Nach
Tschechien wurde offensichtlich zudem der Unternehmenssitz verlagert.
Zumindest
nennen das professionell gemachte Programmheft und die Homepage
diesbezüglich eine Adresse in Prag. Von Außen macht das weiße Chapiteau
mit den roten Ornamenten einen einladenden Eindruck. Davor steht ein
weißes Einlasszelt, das von der Konstruktion her einem Festzelt
gleicht. Der nostalgische Kassenwagen ist nicht mehr dabei. Die Karten
gibt es jetzt an einem weißen Container. Im Inneren des Chapiteaus
fallen die weißen Stoffbahnen auf, die den Blick auf die Zeltplane
verdecken und somit einen edlen Eindruck vermitteln. Größter
Blickfang ist aber der neu gestaltetet Artisteneingang. Er ist nach wie
vor in den Farben Rot und Gold gehalten, hat aber jetzt nur noch einen
großen Vorhang. Deswegen musste auch Manfred Huber mit seinem
Schlagzeug umziehen. Jetzt sitzt er auf der gegenüber liegenden Seite
und sorgt von dort für die Aufwertung der Musik. Ferner ist Huber für
die Lichtregie verantwortlich.
James Biasini, Denisa Stipka, Duo Ortiz
Erster
Akteur im Scheinwerferlicht ist James Biasini. Der Spaßmacher im blauen Frack tritt ohne Maske auf. Somit muss der Witz
alleine durch Gestik, Mimik sowie natürlich seine Sketche kommen. Für
letztere greift er gerne auf Gäste aus dem Publikum zurück. So gibt es
eine Band mit Zuschauern, verschiedene Tanzstile werden aufgeführt, und
auch das Verknoten von vier Herren scheint bei großen Teilen des
Publikums noch nicht bekannt zu sein. Solches lässt sich zumindest aus
der Publikumsreaktion schließen. Insgesamt ist Biasini ein
sympathischer Begleiter durch die Show. Deren erste Nummer gehört
Denisa Stipka. Das gemeinsame Pas de deux mit Bruder Daniel gibt es zwar
nicht mehr, den Pferden ist sie aber treu geblieben. So zeigt sie
charmant dargeboten eine wunderschöne Hohe Schule. Eine stimmige
Eröffnung für ein klassisches Circusprogramm. Einmal mehr über der
Manege des Circus Louis Knie junior ist Andrea Navratil zu erleben. Im
ersten Teil zeigt sie Akrobatik am Netz. Gemeinsam mit Partner Diego
bildet sie das Duo Ortiz, welches nach der Pause eine Kür an Tüchern
zelebriert. Ihre Haltefiguren verpacken sie in eine anmutige
Liebesgeschichte, so dass der hohe Schwierigkeitsgrad mit großer
Eleganz dargeboten wird.
Helena und Antonio Rapolli
Bekannte
Gesichter sind ebenfalls die von Antonio und Helena Rapolli. Helena schlüpft wieder in die Hülle des "Human Slinky"
und zeigt als Röhrenmensch allerlei witzige Verrenkungen. Aus den
ehemals im Duo gezeigten Jonglagen wurde nun ein Soloauftritt von
Antonio im glanzvollen Matador-Kostüm. Zunächst jongliert er mit
Keulen, dann mit Fußbällen. Den größten Effekt erzielt er allerdings
mit Plastiktellern. Zunächst wirft er diese wie Frisbees in die Luft
und fängt sie wieder auf. Dabei läuft er durch die Zuschauerreihen. Zum
Finale lässt er sich die Teller von drei Partnern immer schneller
zuwerfen, um sie im wiederholten Anlauf dann auch wirklich alle zu
fangen. Aus der bislang von Helena im Solo gezeigten Hunderevue ist
hingegen ein Vorführer-Duo geworden. Hier wirkt nun Antonio ebenso mit
wie ein zweiter Vierbeiner. Es ist eine gelungene Variation der
liebevollen Solonummer, die trotz des kleinen Hauptakteurs immer eine
große Wirkung erzielt hat. So ist es ebenfalls bei diesem munteren
Quartett auf
zwölf Beinen, welches auch gemeinsame Tricks auf Lage hat.
Louis Knie junior
Von
ihrer Mutter Ilona hat Alexandra Knie die Ungarische Post übernommen,
die als Pausennummer platziert ist. Auf zwei Friesen stehend, lässt sie
insgesamt fünf weitere Pferde unter sich hindurchlaufen. Effektvoll ist
ihre Schlussrunde mit einer großen österreichischen Fahne. Stiefvater
Louis junior präsentiert zunächst einige exotische Tiere: Jeweils
drei Kamele, Lamas und Rinder laufen nacheinander kurz im Kreis, die
Lamas springen zudem über eine Hürde. Deutlich ausgefeilter ist da die
eingangs erwähnte Freiheit mit jeweils drei Friesen und weißen Arabern.
Vielfältigste Figuren laufen sehr harmonisch ab. Die elegante und
flotte Vorführung durch Louis Knie junior macht daraus einen wahren
Genuss. Zwischen Freiheit und den da capi dirigiert Alexandra zudem
drei weiße Ponys. Die Pferdedressuren sind für mich der Höhepunkt der
Show. Die Sensation vor dem Finale bildet jedoch die Motorradkugel, die
hier als "Globe of Death" bezeichnet wird. Drei Fahrer jagen kreuz und
quer durch den Globus aus Stahl. Sogar James Biasini wird in flottem
Tempo "umfahren". |