Ein langgestrecktes,
neueres Stallzelt bietet den zahlreichen vierbeinigen
Circusangehörigen reichlich Platz, und für die fünf Tiger wurde neben
dem Käfigwagen ein Freigehege errichtet. Im Chapiteauinnern erwartet
den Besucher außer der Manege ein einfaches älteres sechsreihiges
Gradin ohne Rückenbretter, der Restaurationswagen sowie eine
raumfüllende rot-blaue Gardine, die mit vier überlebensgroßen
Silhouetten von Steigerpferden dekoriert ist. Im Circus Joseph
Bouglione, es handelt sich um „echte Bougliones“ und nicht um
Lizenznehmer des großen Namens, verfolgt man durchaus mit einem
gewissen künstlerischen Anspruch die Programmgestaltung. Mit den
gewiss nicht übermäßigen Mitteln des Hauses wird versucht, das
überwiegend von Familienmitgliedern gestaltete Programm mit einer
durchgängigen Gestaltung zu verkaufen. Dies wird insbesondere durch
Kostüme und Musik versucht. Diese nun ist in der aktuellen Produktion
unglücklich gewählt. Schwere, oftmals sehr elegische, getragene
klassische Stücke dominieren, überlagern das Geschehen. Die Musik
unterstützt die Akteure nicht – hilft nicht verkaufen oder schwächere
Leistungen zu kaschieren. Das Programm wird lang, entbehrt Schwung und
Esprit, und der Applaus bleibt verhalten höflich.
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Im bestens
besetzten Chapiteau beginnt die Vorstellung, nachdem mit dem üblichen
Applauswettbewerb die Stimmung ein wenig auf Touren gebracht wurde,
mit einem Umzug unter dem Motto „Die Komödianten kommen“. Vorneweg
reitet Direktor André-Joseph Bouglione mit seinem jüngsten, etwa drei-
bis vierjährigen, Sohn vor sich im Sattel, dann die übrige Truppe.
Ihre Kostüme sind dem ganz normalen Kleidungsstil der 1920er Jahre
nachempfunden und werden während der Show durchgängig getragen. Nur
die beiden engagierten Artisten weichen mit modernen Outfits von
diesem Konzept ab.
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Aus dieser Szene
entwickelt sich als erste Nummer die Diabolojonglage eines weiteren, zehn- bis zwölfjährigen
Direktionssohnes. Der Junge, Alexandre, macht einen
hochkonzentrierten, wenn auch ein wenig aufgeregten Eindruck, und der
eine oder andere Trick gelingt denn auch erst in der Wiederholung.
Direktorin Sandrine Bougline, ihre Schwägerin Sabrina und die zwei
Flores folgen mit einer Gruppenjonglage mit Ringen. Den Abschluss
dieses durchgängig gestalteten Eröffnungsbildes bildet die Vorführung
eines Illusionstricks durch den Chef und seine Schwester Sabrina.
Sandrine Bouglione,
André-Joseph Bouglione
Ein erstes Mal
sehen wir Sandrine Bougline gekonnt Pferde vorführen. Drei
hervorragend, wunderbar flüssig und gleichmäßig laufende weiße Pferde
flechten je eine blaue weiße und rote Stoffbahn, die aus der Kuppel
hängend an ihrem Zaum befestigt sind, zu einem Zopf in den Farben der
Nationalflagge. Direkt anschließend präsentiert der Chef des Hauses
ein Kamel und ein Pferd in einer kurzen gemeinsamen Dressur. Seine
weiteren Auftritte erfolgen mit der Vorführung von vier Rindern und
nach der Pause mit den fünf Tigern.
André-Joseph Bouglione,
Sandrine Bouglione
Die Katzen arbeiten
langsam, wirken desinteressiert und müssen zum Ausführen eines jeden
Tricks oft animiert werden. Das Repertoire umfasst Pyramide,
Hochsitzer, übereinander springen, gemeinsames Abliegen,
Feuerreifensprung und abschließend einen Vorwärtssteiger. In weiteren
Auftritten sehen wir Sandrine mit einem Fünferzug Pferden sowie drei
Pferden gemeinsam mit Kamel und zwei Dromedaren. Gemeinsam reitet das
Ehepaar eine Hohe Schule. Sandrine arbeitet zusätzlich, unter
Einbeziehung von zwei Tauben, kurz am Ringtrapez.
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