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Limburg, 6. März:
Es sind doch allzu häufig die „üblichen Verdächtigen“, mit denen
viele größere Circusse ihre Programme bestücken. Und diese bleiben
dann auch gleich mehrere Saisons in der Show. Umso wohltuender ist
es, wenn eine Direktion einmal andere Wege geht, etwas
Außergewöhnliches und Originelles wagt. Genau das hat der Circus
Probst in dieser Saison getan: Für den artistischen Teil der Show
wurde die elfköpfige Artistentruppe CirKaribe (acht Männer, drei
Frauen) verpflichtet, die insgesamt fünf Darbietungen beisteuert. Es
handelt es sich um die gleiche Truppe, die auch schon den
Gelsenkirchener Weihnachtscircus bereichert hat. |
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Kubanertruppe CirKaribe:
Jonglage, Seilspringen, Handvoltigen
Ein
herrlich farbenfrohes Bild bringen acht der elf „CirKaribe“-Akteure
gleich an zweiter im Programm in die Manege – als „Amaury-Truppe“
zeigen sie beim Seilspringen ein breites Repertoire, zum
Beispiel beim Seilspringen „Hand auf Hand“. Begleitet wird das
Spektakel von kubanischer Musik, live gespielt vom Orchester
Gregor Pierscinski. Auch Jongleur Daikel gehört zu der Truppe.
Er überzeugt mit famoser Ausstrahlung, aber auch großem Können.
Auf einer Stange balanciert er einen Fußball auf dem Kopf,
während er fünf Ringe jongliert und einen sechsten um den
rechten Fuß kreisen lässt. Hinzu kommt die Jonglage mit fünf
Keulen, die er zum Teil mit den Füßen vom Boden aufnimmt, mit
drei leuchtenden Bällen im Dunkeln und mit sieben Bällen, die
schließlich in „Fangkörbchen“ am Gürtel landen. Zum Abschluss
jongliert er Pingpongbälle mit dem Mund. Zu neunt arbeiten die
Kubaner am Russischen Barren, hier annonciert als „Los Reyes
Rosales“, wobei hier auch Sprünge von einer Barrenstange auf
eine andere zum Repertoire gehören. Zu den überzeugendsten der
fünf Kubaner-Nummern gehören die Handvoltigen, die von drei
männlichen Artisten („Los Aless“) mit rasanten, schnellen Flügen
des kleineren Partners gleich nach der Pause gezeigt werden. Das
komplette elfköpfige Ensemble schließlich präsentiert eine vielseitige
Arbeit am Schleuderbrett. Sämtliche Sprünge, bis zum
Fünf-Mann-Hoch (mit Stange) und zum Sesselflug, werden mit
Longensicherung gearbeitet.
Reinhard und Stephanie Probst
Stephanie
Probst ist eine ehrgeizige, talentierte junge Tierlehrerin –
davon zeugt auch ihre neueste Kreation, die „Ungarische Post“,
mit der das Programm eröffnet wird. Wie schön, dass dieses lange
fast verloren geglaubte Genre gerade wieder in Mode kommt!
Zunächst zeigen Stephanie Probst und ihr Lebensgefährte Sergiu
Mosanu (angekündigt als „Stephanie und Sergiu Probst“) eine
kurze Stehendreiterei auf jeweils zwei Friesenhengsten, umrunden
einander in der Manege. Dann kehrt Sergiu auf den Boden zurück
und dirigiert die eigentliche „Post“, an deren Ende Stephanie
Probst vier Araber an den langen Bändern vor sich führt. Ein
wunderbar klassisches Bild! Eine wahre Freude ist es auch immer
wieder, sie bei der eleganten Präsentation ihrer
Freiheitsdressuren zu sehen – im ersten Programmteil mit vier
Friesen und vier Arabern, als Schlussnummer mit den fünf Arabern
im Nebel, eingeleitet von der „Hohen Schule“. Den Reigen der
Tier-Darbietungen komplettiert Reinhard Probst mit dem
artenreichen Exotenzug mit anspruchsvollen Tricks.
Sonja Probst
Der
komische Part der Show liegt zum einen in den bewährten Händen
von Sonja Probst mit ihren liebevollen Reprisen im ruhigen Stil
(Pistole, Klatschspiel mit dem Publikum, Geburtstagstorte), zum
anderen bei Sergiu Mosanu alias Jim Bim mit der von Don Martinez
übernommenen Trampolinnummer mit Sprungturm. Die Darbietungen
der Kubaner in diesem Programm sind natürlich alle von einer
einheitlichen Handschrift geprägt, ebenso die Dressurnummern der
Familie Probst. Vor diesem Hintergrund ist es umso
bedauerlicher, dass Dieter Dittmann mit seiner trickstarken
Tigernummer für einige Wochen pausieren muss. Nach seinem Unfall
muss er sich noch von seinen Verletzungen erholen, hat aber
inzwischen das Krankenhaus verlassen und ist auf dem Weg der
Besserung. Die Tiger würden noch einmal eine andere Note ins
Programm bringen, zur Abrundung beitragen. Dies wird ja mit
Dieter Dittmanns Rückkehr der Fall sein. Auch eine Luftnummer
könnte noch einmal einen eigenständigen Akzent setzen – ähnlich
sieht dies auch die Familie Probst, die eventuell noch eine
Darbietung „hoch unter der Circuskuppel“ ins Programm einfügen
möchte.
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Aber auch
in der aktuellen Version bietet der Circus Probst mit kubanischer
Lebensfreude sowie den hauseigenen Tier- und komischen Nummern ein
attraktives, absolut sehenswertes Programm in äußerst gepflegtem
Ambiente. |
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Text: Markus Molll; Fotos: Stefan Gierisch
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