Der Circus Manuel Weisheit
besteht im Wesentlichen aus dem gleichnamigen Direktor, seiner
Frau Eveline und den meisten ihrer elf gemeinsamen Kinder im
Alter von 12 bis 30 Jahren. Bei den Älteren kommen deren
Partnerinnen und Partner sowie die ersten Enkelkinder hinzu. Die
mitreisenden Töchter und Söhne sind die Erstgeborene Janette mit Partner Tim Christian Thomsen, Cathrin mit Partner
Dennis Sundelius, Kevin mit Partnerin Jacqueline Quaiser,
David mit Partnerin Jasmin Quaiser, Dominik, Jessy, Josephine
und Nesthäkchen Mary-Ann. Tim Thomsen war ursprünglich Circusfreund aus
Norddeutschland und hat das Hobby zum Beruf gemacht, auch aus
Liebe zu Janette Weisheit. Auch interessant: Jacqueline und
Jasmin Quaiser sind Töchter des bekannten
österreichischen Handstandartisten Rob Roy; die Mutter ist eine Quaiser. Dennis
Sundelius ist ein Enkelsohn von Lothar Weisheit (Circus
Mustang), Dennis' Vater wiederum Schwede aus der
Direktionsfamilie des Cirkus Europa. Ebenso wirkt im Programm
ein Neffe von Manuel Weisheit, Jeffre, mit. Die drei weiteren
Töchter des Direktionspaares - Carolyn, Jacqueline und Angelique
- sind nicht am Unternehmen.
Einladende Front
Zur Begrüßung gibt Tim Thomsen aus dem Off die notwendige
„Sicherheitseinweisung“, die von Clown Dave – alias David
Weisheit – in der Manege mimisch und gestisch umgesetzt wird.
Schließlich knipst Dave via Fernbedienung die „Weisheit“-Leuchtschrift
über dem geschmackvollen, samtroten Artisteneingang und die
leuchtenden Sterne in den Manegenkästen an. Tim Thomsen
begleitet als Moderator auf angenehme, charmante Weise durch das Programm.
Daneben übernimmt er wichtige Aufgaben u.a. in der
Tourneeplanung, Pressearbeit und Werbung.
Dominik Weisheit, Clown Dave und
Tim Christian Thomsen, Sascha Prehn
Darin besonders herausgestellt
wird die Raubtierdressur von Sascha Prehn. Vier Tiger vereint er
im Zentralkäfig. Das Repertoire ist anspruchsvoll, vielseitig
und wird sicher und flüssig abgerufen. Sprünge über Artgenossen
und den Tierlehrer selbst in verschiedenen Variationen,
Hochsitzer, Tigerbar, Raubkatzenteppich und Rollover gehören u.a.
dazu. Es dürfte schon einmalig sein in Deutschland, dass ein
Familiencircus eine solche Darbietung unter Vertrag hat,
übrigens nicht in der ersten Saison. Flugs und mit vereinten
Kräften wird der Käfig abgebaut. Sogleich folgt die nächste
Tierdarbietung. Dominik Weisheit stellt in versierter Weise ein
Groß und Klein mit Pferd und Pony vor. In einem gelungenen
Entree möchte Clown Dave in der Manege mit Luftballons spielen,
doch dabei wird er immer wieder von Tim Thomsen gestört. Dieser
gibt den strengen, seriösen Part und bringt die Ballons zum
Platzen. Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten: Ein Ballon
erweist sich als Wasserbombe, und Tim wird beim Zerpiksen nass.
Dominik und Jessy
Weisheit, Kevin Weisheit und Jacqueline Quaiser, Dominik, Jessy
und Jeffre Weisheit mit Dennis Sundelius
Die Darbietungen der Familie
Weisheit können alle vollauf überzeugen. Mit einem
außerordentlich hohen Leistungsniveau in einem
Familienunternehmen, mit viel Ausstrahlung und Freude an der
Arbeit und mit viel Tempo. Auch der Ablauf des Programms
insgesamt ist schwungvoll. Die einzelnen Nummern werden alle zu
gut gewählter, mitreißender Musik und in ansprechenden Kostümen
präsentiert. Verzichtet wird dagegen darauf, die einzelnen
Auftritte zu „thematisieren“ oder in Schaubilder zu kleiden, wie
es andere führende Familienunternehmen gerne tun. Der Stil des
Hauses ist eher puristisch, schnörkellos. Drei gute Beispiele liefern die
artistischen Darbietungen, die bis zur Pause folgen. Zunächst
erleben wir Dominik und Jessy Weisheit mit ihren Jonglagen mit
Ringen, kleinen Fußbällen und Keulen. Sowohl gemeinsame Tricks
als auch solistische Passagen von Dominik Weisheit werden
gezeigt. Als Zugabe gibt es einige Tricks aus dem Bereich der
Partnerakrobatik. Kevin Weisheit und seine Partnerin Jacqueline
Quaiser gefallen mit ihrer gemeinsamen Strapatenkür als „Duo
Bellisimo“. Eine echte Rarität ist die Arbeit der Brüder
Dominik und Jessy mit ihrem Cousin Jeffre und ihrem Schwager Dennis
an den Römischen Ringen. Gemeinsam, zu zwei, zu dritt und schließlich zu viert
präsentieren die jungen Männer ihre Kräfte zehrenden Tricks. Zum
Abschluss hängt Dennis in liegender Position in den
Ringen, hält sich mit Nacken und Beinen darin. Ein Partner steht
auf seinem Körper, die beiden anderen hängen an seinen Armen und
Beinen. Das ist nun im Wortsinne „ganz stark“.
Jacqueline, Adriano Aquilina, Kevin und David Weisheit
Noch in der ersten Programmhälfte
hat Clown Dave seinen zweiten und auch schon letzten größeren
Auftritt, und zwar mit seiner Version des Wischmopp-Duetts mit
sich selbst. Er gefällt mit seinem engagierten, geradezu
hyperaktiven Spiel, das ohne „Opfer“ aus Publikum auskommt.
Vergleichsweise klein ist der hauseigene Tierbestand. Und so
bilden direkt nach der Pause ein Viererzug Miniponys sowie das
springende Lama Fernando als Da Capo bereits den Abschluss der
Dressurnummern. Wiederum ist Dominik Weisheit der Vorführer.
Dann geht es nochmals in die Luft, und zwar mit Jacqueline und ihrer
eleganten Darbietung an den Tüchern. Bewusst haben sich die
Weisheits dafür entschieden, die Spieldauer des Programms auf
zwei Stunden – inklusive Pause – zu begrenzen, um die vielen
Kinder im Publikum nicht zu überfordern. Dies bedeutet auch,
dass einige attraktive Darbietungen aus dem breiten Repertoire
der Familie pausieren müssen oder in verschiedenen Vorstellungen
im Wechsel gezeigt werden. Dennoch erhält immer wieder der
junge Adriano Aquilina die Gelegenheit, sein Können vor Publikum
zu zeigen. So auch in dieser Vorstellung. In einer klassischen
Hula Hoop-Nummer, wie sie ansonsten eher von Frauen gezeigt
wird, lässt er die Reifen um Arme, Beine und Körper kreisen.
Einer der Höhepunkte im Programm ist die Hand-auf-Hand-Nummer von Kevin und David Weisheit. Die sicher
und flüssig präsentierte Trickfolge würde jedem Großcircus zur
Ehre gereichen und wäre als Schlussnummer ideal platziert.
Mary-Ann und
Josephine Weisheit, Dennis Sundelius, Jasmin Quaiser
Doch das Podium bleibt gleich
stehen und wird nun von Mary-Ann und Josephine für ihre
anspruchsvolle Kontorsionsarbeit genutzt. Nach diesen ruhigen
Momenten sorgt der Tanz von Jasmin Quaiser als „Human Slinky“ im
pinken Röhrenkostüm nochmal für Gelegenheit zum Mitklatschen.
Tim Thomsen weist darauf hin, dass das Programm nun zu Ende
geht. Doch statt eines Finales mit allen Akteuren setzt man bei
Manuel Weisheit auf eine Art Zugabe. Dennis Sundelius zeigt mit
seinen Sprösslingen Jeames (5) und Taylor (3) sowie seinem elf
Monate alten Neffen Samjel, was die Jüngsten im Hause Weisheit bereits
gelernt haben. Nach dem Motto, dass man noch nicht richtig
laufen können muss, um einen Hand- oder Kopfstand auf den
ausgestreckten Händen des Papas – oder von Onkel Dominik – zu
drücken. Das Publikum geht nochmal begeistert mit, ehe es von
Tim Thomsen verabschiedet wird. Dieser Programmabschluss ist
wohl auch ein Ausdruck des schnörkellosen Präsentationsstils
im Hause Weisheit – schade, denn gerne hätte man dieses tolle
Familien-Ensemble nochmals in der Manege versammelt gesehen und
gebührend gefeiert. |