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Circus Louis Knie jun. - Tour 2013
www.louisknie.com ; 55 Showfotos

Wien, 11. Mai 2013: Wenn Louis Knie junior seine hervorragende Pferdefreiheit vorführt, dann merkt man was diesen - seinen - Circus ausmacht: ein opulentes Lichtdesign, mitreißende Musik und eine vollendete Form der Präsentation. Leider findet man diese begeisternde Mischung im aktuellen Programm nur noch vereinzelt. Typische Knie-Elemente wie das Kompliment zwischen den mit Kunstnebel versehenen Vorhangteilen oder ein aufwendig ausgestaltetes Finale fehlen. Die Artisten kommen zum Großteil aus der Tschechischen Republik. Dort, genauer in Budweis, fand auch die Saisonpremiere 2013 statt.

Nach Tschechien wurde offensichtlich zudem der Unternehmenssitz verlagert. Zumindest nennen das professionell gemachte Programmheft und die Homepage diesbezüglich eine Adresse in Prag. Von Außen macht das weiße Chapiteau mit den roten Ornamenten einen einladenden Eindruck. Davor steht ein weißes Einlasszelt, das von der Konstruktion her einem Festzelt gleicht. Der nostalgische Kassenwagen ist nicht mehr dabei. Die Karten gibt es jetzt an einem weißen Container. Im Inneren des Chapiteaus fallen die weißen Stoffbahnen auf, die den Blick auf die Zeltplane verdecken und somit einen edlen Eindruck vermitteln. Größter Blickfang ist aber der neu gestaltetet Artisteneingang. Er ist nach wie vor in den Farben Rot und Gold gehalten, hat aber jetzt nur noch einen großen Vorhang. Deswegen musste auch Manfred Huber mit seinem Schlagzeug umziehen. Jetzt sitzt er auf der gegenüber liegenden Seite und sorgt von dort für die Aufwertung der Musik. Ferner ist Huber für die Lichtregie verantwortlich.


James Biasini, Denisa Stipka, Duo Ortiz

Erster Akteur im Scheinwerferlicht ist James Biasini. Der Spaßmacher im blauen Frack tritt ohne Maske auf. Somit muss der Witz alleine durch Gestik, Mimik sowie natürlich seine Sketche kommen. Für letztere greift er gerne auf Gäste aus dem Publikum zurück. So gibt es eine Band mit Zuschauern, verschiedene Tanzstile werden aufgeführt, und auch das Verknoten von vier Herren scheint bei großen Teilen des Publikums noch nicht bekannt zu sein. Solches lässt sich zumindest aus der Publikumsreaktion schließen. Insgesamt ist Biasini ein sympathischer Begleiter durch die Show. Deren erste Nummer gehört Denisa Stipka. Das gemeinsame Pas de deux mit Bruder Daniel gibt es zwar nicht mehr, den Pferden ist sie aber treu geblieben. So zeigt sie charmant dargeboten eine wunderschöne Hohe Schule. Eine stimmige Eröffnung für ein klassisches Circusprogramm. Einmal mehr über der Manege des Circus Louis Knie junior ist Andrea Navratil zu erleben. Im ersten Teil zeigt sie Akrobatik am Netz. Gemeinsam mit Partner Diego bildet sie das Duo Ortiz, welches nach der Pause eine Kür an Tüchern zelebriert. Ihre Haltefiguren verpacken sie in eine anmutige Liebesgeschichte, so dass der hohe Schwierigkeitsgrad mit großer Eleganz dargeboten wird. 


Helena und Antonio Rapolli

Bekannte Gesichter sind ebenfalls die von Antonio und Helena Rapolli. Helena schlüpft wieder in die Hülle des "Human Slinky" und zeigt als Röhrenmensch allerlei witzige Verrenkungen. Aus den ehemals im Duo gezeigten Jonglagen wurde nun ein Soloauftritt von Antonio im glanzvollen Matador-Kostüm. Zunächst jongliert er mit Keulen, dann mit Fußbällen. Den größten Effekt erzielt er allerdings mit Plastiktellern. Zunächst wirft er diese wie Frisbees in die Luft und fängt sie wieder auf. Dabei läuft er durch die Zuschauerreihen. Zum Finale lässt er sich die Teller von drei Partnern immer schneller zuwerfen, um sie im wiederholten Anlauf dann auch wirklich alle zu fangen. Aus der bislang von Helena im Solo gezeigten Hunderevue ist hingegen ein Vorführer-Duo geworden. Hier wirkt nun Antonio ebenso mit wie ein zweiter Vierbeiner. Es ist eine gelungene Variation der liebevollen Solonummer, die trotz des kleinen Hauptakteurs immer eine große Wirkung erzielt hat. So ist es ebenfalls bei diesem munteren Quartett auf zwölf Beinen, welches auch gemeinsame Tricks auf Lage hat.


Louis Knie junior

Von ihrer Mutter Ilona hat Alexandra Knie die Ungarische Post übernommen, die als Pausennummer platziert ist. Auf zwei Friesen stehend, lässt sie insgesamt fünf weitere Pferde unter sich hindurchlaufen. Effektvoll ist ihre Schlussrunde mit einer großen österreichischen Fahne. Stiefvater Louis junior präsentiert zunächst einige exotische Tiere:  Jeweils drei Kamele, Lamas und Rinder laufen nacheinander kurz im Kreis, die Lamas springen zudem über eine Hürde. Deutlich ausgefeilter ist da die eingangs erwähnte Freiheit mit jeweils drei Friesen und weißen Arabern. Vielfältigste Figuren laufen sehr harmonisch ab. Die elegante und flotte Vorführung durch Louis Knie junior macht daraus einen wahren Genuss. Zwischen Freiheit und den da capi dirigiert Alexandra zudem drei weiße Ponys. Die Pferdedressuren sind für mich der Höhepunkt der Show. Die Sensation vor dem Finale bildet jedoch die Motorradkugel, die hier als "Globe of Death" bezeichnet wird. Drei Fahrer jagen kreuz und quer durch den Globus aus Stahl. Sogar James Biasini wird in flottem Tempo "umfahren".

Das Finale findet dann vor der Kulisse dieser Riesenkugel statt. Selbstverständlich verabschieden sich alle Mitwirkenden vom Publikum. Der Direktor stellt sie alle nochmals namentlich vor. Beim Circus Louis Knie junior wurden sicher schon aufwendiger präsentierte Shows gezeigt. Dennoch bietet dieses Unternehmen auch 2013 wieder gute Unterhaltung in gepflegtem Ambiente.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch