Gleich drei Darbietungen
präsentiert das junge Paar hier gemeinsam. Der erste
Programmteil wurde in diesem Jahr erstmals durchgehend
thematisch gestaltet. „Afrika Afrika“ lautet das Motiv. Alle
Nummern sind dazu passend ausgewählt bzw. inszeniert worden.
Dies zeigt sich natürlich vor allem in der Wahl der Kostüme und
der Musik. Artisteneingang und Orchesterbühne sind mit Pflanzen
dekoriert, zwei Flammenwerfer sorgen für Effekte, und die
Requisiteure tragen Ranger-Outfits. Die Lichtanlage taucht die
Manege in stimmungsvolle Farbspiele.
Sängerin, Kenia Troupe, Joszef Richter jr. und Merrylu
Casselly
Die Musik rundet den
Gesamteindruck ab. Neun Instrumentalisten, darunter eine
Geigerin und zwei Perkussionisten, sowie eine gute Sängerin
musizieren druckvoll und durchgehend live. Melodien aus „Tarzan“
oder „Dschungelbuch“, aber auch moderne Stücke wie „Waka Waka“
oder „Danza Kuduro“ sind zu hören. Mit einem musikalischen
Auftakt beginnt denn auch das Programm, bevor fünf Tänzerinnen –
die weiblichen Ensemblemitglieder – den Weg für die Kenia Troupe
bereiten. In ihrem ersten Auftritt bauen die fünf Männer und
zwei Frauen verschiedene Menschen-Pyramiden und demonstrieren
ihre Limbo-Fähigkeiten. Clown Jason Caveagna dressiert daraufhin
einen Stofflöwen, ehe sich die erste gemeinsame Darbietung von
Merrylu Casselly und Joszef Richter jr. ankündigt. Zu Phil
Collins’ „You'll be in my heart“ demonstrieren beide ihre
Vertrautheit in einem wunderbaren Pas de Deux zu Pferd. Es gibt
kontorsionistische Figuren von Merrylu Casselly, vor allem aber
begeistern die Sequenzen, in denen Joszef Richter jr. seine
Partnerin in Rock’n’Roll-Tanz-Manier um den eigenen Körper
wirbelt. Zum Schluss steht Merrylu Casselly im
Zwei-Personen-Hoch auf seinem Kopf. Diese Darbietung wird beim
kommenden Weltweihnachtscircus in Stuttgart zu sehen sein.
Jason Caveagna, Merrylu
Casselly, Familie Casselly
Mit der „Gorilla-Jagd“ des
sympathisch auftretenden Clown Jason Caveagna geht es weiter.
Die Elefanten-Darbietung der Familie Casselly sieht in diesem
Jahr Rene jr. alleine im Vordergrund. Die bekannte „Mowgli“-Inszenierung
passt natürlich hervorragend zum Programm-Motiv. Auch die
Schleuderbrett-Sprünge fehlen nicht. Im Anschluss übernimmt
Schwester Merrylu, natürlich zusammen mit Joszef Richter jr.
Während er unten in der Manege zu Kerzenlicht und in funkelnder
Weste einen Friesen zu den unterschiedlichen Elementen der Hohen
Schule anleitet, schwebt sie über ihm an Tüchern durch die Luft.
Effektvolle Abfaller sorgen für den Schuss an Nervenkitzel.
Jason Caveagna entert mit einem kleinen Auto die Manege; ihm
entsteigen die Mitglieder der Kenia Troupe. Eine nette Variante
einer alten Idee. Mit Reifen- und Seilsprüngen zeigen die stets
gut gelaunten Afrikaner ihre akrobatische Vielseitigkeit.
Rene und Merrylu
Casselly,
Joszef Richter jr.
Es folgt, worauf man seit
einer verheißungsvollen Anzeige in der vergangenen
Dezember-Ausgabe der Circus-Zeitung mit Spannung gewartet hat:
die „exotische Post“. Unterstützt von Rene Casselly in der
Manegenmitte, reitet zunächst Merrylu Casselly auf einem
Andalusier in die Manege, ihr folgt Joszef Richter jr. auf dem
Rücken zweier Elefanten stehend. Reiterin und Pferd drehen
variantenreich einige Runden zwischen den Dickhäutern hindurch,
dann gibt es einen ersten „fliegenden“ Wechsel. Merrylu Casselly
übernimmt die Post, Joszef Richter jr. dirigiert nun vom Pferd
aus jene Tiere, welche die Vorhut bilden: zunächst zwei Kamele,
dann zwei Andalusier und nochmals zwei Kamele. Wieder ein
„fliegender Wechsel“: Merrylu Casselly ist wieder im Sattel,
zeigt den Gegenlauf zur Post und klettert anschließend zurück
auf die Elefanten, um mit ihrem Partner ein Zwei-Personen-Hoch
zu bilden. Dann ändern die Tiere ihre Formationen. Kamele,
Pferde und Elefanten bilden je einen Fächer, um sich
abschließend in der Manege zu versammeln. Nun wird die Post
zwischenzeitlich zum Tableau. In der Manege verbleiben zwei
Kamele, die abliegen und von drei Lamas übersprungen werden.
Vier ganz junge Zebras drehen ihre ersten Runde, beherrschen
aber ebenfalls schon den Fächer und nehmen Futter aus der Hand
auf. Dann betreten zwei Giraffen
die Manege: „Zambesi“ hat mit „Bobo“ einen Artgenossen
hinzubekommen. Hinter den Kulissen steht den beiden ein 15 Meter
langer und sechs Meter hoher, komplett neuer Wagen zur
Verfügung. In der Manege bewegen sich die beiden Langhälse
völlig unaufgeregt zusammen mit Pony „Pluto“, nehmen Futter von
Joszef Richter jr. und Merrylu Casselly entgegen. Dann der
spannendste Moment: Joszef Richter jr. kommt auf dem Rücken
zweier Elefanten in die Manege, bereitet die Post vor… und
tatsächlich, man mag den Augen kaum trauen: die Giraffen laufen
ohne Zögern unter ihrem menschlichen Vertrauten und zwischen den
beiden Elefanten hindurch. Das ganze wiederholt sich mehrmals. „Zambesi“
würde auch schon durchgehen, wenn auch die Elefanten in Bewegung
sind, doch Neuzugang „Bobo“ müsse dies noch lernen, schildert
Joszef Richter jr. im Gespräch den nächsten Schritt. Doch auch
die jetzige Version ist schon so spektakulär, so einzigartig in
der Circusgeschichte, dass es schwer fällt, die richtigen Worte
zu finden. Mit dieser „Jahrhundert-Darbietung“ haben sich die
Cassellys, nunmehr gemeinsam mit Joszef Richter jr., einmal mehr
übertroffen! Danke, dass ich das erleben durfte!
Giordano Caveagna, Lenke
Morton und Vanessa Molina Navas, Rene Casselly jun.
Mit einem kleinen Final-Umzug
endet der erste Teil. Nach der Pause gibt es dann ein
klassisches, flott ablaufendes Nummern-Programm. Den Anfang
macht der italienische Tierlehrer Giordano Caveagna mit seinen
acht Tigern. Er ist der Gentleman im Frack und animiert seine
Tiere die meiste Zeit nur mit Stimme und Handbewegungen.
Pyramide, diverse Sprünge, ein auf den Hinterbeinen laufender
Tiger und die hautnahe Fütterung sind beispielsweise zu sehen.
Lenke Morton und Vanessa Molina Navas demonstrieren an einer
Gitterkugel unter der Kuppel kontorsionistische Fähigkeiten. Mit
der Präsentation von Ponys verbindet man nicht wirklich die
Erwartung einer Sensation. Ganz anders das, was die Familie
Casselly hier präsentiert. Ihre Interpretation dieser
Darbietungen ist ohne Frage eine der kreativsten und
trickstärksten ihrer Art. „Gipsy Fantasy“ ist der Auftritt
überschrieben. Rene Casselly jr. steuert einen Zigeunerwagen
durch die Manege, aus dem die sechs Ponys entsteigen. Diese
beherrschen ein umfangreiches Repertoire, laufen im Fächer,
springen durch Reifen und agieren auf der Wippe. Es gibt einen Hochsitzer, natürlich Steiger, gar eine Kapriole und zum Schluss
ein reitendes Ponys, das seine Runde auf dem Rücken zweier
Artgenossen dreht. Unglaublich, die Cassellys schaffen es sogar
aus einer Pony-Präsentation ein Highlight zu machen!
Merrylu
Casselly, Richter-Reitertruppe
In eine
kleine Geschichte als Notfall-Elektriker, der die Birne einer
Straßenlaterne wechseln muss, ist die Leiterbalance von Clown
Jason Caveagna eingebettet. Natürlich landet er dabei zunächst
mehrmals auf der
Nase, bis ihm schlussendlich doch die Balance und auch der
Salto von der Leiter zurück auf den Manegen-Boden gelingen. Die
Schlussnummer gebührt in diesem Jahr der neu zusammengestellten
Richter-Reitertruppe. Zwei bisherige Partner sind ausgeschieden,
dafür mischt jetzt neu auch die Familie Casselly kräftig mit.
Rene Casselly leitet aus der Manegenmitte die Pferde an, seine
Kinder sind Teil der Truppe. Insgesamt reiten sechs Personen.
Neben der Jockey-Reiterei sind nun auch Tricks der
Dshigiten-Reiterei zu sehen. So klettert Rene Casselly
jr.
unter dem Bauch eines Pferdes hindurch, springen er und Joszef
Richter
jr.
Salti auf nachfolgende Pferde, gibt es das Zwei-Personen-Hoch
und Radkaskaden auf vier Pferden parallel. Zum Schluss reiten
alle gemeinsam auf einem Pferd, und auch Rene Casselly springt
noch dazu. Eine tolle Szene, an die sich direkt ein spritziges
Finale mit Pyramide und Zugaben anschließt. Am Ende stehen
Joszef Richter
jr.
und Merrylu Casselly Arm in Arm vor dem Artisteneingang und
verabschieden das Publikum, das den letzten Klängen der Sängerin
lauscht. |