Der
Aachener Weihnachtscircus hat für seine sechste Ausgabe neben
Alexandra Saabel auch ihre Schwestern Kelly und Jennifer sowie
ihren Partner Ilja Smyslov engagiert. Alexandra ist die zentrale
Figur der Vorstellung und auch der Titel der Produktion folgt
dem Thema ihrer Illusionsshow. Er lautet „Alles im Wunderland“.

Lisette
Whitter und die Donnert Dancers
Die
Zusammenarbeit ist ein echter Glücksfall. Denn Alexandra Saabels
Kreationen passen wunderbar in den hochwertigen Rahmen, den die
veranstaltende Frohes Fest Event GmbH von Thomas Schütte
alljährlich in Aachen pflegt. Ein komfortables Ambiente,
hervorragendes Licht, Livegesang, ausgewählte Darbietungen und
eine Regie, die das alles zu einem harmonischen Ganzen formt. So
entsteht eine wunderbar kompakte, ja heimelige Atmosphäre. Für
die Inszenierung zeichnet wiederum Thomas Bruchhäuser
verantwortlich. Sandor Donnert sorgt dafür, dass die
Aufführungen optimal ablaufen.
 
Magic
in Wonderland, Clown Bilby
Nach den
Begrüßungsworten von Carsten Franke machen wir uns auch schon
auf den Weg ins magische Wunderland. Die vier hübschen Damen der
Donnert Dancers tanzen in Kostümen im Mary-Poppins-Stil ihre
erste Choreographie. Kelly Saabel mischt sich in das bunte
Treiben. Für einen Moment wird sie an einer historischen Uhr
nach oben gezogen, um Kontorsion an einer daran befestigten
Schlaufe zu zeigen. Kurz darauf sitzt sie an einer nostalgischen
Bahnstation auf einer Bank. Der Zug lässt nicht lange auf sich
warten. Lokführerin Alexandra Saabel fährt die Dampflok. Statt
Rauch stößt das Gefährt Seifenblasen aus. Danach sehen wir
Großillusionen, die in ihrem Grundmuster natürlich bekannt sind.
Durch die zauberhaften Requisiten, die Fantasiekostüme und das
Spiel der Akteure wird daraus eine einzigartige, traumhafte
Nummer. Alexandra Saabel wird uns durch den Nachmittag
begleiten. Genauso wie Lisette Whitter. Bereits im Vorjahr hat
sie das Aachener Publikum mit ihrer starken Stimme sowie ihrer
tollen Präsenz verzaubert. Schön, dass sie mit ihrem Livegesang
auch in diesem Winter wieder an verschiedenen Stellen der Show
für kleine Gänsehaut-Momente sorgt. Und noch einer hat während
der Vorstellung immer wieder seine Auftritte. Clown Bilby ist
für die lustigen Momente zuständig. Das erste Mal gesehen hatte
ich Artem Vielkin, so sein bürgerlicher Name, im ersten
Winterprogramm der Spielzeit 2019/20 im Kronebau. Damals war er
nur als „Transformer“ engagiert. Die Verwandlung von einem Auto
in einen Roboter sehen wir auch hier. Ganz wunderbar sind aber
insbesondere seine Szenen als Clown. Dabei bringt er das
Publikum mit eigenständigen Ideen und einem tollen Spiel zum
herzhaften Lachen. Bilby ist wirklich witzig und ein echter
Sympathieträger. Am besten gefallen hat mir sein Nummer mit
großen Sitzbällen, bei der er auch artistisches Können beweist.
Er ist ein echter Gewinn, zumal seine Einsätze wohl dosiert
erfolgen.
  
Milena, Hammou Bensalah, Ilja Smyslov
Den
artistischen Auftakt übernimmt Milena mit einer schönen Kür am
Luftnetz, das von einem transparenten Vorhang umgeben ist. Dazu
gibt es Gesang von Lisette Whitter, die dabei auf dem
Orchesterpodium des weihnachtlich geschmückten Artisteneingangs
steht. Im orientalischen Look zaubert Hammou Bensalah mit
Seifenblasen. Zunächst kreiert er an zwei Tischen kleine
Kunstwerke. Dabei verkettetet er mehrere Seifenblasen und füllt
einzelne davon mit Rauch. Später lässt er riesige Gebilde aus
Seifenlauge entstehen, die größer sind als er selbst. Sodann
zieht Alexandra Saabel einen Stoffhasen aus dem Zylinder, den
sie ansonsten auf dem Kopf trägt. Den Trick wiederholt sie mit
einem riesigen Hut. Und wieder erscheint ein Hase. Dabei handelt
es sich um Ilja Smyslov, der nun als menschlicher Meister Lampe
seine Bälle jongliert. Dies tut er zumeist Richtung Boden, denn
die Bouncing-Jonglagen sind seine Spezialität. Bis zu sieben der
gelben Kugeln hält er virtuos in Bewegung. Dies immer mit einem
charmanten Augenzwinkern.
  
Kelly Saabel, Milena und Christopher, Simets
Nach einem
Intermezzo und einem wunderbaren Song von Lisette Whitter, bei
dem sie die Donnert Dancers tänzerisch begleiten, geht es ins
ewige Eis. Dorthin entführen uns die Kulissen für die von Kelly
und Jennifer Saabel vorgeführte Hundedressur. Und natürlich die
Tiere selbst. Es handelt sich um wunderschöne Huskys und
Samojeden-Spitze. Zu Beginn und am Ende erleben wir sie als
Schlittenhunde. Dazwischen springen sie etwa übereinander oder
wagen eine Fahrt auf der Rutschbahn. Zwei Trapeze dienen als
Requisiten für die Luftnummer von Milena und Christopher. Deren
Stangen stehen im rechten Winkel zueinander. So werden neuartige
Haltefiguren möglich, die von riskanten Voltigen ergänzt werden.
Hierbei wird Milena immer wieder sicher von Christopher
aufgefangen. Mit dieser starken, innovativen Artistik zweier
sympathischer Künstler endet Teil eins. Für die Ankündigung der
Pause zaubert Alexandra Saabel noch einmal den „Hasen“ Ilja
Smyslov aus dem Hut. Lisette Whitter und die Donnert Dancers
sorgen dafür, dass es äußerst schwungvoll weitergeht.
Konzentration ist gefragt, wenn die Simets mit uns in den
Weltraum reisen. Sempahore heißt das Requisit, auf dem Laszlo
Simet gemeinsam mit zwei Partnerinnen im Weltraum-Outfit
balanciert. Letztendlich ist es ein Todesrad mit Elementen vom
Hochseil. Die Tricks zu Fuß, auf einem Stuhl und einem Fahrrad
laufen vergleichsweise langsam ab. Sie sind in dieser Form
einmalig und nicht ungefährlich.
  
Jennifer Saabel, Adele Fame, Space Elements
Die
Überraschung der Show liefert zumindest für mich Jennifer
Saabels Auftritt. Ihre Antipodenspiele wurden komplett neu im
Stile eines Candy Shops gestaltet. An einem nostalgisch
angehauchten Verkaufswagen finden sich ihre Requisiten. Etwa
eine riesige Zuckerstange oder bunte Bälle. Sie selbst trägt ein
flottes Kostüm in pink und hellblau. Natürlich war hier wieder
Schwester Alexandra im Spiel. Abgerundet wird dieser süße Genuss
durch die passende Musik und ein quietschbuntes Licht. An dieser
Stelle ein großes Lob an Ton- und Lichttechnik für die geniale
Aufwertung der Show. Nach Clown Bilby und dem Ballett folgt
Kelly Saabel. Ihre Handstand-Akrobatik vollführt sie auf einem
hölzernen Boot, das im einen See symbolisierenden Kunstnebel
liegt. In der Anmutung einer Elfe beweist sie eine
beneidenswerte Körperbeherrschung. Auch den mit den Füßen
ausgelösten Schuss mit Pfeil und Bogen beherrscht sie sicher.
Ein Wirbelwind an den Strapaten ist Adele Fame. Nach einem
ruhigen Beginn am Boden sprüht sie unter der Kuppel vor Energie.
Immer wieder faszinierend ist der Übergang vom Stand in den
Spagat. Das alles ohne Zuhilfenahme der Hände. Mit kraftvollen
Umschwüngen verabschiedet sich die jugendliche Künstlerin. Etwas
düster wirken die Akteure von Space Elements mit der schwarzen
Schminke über der Augenpartie. Das Quartett zeigt die bekannte
Melange aus Menschenpyramiden, Equilibristik und Handvoltigen.
Ohne Frage eine starke Darbietung, die als Schlussnummer
durchaus richtig platziert ist, aber irgendwie unpersönlich
daherkommt. Zurück ins Licht geht es beim Finale. Die Donnert
Dancers tragen weiße Kleider, Lisette Whitter ebenfalls, dazu
weiße Flügel. Alle Mitwirkenden verabschieden sich, es gibt
Zugaben und, wie es in Aachen Tradition ist, muss ein Artist als
Engel durch die Luft fliegen, während es Kunstschnee rieselt. In
diesem Jahr übernimmt Hammou Bensalah diesen Part.
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