Frank
Fabry, Truppe Tsisov, Alexandra Gerbey
Die „Weißen“,
das ist eine Gruppe von Menschen, wie es im Prolog der Show
heißt, die alles Böse und Hässliche verbannt und sich zu einer
harmonischen Gemeinschaft geformt hat, angeführt von Sängerin
Gerbey. Die Harmonie wird schnell gestört von „Rammstein-Typ“
Fabry, der die Weißen aus ihrer „Mittelmäßigkeit befreien“ will
und zeigen, dass der Schmerz nun einmal zum Leben gehört.
Sämtliche Artisten werden einem der beiden Lager zugerechnet,
tragen entweder ganz weiße oder schwarze Kostüme. Den "Weißen"
gehören die sanften, zum Teil verträumten Auftritte, den
"Schwarzen" die rockigeren, temporeicheren, schrägeren Nummern.
Im Laufe der Show erkennen dann beide Seiten, dass sie doch
zueinander gehören und schließen ihren Frieden. Von diesem
Handlungsrahmen abgesehen, bietet „ARTgerecht“ eine zweistündige
Abfolge starker Nummern und echter Highlights, die mit
beeindruckendem technischem Aufwand und modernstem Licht optimal
präsentiert wird. Die „Tsisovs“, silber-gekrönt in Monte Carlo,
setzen das erste Ausrufezeichen mit ihrer innovativen Arbeit am
beweglichen Hoch- und Schrägseil. Gearbeitet wird bei allen
Tricks (unter anderem Drei-Mann-Hoch, Spagat zwischen Köpfen)
ohne Longe, dafür mit Netz. Bei ihrem spektakulärsten Trick
wird ein zweites Seil zwischen den zwei Plattformen gespannt,
dieses wird dann von einem Artisten, der sich zwischen beide
Seile klemmt, soweit hinunter gedrückt, dass die Seile auf
gleicher Höhe parallel zu einander sind. Nun startet von beiden
Seiten ein Zwei-Mann-Hoch, trifft sich in der Mitte und kommt
trotz der langen Balancierstangen aneinander vorbei. Eine
Sensation.
Tatjana Kastein, Anatoli Zhukov, Yulia Galenchyk
Sensationell ist auch der Auftritt des von Barum bekannten
Wasserspeiers und Feuerschluckers Anatoli Zhukov. Wie dieser
Mann zunächst zweieinhalb Liter brennbare Flüssigkeit trinkt und
dann ausdauernd Flammen spuckt, versetzt die Zuschauer in
ungläubiges Staunen. Hier tritt er als Rocker auf, begleitet von
Larissa Kastein als kühler "Rockerbraut", was seinem Auftritt
nun auch einen zeitgemäßen Look gibt. Tatjana Kasteins
wundervoll schwerelose Handstandkür auf einem schräg gestellten
Spiegel ist weiterhin ein außerordentliches Glanzstück und der
berührendste Moment der Show. Lasziv-erotisch präsentiert sich
dagegen ihre ältere Schwester Larissa beim kraftvollen „Pole
Dance“, dem akrobatischen Tanz an der Stange, einer Edelversion
dieser Stripteasebar-Disziplin. Zu den riskantesten Nummern im
Programm gehört die, ungesichert in großer Höhe gezeigte,
trickstarke Akrobatik an Netzstrapaten von Yulia Galenchyk.
Später kommen noch einmal Strapaten in herkömmlicher Form zum
Einsatz: Miroslav Toskov und Nicolay Dobrovolov beginnen ihre
äußerst kraftvoll-ästhetische Darbietung Hand-auf-Hand am Boden
und setzen ihre Kür dann in der Luft fort, unter anderem mit dem
Schulter-auf-Schulter-Stand, bei dem der Obermann völlig
ungesichert ist. Fantastisch. Für die weiteren Highlights sorgen
Eddy Carello, der unter anderem mit Bällen auf seinem Schlagzeug
jongliert und dabei Rhythmus erzeugt, und natürlich das Oktett
in der Motorradkugel. Zu dritt, zu fünft und zu acht ziehen die
Hasardeure aus Südamerika ihre Bahnen kreuz und quer durch die
Kugel.
Steve
Eleky, Bikers, Heroes
Die Bikers
sind mit zwei Darbietungen im Programm vertreten: mit ihren
Sprüngen auf großen Gummireifen und mit Salti und Schrauben von
der russischen Schaukel auf ein Fangkissen. Letzteres ist die
Pausennummer; Flic Flac kommt in dieser Produktion nach vielen
Jahren erstmals ohne Todesrad aus. Und siehe: es geht auch ohne!
Der junge Artist Nicolai Kuntz zeigt, natürlich longengesichert,
eine Arbeit am Schwungtrapez mit allen wesentlichen Tricks des
ansonsten von Frauen dominierten Genres, darunter Fers- und
Zehenhang, Pirouette, Abfaller usw. Seine Nummer gehört zu jenen
Auftritten, die in ihrer Wirkung durch Livegesang noch
gesteigert werden. Bei ihrem Auftritt am Vertikaltuch übernimmt
Alexandra Gerbey diese Aufgabe gleich selbst: Während sie
anspruchsvolle Tricks zeigt, singt sie gleichzeitig live. Beim
Flugtrapez der vier „Heroes“ ist es einem der beiden männlichen
Flieger vorbehalten, die drei anspruchsvollsten Sprünge zu
zeigen: Doppelsalto gestreckt, Salto mit Schraube, Dreifacher,
in zwei besuchten Vorstellungen jeweils fehlerfrei vorgetragen.
Der zweite Herr stürzt sich zum Abschluss der Darbietung vom
Zeltdach kopfüber ins Netz, eine Passage gehört jedoch nicht zum
Repertoire dieser jungen Truppe. Mit den "Crazy flight juniors"
präsentiert sich ein weiteres Quartett, das Handvoltigen und
Hand-auf-Hand in einem durchgestylten Auftritt kombiniert. -
Leistung, Leistung, Leistung bestimmt jede Nummer diesen
fantastischen Programms. Das ganze Programm? Nein, da ist ja
noch Steve Eleky, der Mann im Schottenrock. Beim ersten Auftritt
jongliert er nur ein wenig, beim zweiten verrät er in einer
Zauber-Parodie jeden Trick. Und bringt es damit fertig, zum
umjubelten Star der Show zu werden. Dauerredend, permanent in
sich hineinkichernd, die Illusion von Spontanität erzeugend, hat
er mit seinen präzise getimten Gags das Publikum vom ersten
Moment an voll im Griff – die Leute brüllen vor Lachen. |