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Weinfelden, 3. März
2007: Nachdem schon für 2006 eine
Wassershow geplant, dann aber kurzfristig wieder aufgeschoben
wurde, bietet Royal dieses Jahr nun tatsächlich Wassercircus in
der Schweiz. Obwohl die Voraussetzungen für die Première nicht
optimal waren (die letzten Artisten trafen einen Tag vor der
Première ein, ebenso das Orchester, Proben die ganze Nacht bis
kurz vor die Premièrenvorstellung, Regen und aufgeweichter
Platz, etc.) darf doch von einem gelungenen Start gesprochen
werden, waren von vier Vorstellungen drei komplett ausverkauft. |
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Pierino und Olga |
Eine knappe Woche
später in Zürich waren schon etliche Unebenheiten im Programm
behoben und die Show begeisterte auch hier das Publikum. Gespannt war man natürlich darauf,
wie das Programm ankommen wird, nachdem die jahrelange Garanten
für Komik und Lachen – Gaston und Roli – dieses Jahr nicht mehr
dabei sind. Ich muss sagen, auch ich war sehr skeptisch, wie
Pierino in der Royal-Manege zurechtkommen würde. Und ich muss
sagen, er hat mich überzeugt. Pierino und seine Partnerin Olga
spinnen den Roten Faden durchs Programm, geben ihm einen Rahmen
und passen mit ihren poetischen Zwischenspielen hervorragend in
die Inszenierung.
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Klara Janecek,
Oliver Skreinig, Truppe Lipschak
Doch nun der
Reihe nach. Olga und Pierino animieren das Publikum schon vor
Programmbeginn, weisen auf originelle Weise auf das Rauchverbot
oder das Ausschalten der Handys hin. Nach dem Opening durch das
grosse 9-Mann/Frau starke Orchester unter Krzystof Kendziora auf
dem neuen Orchesterpodium über dem Artisteneingang und der
Präsentation aller Artisten durch Circusdirektor Oliver Skreinig
öffnet Olga Pierinos Herz und er schenkt ihr dafür seines.
Oliver Skreinig wird dieses Jahr in der Ansage unterstützt durch
Klara Janecek und gemeinsam geben sie die Manege frei für das
Trio Serguej Lipschak am russischen Barren. Eine sichere Arbeit,
witzig verkauft, welche beim Publikum schon für rhythmisches
Mitklatschen sorgt. Oliver Skreinig präsentiert danach das
Tierpotpourri des Circus Royal mit exotischen Rindern, Esel,
Nandus, Zwergflusspferd ‚Trixi’, Ziegen, Kamelen und Lamas. |
Max Weldy
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Olga und Pierino nehmen das Thema mit Pierino als Nilpferd und Olgas
Steptanz wieder auf. Danach
zeigt Alla aus der Truppe Lipschak eine ruhige Arbeit am
Ringtrapez zu Livegesang der ukrainischen Sängerin Oleksandra
Clyba. Etwas mehr Lächeln würde die Nummer noch um einiges
aufwerten. Danach geht es temperamentvoll weiter mit Klara J.,
deren Eltern übrigens für das Equipment der Wassershow im
zweiten Teil zuständig sind, und ihren Antipodenspielen mit
Feuerbällen, bis zu 6 Fußbällen sowie Teppichen. Darauf möchte
Olga auf der Handharmonika konzertieren, wird aber unterbrochen
durch Pierino in seiner Riesenhandharmonika. Vor der Pause noch
Max Weldy auf dem Trampolin und Sprungturm mit allerlei
Eskapaden, welche das Publikum zum Lachen bringen. Mit seinem
als Wasserbassin geschmückten Trampolin eine gekonnte
Überleitung für den zweiten Programmteil. |
Dieser beginnt nach dem Umbau in
der Pause und dem Opening durch das Orchester wiederum mit
Pierino, welcher mit einer kleinen Giesskanne versucht, das
große Becken mit Wasser zu füllen. Erst durch Olgas Hilfe mit
dem Zauberstab ergiesst sich dann das Wasser aus dem Munde
Neptuns vom Orchesterpodium in die Manege. Dazu zeigen die zwei
Sergej-Brothers kraftvolle Hand-auf-Hand-Akrobatik vom Feinsten.
Nur ihre dunklen Kostüme wirken etwas unpassend in diesem Bild.
Darauf hin versucht sich Oliver Skreinig mit der Taubendressur
auf einem schwimmenden Schloss als Mozart – für mich ein
ungewollt komischer Anblick. Pierino und Olga gewinnen der
traditionellen Nummer der Chinesen mit drehenden Tellern eine
ganz neue Seite ab, indem sie an Stelle der Teller verschiedene
Formen von Scheiben auf Stäben rotieren lassen. Leider etwas
ungünstig vor dem Orchester platziert arbeitet Ramon Kathriner
eine kurze Arbeit an den Strapaten, bevor Olga und Pierino mit
einem weiteren musikalischen Intermezzo aufwarten. |
Sergej-Brothers |
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Pedersens Seelöwen, Pierino, Ramon Kathriner
Die beiden
Seelöwen der Familie Pedersen begeistern dann vor allem die
Kinder, auch wenn sie nicht sehr leistungsstark sind. Daneben
und nicht zeitgemäß finde ich, dass dann eine ‚Zuschauerin’
unfreiwillig baden gehen muss. Die Pinguine drehen anschließend
eine Runde auf der Piste und rutschen anschließend ins Wasser,
wo sie sich bis zum Ende der Vorstellung tummeln dürfen. Dann
folgt für mich der schönste Auftritt von Pierino und Olga. Mit
Hilfe des Publikums und einer langen Stange jonglieren sie von
der Insel aus drei Riesenballone zu wunderschöner Musik, derweil
rund um die Insel kleine Fontänen plätschern. Seinen zweiten
Auftritt führt Ramon Kathriner über das Schrägseil in die
Kuppel, wo er seine vom letzten Jahr bekannte leistungsstarke
Hochseilartistik mit etlichen Schwierigkeitsgraden zeigt.
Tanzende Fontänen zu Walzerklängen leiten über zu einem kurzen
Finale und den Abschiedsworten von Oliver Skreinig. Während die
ukrainische Sängerin zusammen mit dem Orchester das Publikum
verabschiedet, verlässt dieses zufrieden das gut zweistündige
Programm. |
Fazit: vor
allem der erste Programmteil wirkte schon von Anfang weg kompakt
und stimmig. Beim zweiten Teil dürfte das Element Wasser,
welches ausser bei Pierino und den Seelöwen ungenutzt bleibt,
noch besser einbezogen werden. Auch der Einsatz des Lichts lässt
noch zu wünschen übrig. Ich bin aber überzeugt, dass nach
einzelnen Verbesserungen Royal mit diesem aufwändigen Programm
in der Schweiz sicherlich Erfolg haben wird, zu wüschen wäre es
ihm. |
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Text und Fotos: Alexander Leumann
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