Benoit Vivien und Marjolaine
Minot, Shinya Murayama
Aber auch
das 16-köpfige Artistenensemble hat seinen Anteil daran, dass
die Show letztendlich doch mehr ist als eine bloße
Nummernabfolge.
So verbinden
sieben Gruppendarbietungen mit den Schwerpunkten Rhythmus und
Tanz die einzelnen Artistiknummern. Sei es klatschend oder
steppend, mit Schlaghölzern, Gongs, Trommeln oder Pauken; mit
rasanter Akrobatik oder spielerischen Choreographien. Für
ansteckende Lebensfreude ist gesorgt. Neben dem Tanz und der
Musik fungieren, aber auch drei Schauspieler als verbindendes
Element. Da wäre zum Beispiel der Japaner Shinya Murayama, der
den Zeremonienmeister gibt, und Benoit Vivien und Marjolaine
Minot, die als Clownspärchen wesentlich mehr Eindruck
hinterlassen, wenn sie sich zunächst um einen Sessel und dann,
im Stil von Kaskadeuren, um einen Schrank balgen.
Lolita Costet und Lennert
Vandenbroeck |
Die
eigentlichen Artisten kommen, wie bei Monti üblich, meist
von französischen oder kanadischen Circusschulen und haben
somit fast alle einen Noveau-Cirque-Hintergrund.
Artistischer Höhepunkt ist in diesem Jahr die
Doppel-Drahtseil-Darbietung der US-Amerikanerin Natalie
Good, die auf diesem Requisit nicht nur die Standards
(Spagat, Sprünge) beherrscht, sondern auch einen
Rückwärtssalto zeigt. Große Abräumer in der Publikumsgunst
sind dagegen die beiden Belgier Joren De Cooman und Jasper
D’Hondt auf dem Schleuderbrett. Ihre hohen Sprünge zu denen
sie sich abwechselnd empor katapultieren wirken im kleinen
Monti-Zelt ziemlich beeindruckend. Nur schade, dass es
keinen Trick gibt, bei dem Sprünge auf den Schultern des
Partners gelandet werden. Komplettiert wird der Reigen der
engagierten Nummern durch Lolita Costet und Lennert
Vandenbroeck mit ihrer witzig-knuffigen Hand-auf-Hand-Nummer,
mit Lola Ruiz am Schwungseil und Claudel Doucet am roten
Vertikaltuch. Drei weitere artistische Darbietungen steuert
die Direktionsfamilie Muntwyler bei. Familienoberhaupt
Johannes Muntwyler ist mit seiner Lebensgefährtin Armelle
Fouqueray in einer hinreißenden, nicht ganz ernst zu
nehmenden Zauberei zu sehen. Der älteste Sohn Tobias
Muntwyler (17) zeigt zusammen mit Romain Hugo seine starken
Diabolokünste. Und Mario Muntwyler (14) jongliert zusammen
mit Stefan Wepfer und unter Einbindung eines Tisches virtuos
mit Keulen. |
Natalie
Good,
Johannes Muntwyler und
Armelle Fouqueray, Mario Muntwyler und Stefan Wepfer
Circuspuristen mögen über meine Begeisterung für den Circus
Monti die Nase rümpfen. Ich aber bin jedes Jahr wieder
beeindruckt von der hochstehenden Qualität und der Liebe fürs
Detail, die bei Monti in jedem Bereich zu finden ist. Angefangen
beim nostalgischen Wagenpark, über das höchsten Designansprüche
genügende Programmheft und den wunderbar farbenprächtigen
Kostümen bis hin zur Show, die in zweimonatiger Probenzeit schlicht zu einem perfekten Ganzen zusammengesetzt wird. Und das
Beste: Monti hat seinen völlig eigenständigen Stil gefunden, ist
ähnlich wie Flic Flac oder Roncalli zu einer unverwechselbaren
Marke geworden. Vom 10. Juni bis 4. Juli kommt das Unternehmen
nun erstmals nach Deutschland, nach Freiburg aufs Messegelände.
Allen deutschen Circusfreunden kann ich daher nur raten,
Scheuklappen ablegen und sich selbst ein Bild machen, wie Circus
auch abseits des Traditionellen funktionieren kann. |