Die erfahrene
Zeltmannschaft stand zeitweilig nicht wie gewohnt zur Verfügung. Aber
die Enochs ließen sich nicht unterkriegen. Gegen Ende der Saison zieht
Agnete Louise Enoch ein durchaus zufriedenes Fazit. Sie spricht
von einer „ausbalancierten“ Spielzeit und blickt optimistisch in die
Zukunft. Für 2017 konnten schon viele verkaufte Vorstellungen
akquiriert werden.
Außenansicht
Im
Kern bleibt sich Dannebrog mit seiner Jubiläumsproduktion treu.
Artisten, Tiere und Clowns – dieser Dreiklang des klassischen Circus
wird nach wie vor gepflegt. Es gibt wiederum ein Orchester - allerdings
in neuer Besetzung. Tino Aeby und die bekannten Instrumentalisten
sitzen nicht mehr auf der Bühne zwischen den beiden Artisteneingängen.
Dafür ist jetzt ein anderes sechsköpfiges Ensemble zu hören, das
druckvolle Circusmusik spielt. Dies zur Einstimmung bereits vor Beginn
der Vorstellung. Agnete Louise Enoch – gerade hat sie ihren 60.
Geburtstag gefeiert – ist wie gewohnt unsere charmante Madame Loyal. In
prächtigen Kostümen präsentiert sie voller Leidenschaft die Show,
welche nun ein reines Nummernprogramm ist. Die aus den Vorjahren
bekannten großen Szenen mit dem gesamten Ensemble sind heuer nicht zu
sehen. Das ist ein wenig schade, gaben sie dem Cirkus Dannebrog doch
einen ganz eigenen Charme. Zudem müssen wir 2016 auf ein Programmheft
verzichten.
Daniel Centner, Robert Berousek, Duo Centner
Der
erste Teil beginnt und endet mit dem Duo Centner. Zur Eröffnung gibt es
seine Einradshow auf der Rundbühne in der Manegenmitte. Ein passender
Einstieg, ist die Familie Enoch doch selbst für ihre Fahrradartistik
bekannt. Daniel zeigt zumeist in rasantem Tempo eine Vielzahl von
Tricks. Da geht es auf dem Einrad eine Treppe hinauf, es wird Seil
gesprungen oder Slalom gefahren. Für die letzten Runden lädt Daniel
Partnerin Kayley zu einer Tour ein. Das eine Ende der Stange ruht auf
seinen Schultern, das andere auf einem Mast in der Mitte der Bühne.
Daran arbeitet sie verschiedene Figuren, während er auf einem hohen
Einrad das Requisit in Bewegung hält. Bei der „Jonglage zu Quad“ sitzt
Kayley am Steuer. Auf einer Plattform hinter ihr hält Daniel
Bälle, Keulen und Fackeln in Bewegung. Bei dieser „Tour in Weiß“ geht
es rasant zu. Daniel jongliert sicher, auch wenn Kayley ordentlich Gas
gibt. Ein ungewöhnliches, spannendes Bild in einer Manege. Mit
Tennisschlägern jongliert, ebenfalls in hohem Tempo, Robert Berousek.
Aufgrund ihrer Form sind die Rackets deutlich schwieriger zu
beherrschen als herkömmliche Requisiten dieses Genres. Berousek
meistert diese Aufgabe souverän. Noch bekannter sind seine Balancen auf
der freistehenden Leiter. Selbstverständlich sehen wir auch diese
riskante und variantenreiche Nummer bei Dannebrog. Zudem ist Robert
Berousek als Oberrequisiteur nahezu während der gesamten Vorstellung
präsent, sorgt für deren flüssigen Ablauf.
Armando Liazeed, Sandro Sisters
Auf
außergewöhnliche Luftnummern hat die Familie Enoch immer Wert gelegt.
Zudem schafft es die Direktionsfamilie stets, Abwechslung zu bieten. So
konnten wir bislang etwa Hochseil, Todesrad, Washington-Trapez oder
Deckenlauf erleben. In diesem Jahr gibt es ein doppeltes fliegendes
Trapez. Vier Fliegerinnen und ein Flieger stehen bei den Flying Regio
auf der Brücke. Ihre Sprünge werden von zwei Artisten auf der
gegenüberliegenden Seite gefangen. Ein beeindruckendes Bild ist immer
wieder die synchron gesprungene Passage. Der Dreifache geht an diesem
Nachmittag in beiden Versuchen ins Netz. Drei der Damen sehen wir zudem
als Sandro Sisters an einer Metallgitterkugel. Daran zelebrieren sie in
der Luft wunderschöne Bilder. Sehr gelungen ist das Zusammenspiel mit
Armando Liazeed. Dieser präsentiert mit südamerikanischer Leichtigkeit
kraftvolle Akrobatik am Masten. Nachdem der Sonnyboy seine Tricks
gearbeitet hat, wird er von den jungen Damen umgarnt. Er wiederum
bewundert ihr Spiel in der Luft und dreht am Ende mit ihnen mehrere
gemeinsame Runden an der Kugel. Im Solo agiert Armando Liazeed bei
seiner Handstand-Equilibristik. Wenngleich noch sehr jung, zeigt er ein
höchst umfangreiches Repertoire. Er springt eine Treppe im Einarmer
hinauf und zeigt den Klötzchentrick. Ferner beweist er im Kopfstand
einen bewundernswerten Gleichgewichtssinn. Faszinierend sind seine
Sprünge auf dem Kopf, mit denen er sich auf einem Brett nach vorne
bewegt. Von Armando Liazeed wird man definitiv noch hören.
Amedeo Folco junior
Bereits
in der vergangenen Saison bei Dannebrog zu sehen war Charly Carletto.
Natürlich hat der spanische Clown neue Späße im Gepäck. Seine kleineren
Einlagen beginnen oder spielen ganz auf dem Gradin. Sie leiden unter
der ausbaufähigen Lichtanlage und finden zumeist im Dunkeln statt. So
sucht er Zuschauer, die mit ihm in der Manege Limbo tanzen dürfen oder
spielt mit Dennie Enoch „Das Musikmachen ist hier verboten“. Das
Boxentree sowie das Publikums-Orchester bilden Carlettos große
Auftritte. Dabei beweist er einen guten Sinn für Situationskomik,
sodass die bekannten Nummern beim Publikum bestens ankommen. Die
Tierdarbietungen werden allesamt von Amedeo Folco junior präsentiert.
Seine auf der Homepage genannte Mutter Adriana ist bei unserem Besuch
nicht dabei. Die Vorführung von vier Kamelen gerät recht kurz. Auch der
Freiheit mit zwei Dromedaren und einem Pferd hätte ich gerne länger
zugesehen. Absolut rund ist die Dressur mit den beiden indischen
Elefantendamen. Das Trickrepertoire ist wirklich umfang- und
abwechslungsreich. Der junge Tierlehrer hat die beiden Dickhäuter gut
im Griff. Das oft zitierte vertrauensvolle Miteinander von Mensch und
Tier, hier wird es sichtbar. Auch Amedeo Folco junior wird uns in
Zukunft sicher noch viel Freude machen. |