Ein Name, der offenkundig die Besucher
anzieht. Das weiße Vier-Mast-Zelt jedenfalls ist bei der
besuchten Nachmittagsvorstellung in Sopron gut gefüllt. Auch
viele Gäste aus dem nahen Österreich, vor allem Familien, haben
den Weg gefunden. Denn hier bietet sich nach wie vor die
Gelegenheit, Circus mit vielen Tieren und zu vergleichsweise
erschwinglichen Preisen zu sehen.
Außenansicht
Mit einem Charivari beginnt das Programm,
welches fast durchgängig von sieben Musikern unter Attila Maka,
dem ehemaligen Orchesterchef des Budapester Circusbaus,
begleitet wird. Auffällig sind die überwiegend modernen Songs,
die die Instrumentalisten im Repertoire haben. Zu Beginn also
zeigen alle Artisten unterschiedlichste Ausschnitte ihres
Könnens, Florian Richter stellt die Elefantendame Sandra vor und
Christian Folco schminkt sich zum Clown. Danach folgt gleich
ein, vielleicht der Höhepunkt: der fünfzehnjährige Kevin Richter
reitet die Ungarische Post. Absolut sicher nimmt er die Zügel
von elf Pferden auf – ein tolles Bild. Das Tempo ist genauso
beachtlich wie die Ausstrahlung und Manegenpräsenz des Juniors.
Darin steht er seinem Vater in nichts nach.
Henrik Veress, Christian Folco,
Andrea Golea
Nachdem „Indianer” Christian Folco im
Zusammenspiel mit einem Zuschauer seine Federpracht verloren
hat, sausen die Boxer von Michael Golea durch die Manege. Die
„Fußballhunde“ haben heute Seltenheitswert; wer am Ende diese
Luftballonjagd gewinnt, ist dabei im Grunde nebensächlich, mehr
steht das Vergnügen – bei Tier wie Zuschauern – im Mittelpunkt.
Henrik Veress erweist sich als technisch versierter Jongleur mit
Bällen, sowohl gen Boden wie in die Luft. Warum er dies
allerdings im Halbdunkeln tut und mit unnötigen Feuer- und
Wassereffekten kombiniert, bleibt fraglich. Die technischen
Finessen jedenfalls verlieren so an Wirkung.
Duo Claire,
Elefant Sandra mit Zuschauer, Carlitos Ugalde
Lili Herpszt und Bernadett Juhász bilden
das Duo Claire und wurden an der Budapester Circusschule Imre
Baross ausgebildet. Mit Akrobatik am Netz steuern sie die
Luftnummer des Programms bei. Sie zeigen hauptsächlich
unterschiedlichste Haltefiguren. Danach bittet Christian Folco
einige Zuschauer zur Tellerjonglage. Der Spaß ist bekannt und
kommt auch hier bestens an. Das gilt auch für den Auftritt von
Elefantendame Sandra, schließlich empfängt die Dickhäuterin
einen Gast in ihrem „Friseursalon“. Der Kunde wird zur
allgemeinen Begeisterung ordentlich eingeseift. Den ersten Teil
beschließen in direkter Folge zwei Sensationsnummern. Carlitos
Ugalde lässt sich als menschliche Kanonenkugel in ein Netz
schießen. Dieses hängt über dem Besuchereingang, so dass für
Nervenkitzel gesorgt ist.
Transformer,
Florian Richter, Trio Veress
Technische Spielereien hatten schon immer
einen Platz im Circus. Das gilt nun auch für den „Transformer“.
Dabei fährt ein Auto in die Manege und richtet sich anschließend
als Roboter selbst auf. Allerhand LED-Effekte vermitteln
durchaus einen „lebendigen“ Eindruck des Fahrzeuges. Zugleich
aber erschöpfen sich die Variationsmöglichkeiten der Darstellung
doch recht schnell und kommen somit eben auch nicht wirklich
über den Status einer Spielerei heraus. Eine interessante
Alternative bleibt es dennoch. Traditionell geht es dann nach der Pause
weiter. Florian Richter präsentiert je sieben weiße Araber und
schwarze Friesen in einer gemeinsamen, gut laufenden Freiheit.
Die hohe Qualität der hiesigen Pferde-Darbietungen ist
hinlänglich bekannt, auch die diesjährige Version schließt daran
nahtlos an. Besonders die verschiedenen Fächer überzeugen, bevor
Steiger die Nummer abschließen. Christian Folcos gefährliches
Tier entpuppt sich daraufhin als niedlicher Hund. Lediglich drei
Illusionen, darunter die zersägte Assistentin sowie
Positionswechsel, bringt das Trio Veress in die Manege. Ihr
finaler Trick: ein Motorradfahrer fährt durch ein Gestell, indem
ein weiterer Partner angekettet scheint. Was zunächst wenig
überraschend wirkt, lässt beim zweiten Hinschauen dann doch ein
wenig staunen. Schließlich haben Motorradfahrer und Partner
zugleich die Position gewechselt.
Angelina und Kevin
Richter, Truppe Diorio
Einen weiteren größeren
Auftritt hat Christian Folco bei der Zusammenstellung einer
Band. Auch das ist nicht neu, aber Folco hat ein gutes Gespür
für seine Mitspieler und ein sympathisches Auftreten. Eine erstaunliche Entwicklung lässt sich
nicht nur bei Kevin Richter festhalten, sondern auch bei seiner
zehnjährigen Schwester Angelina. Gerade sie hat im letzten Jahr
einen weiteren Schritt gemacht, insbesondere was ihre Präsenz in
der Manege betrifft. Zusammen zeigt der Richter-Nachwuchs auch
in diesem Jahr vielversprechende Akrobatik zu Pferd.
Zwei-Personen-Hoch, Sprünge und Salti auf dem Rücken der
Vierbeiner sind bereits im Repertoire und lassen die
Familientradition fortleben. Die Diorios setzen im „Splitting
Globe of Death“ den diesjährigen Schlusspunkt. Auch mit
vergleichsweise wenigen, nämlich drei Fahrern sorgt auch diese
Sensationsnummer nochmal für Begeisterung, bevor sich im Finale
alle Mitwirkenden verabschieden.
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