Mit einem schön gestalteten Opening werden
die Besucher ins Geschehen gezogen. Darin blickt Clown Vladimir
Slobodeniuk in eine Glaskugel, doch Sprechstallmeister Mathijs
te Kiefte erklärt ihm, dass es diese gar nicht braucht, um seine
Träume und Fantasien zu leben. Sondern nur etwas Magie. In den
Treppenaufgängen zeigen einige Mitglieder des Ensembles
Kostproben ihres Könnens. Die Eröffnungssequenz mündet im
Charivari in der Manege, in dem te Kiefte die Begrüßung
übernimmt. Er hat sich in kurzer Zeit zur unverzichtbaren Stütze
des Unternehmens entwickelt. Und das nicht nur bei der
Gestaltung und Präsentation der Show, sondern auch mit
zahlreichen administrativen Aufgaben als Produktionsleiter
hinter den Kulissen.
  
Tamara Khurchudova, Stephanie
Probst, Sergiu Mosanu
In der Programmeröffnung nimmt der
sympathische Niederländer auch auf das 250-Jahr-Jubiläum des
modernen Circus Bezug. Das Programm soll eine Hommage an dessen
Geschichte sein. Und so präsentiert Juniorchefin
Stephanie Probst gleich einen Sechserzug Araber in einer
anspruchsvollen Freiheitsdressur. Abwechslungsreich sind die Da Capi. Auf zwei Friesen und ein Minipony folgen zwei Solosteiger
und ein steigendes Dartmoore-Pony. Vorführstil und
Musikbegleitung sind voller Temperament und sorgen für
Begeisterung. Und dieses Temperament bleibt uns erhalten beim
energiegeladenen Auftritt von Tamara Khurchudova und ihren
gewagten Abfallern und Pirouetten am Schwungtrapez. Zünftig wird
es beim gemeinsamen Auftritt von Stephanie Probst und ihrem
Ehemann Sergiu Mosanu. In Dirndl bzw. Lederhosen zeigt das Paar
seine Ziegen, die ihre Balancierkünste beweisen, geschickt
klettern und vorwitzig auf Eseln reiten.
  
Vladimir und Olga Slobodeniuk,
Reinhard Probst, Duo Infinitum
Zu den frischen Gesichtern in der
Probst-Manege gehört das Duo Infinitum, Ekaterina Timofeeva und
ihr Partner Vitalii Domnenko. In ihrem ersten Auftritt
zelebrieren die beiden eine ausdrucksstarke Adagio-Akrobatik.
Alte Bekannte sind dagegen Vladimir und Olga Slobodeniuk mit
ihren fantasievoll und ausführlich gespielten Reprisen. Sie
laden mehr zum Schmunzeln denn zum Schenkelklopfen ein. Die
heitere Jonglage und der Auftritt mit Katze und Ratte zeigen
auch ihr breites Können in verschiedensten Circus-Disziplinen.
Ein Mitspieler aus dem Publikum wird nur bei ihrer Version von
„Mensch oder Puppe“ benötigt. Traditionell Pausennummer im
Circus Probst ist das große Exoten-Tableau, welches Direktor
Reinhard Probst schwungvoll und gut gelaunt anleitet. Jeweils
zwei Kaltblutpferde und Watussi-Rinder, einige Lamas sowie Nandu,
Zebra, Kamel und Dromedar gehören zu diesem artenreichen
Klassiker.

Raubtiere von Tom
Dieck jr.
Äußerst erfreulich ist, dass die
Familie Probst für ihr aktuelles Tourneeprogramm eine der
führenden Raubtiernummern engagiert hat. Mit vier Tigern, zwei
mächtigen Ligern und zwei weißen Löwen ist die Gruppe
außergewöhnlich zusammengestellt. Tom Dieck jr. führt sie
elegant und in hervorragender Weise vor. Besonders markant ist
das große Hamster- oder besser „Raubtierrad“, das zu Beginn in
die Pyramide mit allen Tieren integriert ist. Später laufen
gleichzeitig ein Liger darin und ein Tiger obendrauf. Fester
Bestandteil der Probst-Programme ist die komische
Trampolinnummer von Sergiu Mosanu. Wie er scheinbar betrunken
über den Sprungturm torkelt und schließlich einen kleinen
Striptease hinlegt, das macht immer wieder gute Laune.
  
Tamara Khurchudova,
Duo Infinitium, Viktor und Viktoria
Fantasievoll und mit interessanten
Leuchteffekten gestaltet sind die Antipodenspiele von Tamara
Khurchudova. Die Artistin trägt zunächst eine Art Baldachin aus
leuchtenden LED-Schnüren über sich. An ihrem Kostüm blinken
Lichter. Mit einem Gurt lässt sie sich von der Trinka in die
Höhe ziehen. Im Dunkeln kreisen vier fluoreszierende Tücher auf
ihren Händen und Füßen. Zum Abschluss wirbelt sie zwei
Leuchtstäbe und einen Leuchtteppich durch die Luft. Mit zwei
frischen, starken und attraktiven Darbietungen ist eine fulminante
Schlussphase des Programms garantiert. Zunächst überraschen
Aleksandr Krachun und seine Frau Viiktoria Kosnyrova-Krachun
alias „Viktor und Viktoria“ mit ihren außergewöhnlichen
Jonglagen. Außergewöhnlich schon deshalb, weil hier lange Stäbe
durch die Luft gewirbelt werden, an deren Enden jeweils Bälle
befestigt sind. Diese werden sowohl solo als auch in
interessanten Passing-Mustern geworfen. Dabei stehen sich die
Partner mal gegenüber, mal mit dem Rücken zueinander. Die
stylishe, moderne Aufmachung kann und will die Herkunft der
beiden Akteure aus dem Ensemble der Truppe Bingo nicht
verbergen. Ganz in weiß schwebt zum Abschluss das Duo Infinitum
an den Strapaten – eine Symbiose aus sowohl Kraft, Können und
Beweglichkeit als auch Leidenschaft und Emotion. Zunächst
übernimmt er, dann sie die tragende Rolle. |