Die Angestellten
und Artisten haben ihr eigenes Viertel. Da es der
großzügige Rasenplatz im Stockholmer Stadtteil Gärdet zulässt,
sind auf einem dritten Areal riesige Paddocks für die Tiere
abgesteckt. Zu bedenken ist zusätzlich, dass Maximum während der
Saison durch Schweden sehr viele Plätze hält. Vielfach sind dies
Eintagesplätze. Ein enormer Aufwand also, der hier betrieben
wird. Er scheint sich auszuzahlen. Bei der zweiten von vier
Vorstellungen an diesem Spielort sind die Schalensitze des
Gradins und die Logen jedenfalls sehr gut besetzt.
Bengt Källquist, Duo
Sorella, Totti Alexis
Die Zuschauer
erleben ein klassisches Circusprogramm vor prächtiger roter
Gardine, über der das fantastisch spielende Orchester thront.
Bengt Källquist gibt darin das, was er auch tatsächlich ist, den
Circusdirektor. Im dunklen, mit goldenen Verzierung versehenen,
Livree führt er durchs Programm und ist somit stets präsent.
Gleiches gilt für Totti Alexis, der sich mit seinen Reprisen
tatsächlich „in die Herzen des Publikums“ spielt. Er geht dabei
sehr professionell vor. Insbesondere das Timing stimmt, was
dafür sorgt, dass Totti nie nervt, wie das bei Kollegen anderer
Qualität schon einmal passieren kann. Dabei hilft ihm nicht nur
sein komödiantisches Talent sondern ebenfalls seine Musikalität.
Ob mit der Trompete oder als Sänger, Totti kann es einfach. Der
tosende Applaus der nicht eben als extrovertiert geltenden
Schweden ist ihm sicher. Gleiches gilt für die beiden
„Starnummern“ vor Pause und Finale. Der erste Teil wird von den
Sorellas beschlossen. Christophe Gobet und Rodrique Funke zeigen
am Duo-Trapez ihre bekannt riskanten, aber elegant dargebotenen,
Haltefiguren sowie Voltigen. Ihnen zuzusehen ist immer wieder
ein ganz besonderes Ereignis.
Juan
Pablo Martinez, Anton Frank
Mit vier Fahrern
in der Stahlgitterkugel sorgen die Diorios ein zweites Mal in der Show
für feuchte Hände. Sie umkreisen eine Dame und jagen auch dann
noch souverän durch ihren „Globe of death“, wenn dieser sich in
der Mitte teilt. Eröffnet wird der
artistische Part von der Truppe Zuma-Zuma. Die fünf Artisten aus
Schwarzafrika sorgen in gewohnt ausgelassener Auftrittsweise für
eine fröhliche Grundstimmung. Sie bauen Pyramiden, springen
durch Reifen und beweisen sich als Limbotänzer.
Südamerikanisches Temperament versprüht der mexikanische
Jongleur Juan Pablo Martinez, wenn er Keulen und Sombreros
durchs Chapiteau wirbelt. Ganz besondere Akzente setzt er aber
bei der Jonglage von Tischtennisbällen mit dem Mund. Das Duo
Ying Ling wiederum jongliert seine Requisiten, Tücher nämlich,
mit den Füßen. Damit garnieren die beiden Chinesinnen ihre
Melange aus Kontorsion und Partnerequlibristik.
Duo Ying Ling, Joulia Tchakanova
Sowohl aus
Artistik als auch aus Tiervorführung besteht die erste Nummer
von Joulia Tchakanova, die sie gemeinsam mit einem Pudel
bestreitet. Beide Partner beweisen darin ein hohes Maß an
Gelenkigkeit. Ungewöhnlich, elegant und sehr trickreich ist ihr
Auftritt mit jeweils drei Windhunden und Lamas. Beide scheinbar
so unterschiedlichen Tierarten haben ein schönes Fell mit
ähnlicher Färbung, was diese Präsentation schon optisch sehr
stimmig erscheinen lässt. Faszinierend ist immer wieder, wenn
die Tiere übereinander springen oder harmonisch gemeinsame
Lauffiguren zeigen. Zwei Auftritte hat ebenfalls Tierlehrer
Anton Frank. Auf sein Kommando hören sowohl edle Pferde als auch
mächtige Elefanten. Zunächst dirigiert er souverän einen
Sechserzug Friesen. Umrahmt wird diese Freiheitsdressur von
einem über sowie durch Reifen springenden Pony sowie Steigern
eines Ponys. Auf den beiden indischen Elefantendamen sitzt
jeweils eine attraktive junge Dame, was den Gesamteindruck
natürlich noch abrundet. Das Repertoire ist breit gefächert.
Besonders erwähnt seien hier der Spagat einer der Damen zwischen
den Elefantenköpfen sowie das Hochsitzen mit Reiterinnen.
Diorio-Truppe
Natürlich gehören
zu solch einem Nummernprogramm Opening und Finale. Beide
erhalten einen breiten Raum und geben allen Mitwirkenden die
Möglichkeit, sich angemessen vorzustellen bzw. vom Publikum zu
verabschieden. Zum Schluss regnet es gar goldene
Papierschnipsel. Die Show ist insgesamt sehr flüssig und
kurzweilig. Die Regie hat also perfekt gearbeitet. Das Orchester
mit neun Musikern leistet einen ungemein wertvollen Beitrag,
indem es die Show druck- und stimmungsvoll mit perfekten Klängen
unterstützt. Die Lichtanlage ist ebenfalls gut ausgerüstet.
Stellenweise hätte ich mir aber eine etwas hellere Ausleuchtung
des Geschehens in der Manege gewünscht. Insgesamt aber bleibt
ein überzeugender Gesamteindruck. Cirkus Maximum – dieser
vielversprechende Name hält den Erwartungen stand. |