Mit vielen Auftritten und Jobs wurde die
Anschaffung des notwendigen Materials finanziert. So berichten es der kommunikative
Jung-Direktor, seine sympathische Partnerin und sein Cousin
Manuel Renz bei unserem Besuch. Die drei Familienmitglieder und
ein engagiertes Artistenpaar bestreiten gemeinsam das Programm.
Unterstützt wird das Quintett von einem Arbeiter; mehr
Erwachsene reisen nicht mit. Das Unternehmen gastiert auf dem
Festplatz Kocherwiesen in Schwäbisch Hall, wo auch schon Charles
Knie oder Probst spielten.
Zwei wunderschön gestaltete Frontwagen mit farbenfrohen Airbrush-Motiven schaffen ein einladendes Bild. Dazwischen
befindet sich der schmucke Kassencontainer mit Leuchtschrift.
Rudolf Renz
Gespielt wird in einem weißen Viermaster
mit pinkfarbenen Absetzungen. Um die Manege gruppieren sich zwei
Reihen Logenstühle und ein einfaches Bankreihengradin; auch der
Restaurationsstand findet seinen Platz im Zelt. Die
Logenbrüstungen tragen wie auch der Frontzaun einheitlich die
Initialen CR. Eine geschmackvolle rote Gardine sorgt für den
Abschluss nach hinten. Die Lichtanlage ist komplett mit
LED-Scheinwerfern ausgerüstet. Leider gibt es keinen Verfolger,
der das Geschehen akzentuieren würde. Bei der Musikbegleitung
profitiert das Programm von vielen schwungvollen, mitreißenden
Songs und Melodien. Nachdem Manuel Renz das Publikum begrüßt
hat, gehört die Manege dem Direktor. Rudolf Renz präsentiert zu
flotter Musik seinen Sechserzug weißer Araber. Im
paillettenbesetzten, roten Livree tritt er sympathisch lächelnd
und gewinnend auf. Es ist für ein junges, kleineres
Unternehmen auch wirklich nicht selbstverständlich, eine solch
schöne Tiergruppe zu besitzen. Drei der Tiere kommen noch vom
elterlichen Circus Barnum, drei sind jünger und wurden
hinzugekauft. Von Gegenlauf bis Fächer werden zahlreiche
Figuren präsentiert.
Manuel Renz, Jacqueline Traber,
Monika Varga
Ein großer Gewinn für das Programm ist die
Verpflichtung des ungarisch-brasilianischen Duo Montales alias
Monika Varga und ihr Ehemann Hoctales Marcos de Oliveira. Als
erstes steuern sie ihre Quickchange-Nummer im Technosound bei.
Die schnellen Kleiderwechsel verfehlen auch hier ihre Wirkung
nicht – zum Abschluss natürlich unter dem Flitterregen. Ein
einziges Mal in der gesamten Vorstellung tritt Manuel Renz als
Clown Beppo in Erscheinung. Oder lässt das Publikum vielmehr
über vier männliche Zuschauer lachen, die auf ebenso vielen
Stühlen Platz nehmen. Dieser Manegen-Klassiker wird nicht, wie
vielerorts üblich, vor der Pause, sondern mitten im Programm
geboten. Direktionsgattin Jacqueline Traber lässt in charmanter
Weise und zu südamerikanischen Rhythmen vier Hula-Hoop-Reifen um
Arme, Rumpf und Beine kreisen; zum Abschluss bewegt sie eine
Vielzahl davon um ihren Körper.
Hoctales Marcos de Oliveira,
Rudolf Renz
Ein schönes Bild gibt auch die zweite
Tiernummer ab, ein Groß und Klein mit einem mächtigen Irish
Tinker mit langer Mähne und einem Minipony. Beide Tiere sind
schwarz-weiß gescheckt und werden von Rudolf Renz vorgestellt.
Gemeinsam drehen die Vierbeiner ihre Runden. Das kleine läuft unter dem
großen Pferd hindurch, wenn dieses auf Postament sowie
Manegenkasten Aufstellung nimmt. Ein außergewöhnlicher Spaß ist
die Kaskadeurnummer von Hoctales Marcos de Oliveira alias
Oliver. Zum Einsatz kommt ein besonders klappriger Tisch. Der
Komiker dreht seine Überschläge auch mal mitsamt des Möbels. Und
schreckt nicht davor zurück, auf dem Tisch eine leicht
windschiefe Klappleiter zu errichten. So will er wieder an seine
Hose gelangen, die von einer überlebensgroßen Plüsch-Spinne
unter die Zeltkuppel entführt wurde. Wir haben uns köstlich
amüsiert.
Manuel Renz, Monika Varga,
Hoctales Marcos de Oliveira
Ganz traditionell wird es zum Auftakt des
zweiten Teils, wenn Manuel Renz nacheinander zahlreiche schwere
Gegenstände auf seinem „eisernen Kinn“ balanciert.
Vorschlaghammer, Aluleiter, Bierbank- und Tisch sowie fünf
ineinander gesteckte Holzstühle kommen zum Einsatz. Die schönste
Nummer des Programms zeigt Monika mit ihren zauberhaften
Seifenblasen. Zu gerne wüsste man, welches Wundermittel sie in
ihrer Lauge verwendet. Es entstehen außerordentlich stabile
Gebilde, die sich beispielsweise mit Nebel füllen und ineinander
verketten lassen. Mit einem Rohr füllt die Künstlerin Blasen in
der Blase mit weißem Rauch. Und ein Kind aus dem Publikum wird
in eine Riesen-Seifenblase gehüllt. In zwei weiteren Auftritten
mit Publikumsbeteiligung hat Oliver die Lacher auf seiner Seite
– darunter in der großen Orchesterszene.
Rudolf
und Manuel Renz
Jacqueline Traber leitet als hübsche
orientalische Tänzerin die Exotendressur ein. Wiederum in einem
hochwertigen Livree, diesmal in Weiß, dirigiert Rudolf Renz
jeweils drei Lamas und Kamele. Wieder eine schöne Tiergruppe,
wie sie in einem kleineren Unternehmen nicht selbstverständlich
ist. Die Vierbeiner sind noch jung und erst kurze Zeit beim
Circus, beherrschen aber bereits ein ansprechendes Repertoire.
Mit dem Feuerschlucken und -spucken bleibt die Schlussnummer
thematisch in der Ferne. Dargeboten werden die großen Flammen,
deren Hitze wir auf der Haut spüren, von Manuel Renz. |