Und da
schöpfen die Macher in diesem Winter aus dem Vollen. Noch nie gab es so
viele Artisten, Tierlehrer und Clowns in der Manege dieses
Weihnachtscircus, wie der Produzent im Programmheft schreibt.
Glücklicherweise stimmt nicht nur die Quantität. Die Qualität überzeugt
ebenso auf ganzer Linie. Von Vorteil ist es natürlich, dass kein
Material angemietet werden muss. Auf dem Messeplatz der badischen Stadt
steht das Chapiteau von Melnjaks Zirkus Charles Knie. Der Zaun sowie
die Fahnen in der Front sind dem Weihnachtscircus angepasst. Hinzu
kommt weihnachtliche Dekoration. Im Chapiteau bietet sich das bekannte
Ambiente des Tourneecircus. Nur der Schriftzug über dem Artisteneingang
wird nicht beleuchtet. Auch im Programm treffen wir auf Nummern, die
mit dem Zirkus Charles Knie auf Tournee waren oder noch gehen werden.
  
Priscilla
und Marco Moressa, Laura Pedersen, Charly Carletto
Priscilla
und Marco Moressa gaben 2016 ihr Debüt mit einer spannenden Darbietung,
in der sie Messerwurf und Armbrustschießen kombinieren. An der Armbrust
wechseln sich die jungen Eltern ab, um dem Partner verschiedene
Gegenstände aus der Hand oder dem Mund zu schießen. Beim Messerwerfen
sind die Rollen eindeutig verteilt. Priscilla steht mutig am Brett,
während Marco die Messer so wirft, dass sie knapp neben ihrem Körper
landen. Eine bemerkenswerte Entwicklung hat die Seelöwennummer von
William und Laura Pedersen genommen. Seit ich sie zu Pfingsten in
Hannover sah, sind viele Tricks hinzugekommen. Das Zusammenspiel
zwischen Mensch und Tier ist noch intensiver geworden. Die beiden
Robben und ihre Trainer harmonieren perfekt. Vermeintlich kleine
Einlagen wie das Klauen der Mütze von Lauras Kopf durch den großen
Seelöwen kommen bei Publikum bestens an. Die Herzen des Publikums hat
auch Charly Carletto sicher, der ab März mit dem Zirkus Charles Knie
auf Tournee gehen wird. In der Interaktion mit dem Publikum beweist der
Clown ein perfektes Timing und weiß punktgenau zu improvisieren. Ein
echter Profi mit viel Erfahrung. Wir erleben ihn etwa als Boxer im Ring
oder als Regisseur eines tragischen Liebesfilms. Beim Opening schaut er
neugierig in ein großes Geschenk. Nach dem Finale verwandelt er sich
vom Clown zur Privatperson, während die Artisten nach und nach die
Manege verlassen. In Jeans und Sakko gehört ihm der endgültige
Abschiedsgruß.
  
Casablanca
Truppe, Robles, Duo Romance
Zu
Beginn und am Ende des Programms stehen jeweils sieben Artisten im
Rampenlicht. Tempo macht gleich am Anfang die Casablanca Truppe. Die
stattlichen Marokkaner wirbeln mit ordentlich Temperament durch den
roten Ring. Sie zeigen Flic Flacs und weitere Sprünge am Boden. Außerdem bauen
sie Menschentürme. Und natürlich hält der Stärkste der Truppe
seine sechs Partner gleichzeitig in der Luft. Volle
Konzentration dann bei der Siebener-Pyramide der Robles
auf dem Hochseil. Die Zuschauern fiebern mit, wenn die Gleichgewichtskünstler aus
Südamerika auf drei Etagen von der einen Plattform zur anderen
balancieren. Vor diesem artistischen Meisterstück begeistern die Robles
mit dem Überspringen von Partnern, dem Radfahren auf dem Seil und
vielen weiteren spannenden Tricks. Ihre Nummer ist eine echte
Sensation. Genauso wie die Robles war das Duo Romance 2016 mit dem
Circus Nock auf Tournee. Dort wie in Offenburg begeistert das junge
Paar mit zwei wunderschönen Darbietungen. In beiden steht das ewige
Thema Liebe im Zentrum. Zunächst leben sie ihre Harmonie an den Strapaten aus. Die vielfältigen, oftmals nicht ungefährlichen Tricks,
erscheinen so traumhaft sicher. Etwas an Wirkung verliert dieser
Auftritt durch die musikalische Begleitung vom Band. „This is a man's
world“ gibt den Rhythmus für ihren Auftritt am Masten vor. Dieser folgt
vom Stil her jenem von den Strapaten.
  
Jan
Navratil, Maike Probst, Soara Cristiani
Riverdance
spendiert bekanntermaßen den Soundtrack zu den Antipodenspielen von Jan
Navratil. Entsprechend schwungvoll geht es zu, wenn der Tscheche Walzen
und ein großes Rechteck auf seinen Füßen tanzen lässt. Gebanntes
Zuschauen herrscht, wenn er einen Ball über mehrere Plattformen in
einen Korb an der Spitze der Stange befördert. Mit einer neu
einstudierten Nummer überrascht uns Maike Probst. Wir werden Zeugen,
wie die eigentlich versierte Tiertrainerin ihre erste Reitstunde nimmt.
Die Dame mit Brille und markantem Gebiss stellt sich nicht eben
geschickt an. Hengst Arlitt ist auch keine wirkliche Hilfe, hat er doch
wenig Interesse daran, die Reiterin auf seinem Rücken sitzen zu lassen.
So entsteht eine wunderbare Komödie, die für ordentlich Heiterkeit
sorgt. Immer wieder ein großer Spaß ist die Revue mit Bauernhoftieren,
die vor der Pause für Stimmung sorgt. Ziegen, Esel, Hunde und Hühner
sind am Start. Dazwischen Maike und Jörg Probst, die das vermeintliche
Chaos bestens beherrschen und vielfältige Kunststücke ihrer Schützlinge
anleiten. Fünf wunderschöne Tiger bringen an diesem Nachmittag Redi und
Soara Cristiani in den Zentralkäfig. Gemeinsam bilden die Großkatzen
eine Pyramide oder zeigen einen fünffachen Hochsitzer. Ein schönes Bild
ergibt ebenfalls der enge Kontakt von Soara mit drei abliegenden Tigern.

Finale
Sascha
Thanner führt uns liebevoll durch die Show. Er ist wirklich das, was
man oftmals etwas sperrig als „Bindeglied zwischen Publikum und
Artisten“ bezeichnet. In wechselnden Kostümen gibt er den charmanten
Monsieur Loyal. Ein großer Gewinn ist das Liveorchester aus der
Ukraine, welches die meisten Nummern wunderbar begleitet. Nicht nur für
das Licht, sondern auch für die Regie verantwortlich ist Daniela Zoppe.
Die schön umgesetzten Ideen zu Opening und Verabschiedung wurden
bereits beschrieben. Das Finale selbst beginnt mit den Artisten, die
Wunderkerzen hereinbringen und so für ein wenig weihnachtliche Stimmung
sorgen. Danach geht es schwungvoll weiter.
Dabei werden alle Mitwirkenden noch einmal einzeln vorgestellt.
|