Seit dem Tod von Christel
Sembach-Krone heißt es: "Wir bedanken uns für Ihren Besuch...".
Adoptivtochter Jana Lacey-Krone steht nun gemeinsam mit ihrem
Ehemann Martin Lacey jun. vor der gewaltigen Aufgabe, das
Traditionsunternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Die Vorgängerproduktion „Celebration“ blieb über
vier Jahre weitgehend unverändert. Im Gegensatz dazu haben sich an
„Evolution“ seit 2015 einige Veränderungen ergeben. Seit dem
letzten Jahr ist Jongleur Picaso jun. nicht mehr dabei, vor
kurzem ist er dann viel zu früh verstorben. Mit Ende der
Saison 2016 schieden auch Petra und Roland Duss mit ihren
Seelöwen aus.
Truppe Khadgaa,
Jana Lacey-Krone
Weiterhin gezeigt wird natürlich
traditionell das große Opening. Nachdem das Krone-Ballett zur
Michael-Jackson-Musik aus dem „Celebration“-Finale getanzt hat,
erscheinen alle Artisten mit Ausnahme der Direktion und werden
namentlich vorgestellt. Währenddessen zeigt Stefania Jarz
zwischen Piste und Logen Ausschnitte ihrer Antipoden-Darbietung,
eine der Tänzerinnen schwebt am Vertikalseil über dem Geschehen.
Nicht nur an Nikolai Tovarichs Schlussworten hat sich eine
Änderung ergeben, auch die Begrüßungsformel wurde variiert:
Statt „im größten Circus Europas“ werden wir nun im „größten Circus der Welt“
willkommen geheißen, nachdem „Ringling“ den Betrieb eingestellt
hat. Nicht nur wie bisher im Opening einige
Tricks zeigend, tritt die Truppe Khadgaa seit diesem Jahr danach
mit der gesamten Seilspring-Nummer auf. Der Schwung der tempo-
und abwechslungsreichen Eröffnung wird somit wieder
aufgegriffen. Höhepunkt und Schlusstrick ist das Seilspringen im
Drei-Mann-Hoch. Direktorin Jana Lacey-Krone präsentiert an
diesem Abend
Elefantendame Bara in einer trickreichen Präsentation. Das
besondere Vertrauen der Beiden wird deutlich, wenn sich die
Vorführerin während des Walzens mit einem Bein in das Maul des
Dickhäuters hängt. Im Hintergrund unterstützt James Puydebois. Schade ist jedoch, dass in manchen
Vorstellungen somit nur einer der sechs Krone-Elefanten zu sehen
ist.
Jana Lacey-Krone,
Alessio
Immer für gute Laune sorgen
Fumagalli und Daris Huesca. Nachdem sie schon vor dem Beginn der
eigentlichen Vorstellung das Publikum „aufgewärmt“ haben, zeigen
sie nun allerlei Klamauk rund um einen Tisch. In den ersten Teil
vorgerückt ist Alessio Fochesato. Der freie Flug seiner
Papageien unter der großen Kuppel des Krone-Chapiteaus sorgt
weiterhin für Gänsehautmomente und staunende Gesichter. In den
letzten Jahren ist Tonito Alexis zu Krones „Haus-Clown“
geworden. Im ersten Teil überbrückt er die Umbaupausen.
Einerseits mit seiner „Lichtermann“-Reprise, bei der eine Kerze
schluckt und an seinem Hintern ein Lichtlein erscheint.
Andererseits mit der „Hommage an Elvis Presley“ in einem dem
„King of Rock’n‘Roll“ nachempfundenen Kostüm. Mehrere
Umstellungen gab es seit 2015 am Pferdeblock. Er startet nun mit
dem Tanz der acht „Husarinnen“ und Jana Lacey-Krones Hoher
Schule. Gemeinsam mit Lusitano-Hengst „Ramses“ zeigt sie alle
wesentlichen Figuren dieser Disziplin. Deutlich straffer,
lebendiger und durchdachter wirkt seit diesem Jahr das nun
folgende Zigeuner-Schaubild. Auffallend ist, dass die neun
Tänzerinnen und zwei Tänzer, trainiert von Captain Girl Yana
Grimm, nun stets alle auf der Bühne oder in der Manege bleiben
und nicht während der Soli teilweise abgehen. Weiterhin gibt
Clara Puydebois die Sängerin zum romantischen Tanz zweier Paare.
Neu ist auch, dass sich alle Ballett-Mitglieder auf der Treppe
aufstellen, um die Direktorin des Unternehmens in die Manege zu
geleiten. Dort zeigt Jana Lacey-Krone zehn junge Nonius-Hengste,
die im letzten Jahr ihr Manegendebut hatten. Passend zum Thema
des Blocks kommen die wunderschönen Pferde vom ungarischen
Staatsgestüt Mezöhegyes. Zum Abschluss lässt Lacey-Krone einen
Falben vorwärts steigen.
Tonito Alexis,
Martin Lacey jun., Crazy Wilson
Fast schon zum Inventar bei Krone
gehört Crazy Wilson. Er bestreitet seine inzwischen zwölfte
Saison bei diesem Unternehmen. Eingeleitet von zwei Tänzerinnen
des Krone-Balletts und von Tonito Alexis als „the craziest man
in the world“ angekündigt, rast er mit einem Motorrad in die
Manege. Dort steigt er natürlich auf die weitaus größere Version
um. Die laut Programmheft „längste Harley-Davidson der Welt“ ist
optisch weiterhin eine Augenweide. Mit seinen waghalsigen Tricks
und dem dreimal hintereinander gesprungenen Salto auf der
Außenseite des Rades sorgt er für die ersten Standing Ovations
des Abends. Die ganz große Sensation im Krone-Programm ist
natürlich die größte Raubtiernummer der Welt mit und von Martin
Lacey jr. Es ist eine dieser Nummern, an denen man sich nicht
satt sehen kann, denn Lacey vereint Masse und Klasse zu einem
eindrucksvollen Gesamterlebnis. Tricks mit einzelnen Tieren wie
der Scheinangriff eines Löwen oder der Courbette-Steiger eines
Tigers wechseln sich ab mit großen Gruppenbildern wie der
Pyramide oder dem gleichzeitigen Hochsitzen von 22 Löwen. In der
besuchten Vorstellung erheben sich einzelne Zuschauer schon zu
Standing Ovations, bevor sich Martin Lacey jr. und der weiße
Löwe Baluga zum Schlusstrick hingelegt haben. Man kann nur immer
wieder betonen, welche Leistung der Circus Krone mit der
Präsentation einer derart starken, riesigen Raubtiergruppe in
der heutigen Zeit erbringt.
Martin Lacey jun.,
Fumagalli und Daris, Truppe Khadgaa
Nach dem kurzen Auftritt der
hauseigenen Exoten mit dem Krone-Ballett hat ein Urgestein der
deutschen Circusszene seinen Auftritt: Nashornbulle Tsavo
beeindruckt durch seine
imposante Erscheinung unter der Anleitung von Martin Lacey jun. Begleitet von charakteristischem
Kehlkopfgesang zeigt die zwölfköpfige Truppe Khadgaa die
bekannte Kombination aus Handvoltigen und Kraftakrobatik.
Während „Kraftprotz Suba“, wie ihn das Unternehmen selbst beschreibt,
mit dem Hochhalten von vier Truppenmitgliedern nur mit den
Zähnen beeindruckt, zeigen die Damen filigrane Sprünge bis zum
Vier-Mann-Hoch. Diese manegenfüllende Darbietung mit ihrem
mystischen, fernöstlichen Flair passt gut in den zweiten Teil,
in den sie nun verlegt wurde. „Bienchen, Bienchen, gib mir
Honig“ – der große Lachschlager mit Fumagalli, Daris und dem
nach der Pause als Weißclown arbeitenden Tonito überzeugt immer
wieder. Genial ist an diesem Abend auch das Zusammenspiel mit
Fumagallis „Mama“ in der Loge, die „ihren Kleinen“ zu sich ruft,
nachdem er nass gemacht wurde.
Flying Zuniga,
Finale
Direkt im Anschluss überbrückt
Tonito Alexis mit seinem Trompeten-Solo den Fangnetz-Aufbau für
das Flugtrapez. Die Flying Zuniga gehören sicherlich zu den
besten unter den klassischen Vertretern ihres Genres. Seit
letztem Jahr ist der zweite Flieger Brenno Souza dabei. Er zeigt
während der Darbietung den dreifachen Salto Mortale. Das Gleiche
wiederholt der unerreicht elegant fliegende Marlon Michael, dann
aber mit verbundenen Augen. In den Nachmittagsvorstellungen von
Freitag bis Sonntag tritt seit kurzem der zwölfjährige Joaquim
Zuniga, Sohn von Fliegerin Evelin Zuniga und Fänger Guilherme
Sepuveda, auf und wagt erste „Flugversuche“ unter der
Circuskuppel. Passend zur Trapez-Darbietung steht das Finale
unter dem Motto „Brazil – Der Circus lebt“. Auch nach
Bienchen-Entree und Flugtrapez applaudieren in der besuchten
Vorstellung jeweils einige Besucher im Stehen. Die während der
gesamten Vorstellung hervorragende Stimmung im Publikum gipfelt
in geschlossenen Standing Ovations. Im dritten Jahr wirkt
„Evolution“ insgesamt am harmonischsten. Fast alle Umbaupausen
sind sinnvoll überbrückt, angenehme Straffungen wurden
vorgenommen und manchen Stellen der Feinschliff verpasst. |