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Cirkus Maximum - Tour 2012
www.cirkusmaximum.se ; 45 Showfotos

Stockholm, 5. Mai 2012: Es ist ein äußerst properer Eindruck, den dieses Unternehmen schon von Außen macht. Das gesamte Material ist sehr gepflegt und wirkt wie neu. Das gelb-rot-gestreifte Chapiteau als Mittelpunkt hat eine moderne Bauweise ohne Schnörkel und ist im Vergleich zur Grundfläche relativ hoch. Die Kasse dient gleichzeitig auch als Font- bzw. Eingangswagen. Ein nostalgischer Circuswagen komplettiert das Entree stimmig. Von dort geht es durch ein farblich passendes Vorzelt mit Verkaufsständen weiter in das Spielzelt. Direkt darum sind die Wagen der Direktion und die zahlreichen Behausungen für die Tiere gruppiert.

Die Angestellten und Artisten haben ihr eigenes Viertel.  Da es der großzügige Rasenplatz im Stockholmer Stadtteil Gärdet zulässt, sind auf einem dritten Areal riesige Paddocks für die Tiere abgesteckt. Zu bedenken ist zusätzlich, dass Maximum während der Saison durch Schweden sehr viele Plätze hält. Vielfach sind dies Eintagesplätze. Ein enormer Aufwand also, der hier betrieben wird. Er scheint sich auszuzahlen. Bei der zweiten von vier Vorstellungen an diesem Spielort sind die Schalensitze des Gradins und die Logen jedenfalls sehr gut besetzt.


Bengt Källquist, Duo Sorella, Totti Alexis

Die Zuschauer erleben ein klassisches Circusprogramm vor prächtiger roter Gardine, über der das fantastisch spielende Orchester thront. Bengt Källquist gibt darin das, was er auch tatsächlich ist, den Circusdirektor. Im dunklen, mit goldenen Verzierung versehenen, Livree führt er durchs Programm und ist somit stets präsent. Gleiches gilt für Totti Alexis, der sich mit seinen Reprisen tatsächlich „in die Herzen des Publikums“ spielt. Er geht dabei sehr professionell vor. Insbesondere  das Timing stimmt, was dafür sorgt, dass Totti nie nervt, wie das bei Kollegen anderer Qualität schon einmal passieren kann. Dabei hilft ihm nicht nur sein komödiantisches Talent sondern ebenfalls seine Musikalität. Ob mit der Trompete oder als Sänger, Totti kann es einfach. Der tosende Applaus der nicht eben als extrovertiert geltenden Schweden ist ihm sicher. Gleiches gilt für die beiden „Starnummern“ vor Pause und Finale. Der erste Teil wird von den Sorellas beschlossen. Christophe Gobet und Rodrique Funke zeigen am Duo-Trapez ihre bekannt riskanten, aber elegant dargebotenen, Haltefiguren sowie Voltigen. Ihnen zuzusehen ist immer wieder ein ganz besonderes Ereignis.


Juan Pablo Martinez, Anton Frank

Mit vier Fahrern in der Stahlgitterkugel sorgen die Diorios ein zweites Mal in der Show für feuchte Hände. Sie umkreisen eine Dame und jagen auch dann noch souverän durch ihren „Globe of death“, wenn dieser sich in der Mitte teilt. Eröffnet wird der artistische Part von der Truppe Zuma-Zuma. Die fünf Artisten aus Schwarzafrika sorgen in gewohnt ausgelassener Auftrittsweise für eine fröhliche Grundstimmung. Sie bauen Pyramiden, springen durch Reifen und beweisen sich als Limbotänzer. Südamerikanisches Temperament versprüht der mexikanische Jongleur Juan Pablo Martinez, wenn er Keulen und Sombreros durchs Chapiteau wirbelt. Ganz besondere Akzente setzt er aber bei der Jonglage von Tischtennisbällen mit dem Mund. Das Duo Ying Ling wiederum jongliert seine Requisiten, Tücher nämlich, mit den Füßen. Damit garnieren die beiden Chinesinnen ihre Melange aus Kontorsion und Partnerequlibristik.


Duo Ying Ling, Joulia Tchakanova

Sowohl aus Artistik als auch aus Tiervorführung besteht die erste Nummer von Joulia Tchakanova, die sie gemeinsam mit einem Pudel bestreitet. Beide Partner beweisen darin ein hohes Maß an Gelenkigkeit. Ungewöhnlich, elegant und sehr trickreich ist ihr Auftritt mit jeweils drei Windhunden und Lamas. Beide scheinbar so unterschiedlichen Tierarten haben ein schönes Fell mit ähnlicher Färbung, was diese Präsentation schon optisch sehr stimmig erscheinen lässt. Faszinierend ist immer wieder, wenn die Tiere übereinander springen oder harmonisch gemeinsame Lauffiguren zeigen. Zwei Auftritte hat ebenfalls Tierlehrer Anton Frank. Auf sein Kommando hören sowohl edle Pferde als auch mächtige Elefanten. Zunächst dirigiert er souverän einen Sechserzug Friesen. Umrahmt wird diese Freiheitsdressur von einem über sowie durch Reifen springenden Pony sowie Steigern eines Ponys. Auf den beiden indischen Elefantendamen sitzt jeweils eine attraktive junge Dame, was den Gesamteindruck natürlich noch abrundet. Das Repertoire ist breit gefächert. Besonders erwähnt seien hier der Spagat einer der Damen zwischen den Elefantenköpfen sowie das Hochsitzen mit Reiterinnen.


Diorio-Truppe

Natürlich gehören zu solch einem Nummernprogramm Opening und Finale. Beide erhalten einen breiten Raum und geben allen Mitwirkenden die Möglichkeit, sich angemessen vorzustellen bzw. vom Publikum zu verabschieden. Zum Schluss regnet es gar goldene Papierschnipsel. Die Show ist insgesamt sehr flüssig und kurzweilig. Die Regie hat also perfekt gearbeitet. Das Orchester mit neun Musikern leistet einen ungemein wertvollen Beitrag, indem es die Show druck- und stimmungsvoll mit perfekten Klängen unterstützt. Die Lichtanlage ist ebenfalls gut ausgerüstet. Stellenweise hätte ich mir aber eine etwas hellere Ausleuchtung des Geschehens in der Manege gewünscht. Insgesamt aber bleibt ein überzeugender Gesamteindruck. Cirkus Maximum – dieser vielversprechende Name hält den Erwartungen stand.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch