden gemeinsam
zuletzt fünf Teppiche auf Händen und Füßen in Bewegung.
  
Oleksandr (Sascha Mak-Frank),
Sandra Kopecka, Boleg (Sandro Frank)
Ebenfalls prolongiert wurde
Sandra Kopecka. Ihre Darbietung am Luftring ist genretypisch mit
einigen Spagat-Varianten an Requisit oder Schlaufe, insgesamt
akrobatisch solide und sehr charmant verkauft. Sascha Mak-Frank
bereichert als „Oleksandr“ mit zwei Nummern den Ablauf. Neu
gestaltet ist seine Equilibristik auf einem Piedestal: seine
Handstände drückt er in edler Aufmachung samt Fliege, Hut und zu
passender Musik; der Kleidung zunehmend entledigt demonstriert
er einen Einarmer auf hoher Stange. Deutlich altbackender fällt
die Kostümwahl bei seiner Arbeit an den Strapaten mit starken
Posen und Wickeln aus. Mit Sandro Frank als „Boleg“ verantwortet
ein Mitglied der Direktionsfamilie auch die Clownerie: Er
verteilt Popcorn im Publikum, spielt mit imaginären Golfbällen
und wagt sich ans Schleuderbrett. Dieser klassische Fundus kommt
an.
  
Ruth & Ivano Jarz
Neu im vom Seniorchef Nando Frank
persönlich aus dem Off moderierten Programm sind Ruth und Ivano
Jarz. Den beiden Italienern gebühren sogleich die prominenten
Programmstellen. Sie eröffnen die Vorstellung, welche mit einer
bunten Flaggenparade startet, klassisch mit Jonglage; dazu
gehören das Passing von fluoreszierenden Ringen, gemeinsame
Wurfmuster mit Keulen, das Auffangen von kleinen Bällen in
Säckchen am Hüftgurt sowie schließend Tricks mit einem Kubus.
Ihre im Tango-Thema gehaltene Darbietung an Tüchern lässt
Vorbilder erahnen. Neben Flugsequenzen gibt es Haltetricks, bei
denen sich beide in tragender Position abwechseln. Als „beste
und größte Mystery-Show auf Reisen“ sind die Illusionen des
Paares angekündigt. Alle weiblichen Ensemble-Mitglieder sind als
Assistentinnen in der Nummer vertreten: sie verschwinden, lassen
sich durchbohren, tauschen die Plätze und erscheinen natürlich
auch wieder. Jarz lässt sie auch in Kisten schweben oder mit
ihnen zusammen einen Tisch. Dieser Auftritt überzeugt und ist
folgerichtig vor dem tänzerischen Finale platziert.

Finale
Aktuell fehlen aus Kostengründen
jegliche Tier-Darbietungen; vor der Pandemie waren auch noch die
Familie Munoz mit Seelöwen und Robano Kübler mit Tigern dabei.
Laut Gino Frank sollen aber so bald wie möglich wieder Tiere in
den Ablauf aufgenommen werden. Auch weitere artistische
Verstärkungen wie ein Flugtrapez sind angekündigt. |