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Dortmund, 10. März
2007: Es ist nicht nur ein neues
Programm, dass die Besucher erwartet, es ist ein komplett neuer
Circus der auf einem der Parkplätze an den Westfalenhallen
aufgebaut ist. Wobei der Begriff Circus sich nur noch auf das
Erscheinungsbild des Unternehmens beziehen kann. Flicflac ist
kein Circus mehr, jedenfalls nicht in dem Sinn, in dem wir
diesen Begriff im allgemeinen gebrauchen. Besser spricht man
wohl von einer “zeitgemäßen, spektakulären Akrobatik und Stunt
Show”. Etwas Vergleichbares wird zur Zeit nicht geboten und
Nachahmer sind wohl in nächster Zeit angesichts des enormen
Aufwandes ebenfalls nicht in Sicht. |
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Ein riesiger Klotz ist das
nagelneue 8-Masten-Chapiteau, dass in seinem Aussehen dem alten
Zelt entspricht, einzig das es nun eine längliche Kuppel, die
die Masten nicht überragt, trägt. Seit Jahren ist die
Flicflac-Stadt einmal nicht von der mobilen Wand umgeben und
somit perfekt zu betrachten. Ein großer, hoher 3-Master als
Vorzelt komplettiert das Ensemble. In seinem Innern sind,
Flicflac üblich, Kasse und Cafewagen untergebracht. Die linke
Seite ist in voller Höhe komplett mit einem schwarzen Tuch
abgetrennt. Die davor angeordneten Pixi-Toiletten lassen nach
öffnen der jeweiligen Tür viele “Notdürftige” zurückschrecken.
Fehlt diesen stillen Örtchen doch Sitzgelegenheit und Rückwand.
Bei näherer Betrachtung entdeckt man dann, dass es hinter dem
Horizont weitergeht - der kaum zu beschreibende, unglaublich
luxuriös mit Kunstleder, Chrom, Flachbildschirmen an jedem Platz
und weiteren technischen Finessen bzw. Spielereien ausgestattete
Auflieger kommt in Sicht. Ein Besuch dieser Örtlichkeit ist in
jedem Fall Pflicht.
Im Chapiteau wird man von der seit
Jahren gewohnten Umgebung der Flicflac-Restauration empfangen.
Das Gradin ist umgebaut und entlang der beiden Längsseiten des
Chapiteaus als gerade Tribünen errichtet. Die beiden
halbkreisförmigen “Kurven” des Chapiteaus beinhalten das
technische Equipment der Show und sind zusammen so groß wie ein
ordentliches Chapiteau. Provisorisch wirkt noch der lange Weg
auf die Sitzplätze der “Gegengeraden” entlang der Rundleinwand
durch diese ungestalteten Bereiche voller Requisiten und
Show-Vorbereitungen. Der Blick auf die Bühne wird während des
Einlasses mit unmittelbar vor der ersten Gradinreihe
angeordneten sehr hohen Vorhängen verwehrt.
Die Stoffbahnen teilen sich, die
Scanner der ausgezeichneten Lichtanlage flammen auf und “Mein
Herz brennt” von Rammstein dröhnt aus den Boxen. Ein schwerer
Manitou Hubstapler fährt langsam auf die Szene, überquert die
Bühne an seinem Ausleger ein raumfüllendes, brennendes Herz mit
sich führend. In seinem Gefolge formieren sich die Artisten und
meterhohe Feuersäulen schießen aus zahlreichen Schächten im
Bühnenboden. Genauso spektakulär und unnachahmlich wie die
Eröffnung gestaltet sich die gesamte Show mit ihrem immensen,
ungewöhnlichen technischen Aufwand. Besteht ein Teil des
Programms aus gängigen Circusnummern, die nur flicflacmäßig
inszeniert werden, sind die anderen umso spektakulärer.
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Zu den eher konventionellen
Auftritten zählt eine junge “schwangere” Artistin, die in und an
einem grobmaschigen Netz ihre Luftnumer arbeitet, sie ersetzt
die verletzte Salima Peippo. Larissa Kastein, sie produziert
ihre Handstandkür in und über einem mobilen Wasserbecken, ihre
Schwester Tatjana zeigt Ihre Handstände in sehr großer Höhe im
zweiten Teil, sind in diesem Zusammenhang ebenso zu nennen wie
Vitali Jouravel. Im sexy aufbereiteten Taucheranzug hängt er an
einem Wasserschlauch-Vertikalseil und bietet dem Publikum
zahlreiche Abfaller. Auch Mehmed Mehmedov und Sezgin Ahmedov mit
ihrem Hand auf Hand Akt sind hier zu nennen. Zwei meterhohe
Portraitbilder von Gilles Antares zieren die Bühnenmitte und
die Böhsen Onkelz intonieren “Nur die besten sterben jung” während der sehr
introvertiert wirkende BMX-Artist Wolfgang Sauter seine Kreise
zieht. Als zweiter Radartist ist Marc Giély mit seinem
Trial-Bike vertreten. Seine guten Leistungen würden noch besser
ankommen, nutzte er die Bühne gänzlich aus. Die Optik der
Requisiten, die er erklimmt und überspringt, lässt ein wenig zu
wünschen übrig. Sie sehen zu sehr nach umfunktionierten,
ehemaligen Raubtierpodesten aus. So richtig
spektakulär wird es bei Marcel Lemoines Autostunts. Seine 180
Grad Turns beanspruchen die Bühne in voller Breite. Ein
Bobcat-Bagger, rosa lackiert und Bunny Outfit, erheitert tanzend
das Publikum. Comedian Barto ist auch in dieser Produktion
wieder für den Humor zuständig und zeigt in seinen beiden
Auftritten seine, vom Vorjahr bekannte komische Akrobatik.
Pausennummer ist das wahrlich riesige dreifache Riesenrad. In
vollkommen neuer Präsentation ist es beeindruckender denn je.
Zwei schwere Stapler rollen auf die Bühne, sie tragen die
gewaltige Metallkonstruktion mit dem Rad auf ihren Gabeln.
Schnell ist sie abgesetzt und abgesegelt und die meisten
Zuschauer bekommen feuchte Hände angesichts des gebotenen. |
Wolfgang Sauter, Michael Threin, Camadis
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Der Hochseilapparat der Camadis
ist zusammenklappbar auf dem Brückenauflieger eines Sattelzuges
montiert und wird nur für die Dauer des Auftritts im Chapiteau
platziert. Die Truppe umfasst nun acht Mitglieder. Die
7er-Pyramide gelang an diesem Abend nicht ganz, will sagen das
Seil wurde zu sechst und etwas unsicher wirkend überquert.
Rammsteins Song “Spring” gibt den passenden Rahmen. Michael Threin beherrscht sein schweres Motorrad perfekt und brilliert
mit einer Vielzahl großartiger Tricks. Der Globe of Speed ist
nun auf einen LKW montiert und mittlerweile ein Klassiker in den
Flicflac Produktionen. Der Kanonenschuß wird hervorragend
verkauft. |
Ira Rizaeva
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Die Kanone ist liebevoll im Stile Jules Vernes
gestaltet und katapultiert Miroslav Toskov, er fliegt ohne Helm,
locker über 40m weit über die gesamte Spielfläche. Während Tatjana Kasteins
Handstandshow verwandelt sich etwa ein Drittel der Bühne in
Windeseile in ein flaches Bassin. Hierin jongliert Ira Rizaeva mit
Feuerbällen und -keulen. Flammen züngeln übers Wasser, wenn das
Gas, dass den im Becken verlegten Leitungen entströmt, von der
Artistin entzündet wird. Street of no Return ist die Auftritt
dreier Motorradakrobaten betitelt. Ihre gefährlichen Sprünge
füllen den Raum in voller Länge und Höhe. Zum Finale erscheinen
alle Mitwirkenden in weißen Overalls und planschen und spielen
ausgelassen im Bassin während aus der Kuppel heftiger Regen
hernieder prasselt. |
Auch wenn am dritten Spieltag die
Show mit Sicherheit noch nicht perfekt ablief, lässt sich
zusammenfassend festhalten, dass der Direktion ein großer Wurf
gelungen ist. Programmakts, Musik und Licht bilden eine Symbiose
wie sie nicht oft geboten wird. |
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Text und Fotos: Friedrich Klawiter
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