Mit dieser
herrlichen Szene beginnt die Show 2024 des Weihnachtscircus
Aachen. Zu verdanken haben wir sie Regisseur Thomas Bruchhäuser
und Co-Regisseur Sandor Donnert, die das Programm in Szene
gesetzt haben. Ferner natürlich den Mitwirkenden, allen voran
Christine Gogolin. Die Opernsängerin und Entertainerin trägt die
Vorstellung mit ihrem großartigen Gesang sowie ihren
hinreißenden darstellerischen Fähigkeiten. Schon ihre Auftritte
sind der reine Genuss. Hinzu kommen ausgewählte Artisten und
Spaßmacher, die ebenfalls zu den Besten ihrer Genres gehören.

Entree
zum Weihnachtscircus Aachen 2024/25
Das
Ambiente ist wieder wunderbar weihnachtlich. Über dem Chapiteau
gibt es eine neue Leuchtschrift mit dem Unternehmensnamen. Vor
dem Vorzelt heißt eine aus fünf Transparenten gebildete Fassade
das Publikum willkommen. Darauf finden sich Künstlerinnen und
Künstler aus den vergangenen Programmen sowie dem aktuellen. In
der Restauration das gewohnt ansprechende Angebot. Im Chapiteau
herrscht bereits beim Einlass eine warme Stimmung. Das
Lichtdesign während der Show ist ohnehin grandios und sucht
seinesgleichen. Auch die Einspielung der Musik ist sehr
professionell. Live unterstützt wird sie durch einen
Schlagzeuger, der über der Gardine sitzt. Der Artisteneingang
ist mit Tannenbäumen und Lichtergirlanden üppig dekoriert. Neu
ist das langgezogene Display, auf dem verschiedene Grafiken
gezeigt werden. Den letzten weihnachtlichen Akzent gibt es beim
Verlassen der Circuswelt. Dann nämlich bekommt jeder Gast eine
Aachener Printe des Kooperationspartners Nobis überreicht.

Christine Gogolin und Donnert Dancers
Den
Weihnachtsengel zum Auftakt stellt eben Christine Gogolin dar.
Die Größe der Flügel ist enorm, der Goldglanz von Kostüm und
Kopfschmuck ist schwerlich zu übertreffen. So erleben wir sie
bei ihrer ersten Gesangseinlage. Dass es auch ein paar Nummern
kleiner geht, beweist sie bei ihrem nächsten Auftritt. Dann
zieht sie mit einem Vogelkäfig auf dem Kopf durch den Gang
zwischen Logen und Gradin. Sie bringt eine vermeintliche
Opernarie zu Gehör. Doch lauscht man dem Text genau, merkt man,
dass hier keine großen Dramen, sondern Alltägliches besungen
wird. Nach der Pause erleben wir sie zusammen mit den Donnert
Dancers gar als Putzfrau. Allerdings auch das mit Stil, nämlich
im schicken pinken Outfit. Später wird es erneut ausschweifend.
Wieder ein opulentes Kleid, wieder ein überdimensionaler
Kopfschmuck. Dazu ein ewig langer Rock. Auf einer Schaukel geht
es Richtung Kuppel. Unter dem Stoff des Kleids zeigen die
Tänzerinnen Schattenspiele. Zum Finale erleben wir Christine
Gogolin ein zweites Mal als Engel. Sie singt grandios und hat
eine fantastische Ausstrahlung. Sie gibt die große Operndiva und
hat ebenso den Mut, ihr Können mit mehr als nur einem
Augenzwinkern zu servieren. Eine hinreißende Mischung, die
fasziniert.
  
Stefan
Dvorak, Pepe Jardim, Tatiana Ozhiganova
Faszinierend ist auch die Akrobatik auf der Rola Rola von Stefan
Dvorak. Der Newcomer aus Österreich gibt der Show gleich
ordentlich Schwung. Im blauen Anzug hält er sich auf zig Rollen
genauso im Gleichgewicht wie auf einem Fußball. Sechs kleine
Tische stapelt er auf Walze und Brett, um souverän auf diesem
Turm zu stehen. Zehn Rollen sind es gar bei seinem Finaltrick.
Nach Schule und Wehrdienst wird sich Stefan Dvorak ab 2025 ganz
auf seine Artistenkarriere konzentrieren. Bei dem Können und der
Ausstrahlung sollte das ein Selbstläufer werden. Pepe Jardim
hatte 2019 beim Festival in Girona seinen initialen Auftritt in
Europa. Der aus Brasilien stammende Clown geht bei seinem ersten
eigenständigen Einsatz in den Dialog mit dem Publikum und sorgt
dafür, dass die Stimmung weiter steigt. Er hat ein schönes,
einzigartiges Kostüm, ein feines Spiel und ein liebenswürdiges
Auftreten. Tatiana Ozhiganova kennen manche vielleicht noch im
roten Kleid und mit Harmonika. So arbeitete sie etwa im Programm
2014 des Schweizer Circus Conelli ihre Kür an den Strapaten. Den
Bändern ist sie treu geblieben, den Stil ihrer Darbietung hat
sie komplett geändert. Nun erleben wir sie voller Dynamik, das
Outfit spielt eher eine nachrangige Rolle. Dennoch setzt sie es
auch hier bewusst ein. Aus dem langen Rock wird bald ein kurzer.
Ihre starken Flüge, Umschwünge und Haltefiguren kommen so
bestens zur Geltung. Kraftvolle Akrobatik sieht hier so leicht
aus.
  
Alessio, Paul Morocco, Michael Ferreri
In die
Luft geht es auch, wenn Alessio seine prächtigen Papageien in
die Manege bringt. Denn die Vögel dürfen ausdauernde Runden
unter dem Zeltdach fliegen. Doch zuvor beweisen sie ein paar
Etagen tiefer, welche herrlichen Kunststücke sie beherrschen.
Extra für Aachen wurde die Nummer neu inszeniert. Gäste aus dem
Publikum werden jetzt nicht mehr einbezogen. Dafür wirken die
vier hübschen Tänzerinnen mit. Die Kostüme und Requisiten sind
weihnachtlich gestaltet. Grundsätzlich bekannt sind auch die
Tricks. So wird etwa die Rose durch einen gefiederten Boten
jetzt nicht an einen Zuschauer überbracht, sondern an ein
Mitglied der Donnert Dancers. Die Flüge eines Papageien im Kreis
gehen nun von Zuckerstange zu Zuckerstange, welche von den
knienden Girls gehalten werden. Es ergeben sich neue Bilder, in
denen das Können von Alessios wunderschönen Tieren bestens zur
Geltung kommt. Die Komiker-Truppe Olé besteht aus mehreren
Mitgliedern. In Aachen erleben wir den Gründer Paul Morocco
gemeinsam mit einem Partner. Die beiden singen, spielen Gitarre
und jonglieren mit ihren Instrumenten. Ihre Flamenco-Performance
ist zum Brüllen komisch. Zu Beginn gibt es ein Tischfeuerwerk
auf dem Hut von Paul Morocco, auf dem Innenfutter seines Sakkos
prangt das Logo der Supermarktkette Lidl und sein Partner hat
kein Problem damit, seinen blanken Oberkörper zu präsentieren.
Die skurrilen Einfälle gehen dem Duo nicht aus. Sie werden ohne
Rücksicht auf Verluste dargeboten. Dennoch hätte ich mir einen
etwas kompakteren Auftritt gewünscht. Vollblutentertainer,
mehrfacher Weltrekordhalter, vor allen Dingen ein genialer
Jongleur ist Michael Ferreri. Das Auge kann kaum folgen, wenn er
seine weißen Bälle auf aberwitzige Touren schickt. Ob klassisch,
über Kopf oder nochmal ganz anders, der junge Artist beherrscht
alle Finessen des Genres. Dabei findet er sekundenschnell den
Kontakt zum Publikum. Den letzten Ball für die Jonglage mit der
größten Anzahl an Bällen lässt er mal eben verschwinden. Doch da
hat er die Rechnung ohne Ingo Stiebner gemacht. Der Chef de
Piste passt auf und wirft ihm die Kugeln einzeln zu. Natürlich
gelingt im Anschluss auch dieser Trick.
 
Irena
Lagroni, Jump'n Roll
Für ein
Konzert mit Glocken sucht sich Maestro Pepe Jardim Gastmusiker
aus dem Publikum. Auch jetzt überzeugt der Komiker wieder mit
einem ausdrucksstarken, witzigen Spiel. Wie schon bei Olé zuvor,
hätte hier ebenfalls eine Straffung gutgetan. Die quietschgelben
Anzüge geben den Lemon Brothers ihren Namen. Das sind vier
energiegeladene junge Herren, die auf der koreanischen Wippe
aberwitzige Sprungkombinationen vollführen. Dabei ist das
Quartett ständig in Bewegung, die flotte Musikbegleitung treibt
die Jungs zu immer neuen Höchstleistungen an. Die Salti und
Schrauben sind vom Feinsten. Hier sind wahre Könner am Werk, die
auch die Show meisterlich beherrschen. Die Choreografie ihrer
Darbietung ist einfach umwerfend. Ballett und Pepe Jardim holen
uns in die folgende Pause ab. Die Donnert Dancers beginnen im
Zusammenspiel mit Christine Gogolin auch den zweiten Teil. Irena
Lagroni hat sich den Antipodenspielen verschrieben. Geschickt
lässt sie auf ihren Füßen Walzen und Teppich tanzen. Unter
Zuhilfenahme der Hände rotieren sogar vier der quadratischen
Stoffstücke gleichzeitig auf ihren Extremitäten. Das Bugsieren
eines Balls in einen Korb über mehrere kleine Plattformen wird
spannend verkauft. Noch einmal erleben wir die Lemon Brothers.
Nun in schwarz-weiß-gestreiften Outfits unter dem Titel Jump'n
Roll. Wieder gibt es phänomenale Sprünge. Diesmal werden sie
durch federnde Sprungstelzen ermöglicht. Wieder ist ihr Auftritt
ungemein mitreißend und auf Topniveau. Wieder geht das Publikum
enorm mit. Zunächst mit drei, dann gar mit elf Zigarrenkistchen
jongliert Pepe Jardim. Ein Zuschauer darf ihm assistieren, wenn
eine Kiste nach der anderen in einem Sack verschwindet.
  
Nicolas
Lagroni, Pellegrini Brothers, Andrej Pogorelov
Was seine
Mutter mit den Füßen macht, vollführt Nicolas Lagroni mit den
Händen - jonglieren. Der junge Tscheche beherrscht die Kunst der
Bouncing-Jonglage. Bis zu neun Bälle wirft er Richtung Boden, um
sie blitzschnell wieder aufzufangen und erneut auf die Reise zu
schicken. Der Wirbelwind verkauft seine Kunst bereits sehr
charmant. Durch die Einbeziehung eines gläsernen Stuhls hebt er
sich von anderen Darbietungen des Genres ab. Um seine berufliche
Zukunft muss man sich wahrlich keine Sorgen machen. Beim zweiten
Auftritt von Olé spielen neben Gitarren Tischtennisbälle eine
wichtige Rolle. Die beiden Komiker liefern sich ein Ping-Pong-Match mit einem Herrn aus der Loge. Während der Gast einen
herkömmlichen Schläger nutzt, sind die beiden von Paul Morocco
an seinem Kopf befestigt. Sein Partner verwendet gar die Gitarre
als Sportgerät. Auch hier bleibt kein Auge trocken. Als Zugabe
jongliert Morocco Tischtennisbälle mit dem Mund. In stilvollen
weißen Anzügen kommen die Pellegrini Brothers in die Manege,
jeder von einem Spot begleitet. Wenn sie ihre Oberteile ablegen,
geht ein Raunen durchs Rund. Jedem ist klar, hier stehen
Legenden der Artistik. Erdeo, Andrea und Natale zelebrieren ihre
Partnerakrobatik regelrecht. Sie sind in allen namhaften Häusern
aufgetreten und wissen, wie sie ihre Fähigkeiten optimal
präsentieren. Edle Handstandvariationen werden so zu einem
wahren Ereignis. Die Schlussnummer gehört Andrej Pogorelov. Im
Januar 2024 gewann er beim Festival in Budapest Silber. Er
arbeitet im Solo auf einem stylishen Todesrad. Nervenkitzel ist
garantiert, wenn er nicht nur den Vorwärts-, sondern auch den
Rückwärtssalto auf der Außenseite des rotierenden Rades zeigt.
Einen Rückwärtssalto mit Pirouette springt er ebenfalls sicher. Quasi zum Aufwärmen
erleben wir unter anderem das Seilspringen und den Lauf mit
verbundenen Augen. Ein sympathischer Zeitgenosse ist Andrej Pogorelov noch dazu. Bleibt zu hoffen, dass wir ihn hierzulande
noch des öfteren erleben dürfen.

Szene
aus dem Finale
Das Finale
ist in Aachen eine eigenständige Nummer. In diesem Jahr ist es
an Christine Gogolin, den Engel in der edlen Variante zu geben.
Den komischen Part übernimmt Paul Morocco. Mit Heiligenschein
und viel zu kleinen Flügeln schwebt er im Schneetreiben über der
Manege. Das gesamte Ensemble verabschiedet sich einzeln und
gemeinsam vom Publikum. Die Donnert Dancers tragen dabei edle
weihnachtliche Kostüme. Frenetischer Applaus ist den
Mitwirkenden im vollbesetzten Chapiteau sicher. |