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Circus Probst - Tour 2010
www.circus-probst.de ; 45 Showfotos

Limburg, 6. März: Es sind doch allzu häufig die „üblichen Verdächtigen“, mit denen viele größere Circusse ihre Programme bestücken. Und diese bleiben dann auch gleich mehrere Saisons in der Show. Umso wohltuender ist es, wenn eine Direktion einmal andere Wege geht, etwas Außergewöhnliches und Originelles wagt. Genau das hat der Circus Probst in dieser Saison getan: Für den artistischen Teil der Show wurde die elfköpfige Artistentruppe CirKaribe (acht Männer, drei Frauen) verpflichtet, die insgesamt fünf Darbietungen beisteuert. Es handelt es sich um die gleiche Truppe, die auch schon den Gelsenkirchener Weihnachtscircus bereichert hat.


Kubanertruppe CirKaribe: Jonglage, Seilspringen, Handvoltigen

Ein herrlich farbenfrohes Bild bringen acht der elf „CirKaribe“-Akteure gleich an zweiter im Programm in die Manege – als „Amaury-Truppe“ zeigen sie  beim Seilspringen ein breites Repertoire, zum Beispiel beim Seilspringen „Hand auf Hand“. Begleitet wird das Spektakel von kubanischer Musik, live gespielt vom Orchester Gregor Pierscinski. Auch Jongleur Daikel gehört zu der Truppe. Er überzeugt mit famoser Ausstrahlung, aber auch großem Können. Auf einer Stange balanciert er einen Fußball auf dem Kopf, während er fünf Ringe jongliert und einen sechsten um den rechten Fuß kreisen lässt. Hinzu kommt die Jonglage mit fünf Keulen, die er zum Teil mit den Füßen vom Boden aufnimmt, mit drei leuchtenden Bällen im Dunkeln und mit sieben Bällen, die schließlich in „Fangkörbchen“ am Gürtel landen. Zum Abschluss jongliert er Pingpongbälle mit dem Mund. Zu neunt arbeiten die Kubaner am Russischen Barren, hier annonciert als „Los Reyes Rosales“, wobei hier auch Sprünge von einer Barrenstange auf eine andere zum Repertoire gehören. Zu den überzeugendsten der fünf Kubaner-Nummern gehören die Handvoltigen, die von drei männlichen Artisten („Los Aless“) mit rasanten, schnellen Flügen des kleineren Partners gleich nach der Pause gezeigt werden. Das komplette elfköpfige Ensemble schließlich präsentiert eine vielseitige Arbeit am Schleuderbrett. Sämtliche Sprünge, bis zum Fünf-Mann-Hoch (mit Stange) und zum Sesselflug, werden mit Longensicherung gearbeitet.


Reinhard und Stephanie Probst

Stephanie Probst ist eine ehrgeizige, talentierte junge Tierlehrerin – davon zeugt auch ihre neueste Kreation, die „Ungarische Post“, mit der das Programm eröffnet wird. Wie schön, dass dieses lange fast verloren geglaubte Genre gerade wieder in Mode kommt! Zunächst zeigen Stephanie Probst und ihr Lebensgefährte Sergiu Mosanu (angekündigt als „Stephanie und Sergiu Probst“) eine kurze Stehendreiterei auf jeweils zwei Friesenhengsten, umrunden einander in der Manege. Dann kehrt Sergiu auf den Boden zurück und dirigiert die eigentliche „Post“, an deren Ende Stephanie Probst vier Araber an den langen Bändern vor sich führt. Ein wunderbar klassisches Bild! Eine wahre Freude ist es auch immer wieder, sie bei der eleganten Präsentation ihrer Freiheitsdressuren zu sehen – im ersten Programmteil mit vier Friesen und vier Arabern, als Schlussnummer mit den fünf Arabern im Nebel, eingeleitet von der „Hohen Schule“. Den Reigen der Tier-Darbietungen komplettiert Reinhard Probst mit dem artenreichen Exotenzug mit anspruchsvollen Tricks.


Sonja Probst 

Der komische Part der Show liegt zum einen in den bewährten Händen von Sonja Probst mit ihren liebevollen Reprisen im ruhigen Stil (Pistole, Klatschspiel mit dem Publikum, Geburtstagstorte), zum anderen bei Sergiu Mosanu alias Jim Bim mit der von Don Martinez übernommenen Trampolinnummer mit Sprungturm. Die Darbietungen der Kubaner in diesem Programm sind natürlich alle von einer einheitlichen Handschrift geprägt, ebenso die Dressurnummern der Familie Probst. Vor diesem Hintergrund ist es umso bedauerlicher, dass Dieter Dittmann mit seiner trickstarken Tigernummer für einige Wochen pausieren muss. Nach seinem Unfall muss er sich noch von seinen Verletzungen erholen, hat aber inzwischen das Krankenhaus verlassen und ist auf dem Weg der Besserung. Die Tiger würden noch einmal eine andere Note ins Programm bringen, zur Abrundung beitragen. Dies wird ja mit Dieter Dittmanns Rückkehr der Fall sein. Auch eine Luftnummer könnte noch einmal einen eigenständigen Akzent setzen – ähnlich sieht dies auch die Familie Probst, die eventuell noch eine Darbietung „hoch unter der Circuskuppel“ ins Programm einfügen möchte.

Aber auch in der aktuellen Version bietet der Circus Probst mit kubanischer Lebensfreude sowie den hauseigenen Tier- und komischen Nummern ein attraktives, absolut sehenswertes Programm in äußerst gepflegtem Ambiente.

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Text: Markus Molll; Fotos: Stefan Gierisch