Als
„Circusshow des 21. Jahrhunderts“ beschreibt die Familie Renz
ihr Programm selbst, jedenfalls heißt es so im Text der
Begrüßung aus dem Off. Diese Begrüßung ist eine echte positive
Überraschung, ist doch „Manege“ traditionell der Circus mit
„Schweigepflicht“, in dem während der Vorstellung kein Wort
verloren wird.
David Confal
Seinen
stärksten Moment hat das Programm beim Auftritt des 21-jährigen
Diabolo-Spielers David Confal aus Heidelberg, der von der
Familie Henry Renz für den Circus
entdeckt wurde und u.a. auch auf Engagements bei der GOP-Gruppe
zurückblickt. Hier stimmt alles – in erster Linie natürlich
die Leistung. Confal lässt eins, zwei, drei Diabolos auf dem
Seil tanzen und durch die Luft fliegen, sicher und mit
schwierigen Figuren. Zum Abschluss gelingen ihm die Jonglage mit
vier Diabolos und schließlich mit zwei leuchtenden Diabolos in
der Dunkelheit. Zum Können kommen der sehr gute Verkauf, viel
Ausstrahlung und die entsprechenden Rahmenbedingungen: An der
üppig bestückten Lichtanlage werden bei Confals Auftritt noch
einmal alle Register gezogen, zu denen vier Beleuchter mit
Verfolgerspots an den Hauptmasten, LED-Licht, Stroboskop-Blitze,
Moving Heads, Laser und Schwarzlicht gehören. Auch die moderne
Dance-Musik bei der Diabolonummer reißt mit, zumal hier kaum
auffällt, dass die Musikanlage längst nicht mit dem
hervorragenden Licht mithalten kann.
Konstantin Bessogonov, Duo Tudor
Viele der
Darbietungen im aktuellen Programm des Circus Henry Renz Manege
erzählen kleine Geschichten – so etwa Konstantin Bessogonov bei
seiner außergewöhnlichen Solo-Quickchange-Nummer. Zunächst
läuft er mehrmals selbst durch eine große Musikbox, um dabei
schnell in neue Rollen zu schlüpfen – die eines Carabinieri,
eines Rockers mit Irokesenfrisur oder eines Rappers, dem die
Hosen hinten bis in die Kniekehlen hängen. Im zweiten Teil
seiner Nummer kommt doch noch eine Partnerin ins Spiel, und zwar
in Gestalt einer Schaufensterpuppe, die mehrfach die Kostüme
wechselt, zuletzt gar unterm Flitterregen. Im zweiten
Programmteil zeigt Bessogonov seine bekannte Rola-Rola-Arbeit
als Rocker auf einem Trike. Am Ende balanciert er auf einem
kühnen Gebilde aus zwei Rollen und drei Zylindern. In Bianca
Renz hat er eine attraktive und engagiert „rockende“ Assistentin
gefunden. „Geschichtenerzähler“, das sind auch Liviu und Lena
Tudor, sowohl bei ihrer Perchenummer, die als „Schlangenjagd“
gestaltet ist, als auch bei der komischen „Mensch oder
Puppe“-Darbietung. Das Duo Tudor ist fast schon ein „Klassiker“
in der Show von Renz Manege.
Edi Laforte,
Peter Taylor, Yvonne Lübben
Tierdressuren sind ein fester Bestandteil des Circus Henry Renz
Manege. Gleichwohl führt der Verzicht auf „Wildtiere“ heuer
zu der etwas eigenwilligen Konstellation, dass nun gleich drei Nummern mit Hunden im
Programm sind. Neu zu Renz Manege gekommen ist mit dem Ende der
Sommerpause Peter Taylor, Stiefsohn von Meisterdresseur Sandro
Montez, der als Postbote gegen seine „natürlichen Feinde“
kämpfen muss. In der heiter-rasanten Tierkomödie werfen die
Vierbeiner immer wieder die Postkisten um, über die der Bote
stolpert, reißen Jackenärmel und Hosenbein ab und sorgen für
heillos verstreute Post. Edi Laforte bringt in seiner Tierrevue
mit liebevoll gestalteten Requisiten Hunde, Katzen und acht
Laufenten in die Manege.
Tatiana da Silva Torralvo,
Bianca Renz, Vladimir Slobodeniuk
Das dritte Mal kommt das Programm bei der letzten Reprise von Vladmir Slobodeniuk „auf den Hund“, wenn
hier „Ayka“ das gefährliche Raubtier gibt. Dank einer weiteren
Reprise mit Katze und Ratte und Yvonne Lübbens Hoher Schule auf
einem Friesenhengst spielen Tiere in diesem Manege-Programm
letztlich eine gewichtige Rolle. In seinen weiteren Auftritten
erzählt Vladimir Slobodeniuk mit seiner Frau Olga Geschichten
ohne Worte, gekonnt zwar, aber durchaus mit Potenzial zur
Straffung. Neu im Programm
sind seit dem Gastspiel in Limburg auch Tatiana da Silva Torralvo und ihr Ehemann Vitor
Manduca. Tatiana Torralvo präsentiert ihre Antipodenspiele, bei
denen sie unter anderem vier Bälle oder einen Feuerkranz
jongliert, stilvoll im 20er-Jahre-Look auf einem schönen
Requisit aus Koffern. Vitor Manduca, ehemals Teil der komischen
Kraftakrobaten Duo Manduca (z.B. Sarrasani 2010), zeigt nun
solistisch eine Kraftakrobaten-Parodie. Die Ehre der
Schlussnummer gehört Juniorchefin Bianca Renz mit ihrer
kraftvollen Luftakrobatik. Dabei kombiniert sie ein Vertikalseil
und kurze Strapaten mit Handschlaufen, die über
Flaschenzugrollen geführt werden. Verschiedene Wirbel, der
Spagat zwischen den Strapaten und Überschläge am hängenden und
schwingenden Requisit gehören zum Repertoire der attraktiven
Nummer.
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