In diesem Outfit zeigt Hinz als
Schlussnummer ihren Auftritt am Luftring. Genickhang und
Rückwärtsumschwünge ums Requisit gehören zum Repertoire.
Besonders gekennzeichnet wird die Nummer jedoch durch die
zahlreichen Spinnings, also blitzschnelle Drehungen um die
eigene Achse. Sie symbolisieren gut die Ekstase, in die die
Hauptdarstellerin während dieser Reise gerät. Begleitet wird sie
vom kleinwüchsigen Zeremonienmeister Roland Hofer.
  
Gregory Knie, Lea
Hinz, Roland Hofer
Es ist eine recht kurze Reise,
denn die Netto-Spieldauer der Show beträgt am zweiten Abend des
Gastspiels nur knapp 90 Minuten, einschließlich Begrüßung und
Verabschiedung durch den jungen Produzenten. Hinzu kommt eine
halbstündige Pause. In dieser kann man die edle
Nachtclub-Atmosphäre im aufwendig gestalteten Foyerzelt
genießen. Das Ambiente ist eine der großen Stärken dieser
Produktion, die zum achten Mal auf dem Gelände des Air Force
Centers Dübendorf bei Zürich stattfindet. Im Vorfeld wurde eine
„interaktive Show“ angekündigt. Die Zuschauer sollten selbst
entscheiden, wie sie den Abend verbringen möchten, „In Control“
oder „Out of Control“. Also wählen die Zuschauer am Einlass, ob
sie ein blaues oder ein rotes Päckchen mit in die Show nehmen.
Darin enthalten ist unter anderem jeweils ein Armband in der
entsprechenden Farbe. Wer nun glaubt, die Zuschauer mit roten
Bändchen müssten bei allerlei erotischen Übungen auf der
Rundbühne mitwirken, der hat sich geirrt. Nur ein einziges Mal
wird auf die Wahl Bezug genommen: Die Zuschauer „In Control“
hätten lieber rechtzeitig die Augenklappe aus ihrem Päckchen
aufgesetzt, sagt eine Stimme aus dem Off.
  
Dekay, Larissa Evans, Melany Chy
Doch da ist es schon zu spät.
Barry Brisco und Richard Binning sind bereits auf die Bühne
gestürmt, mit nichts als Socken, Schuhen und Supermann-Umhängen
bekleidet. Die „Front“ hingegen ist durch nichts verdeckt. In
ihrem „Penispuppenspiel“ wärmen sie ihre Geschlechtsteile erst
mit geübten Handgriffen auf, um diese dann beherzt zu Ungeheuer
Nessie, einem Hamburger oder bekannten Popstars zu formen. Damit
dies alles einwandfrei zu erkennen ist, wird es auf Großleinwand
übertragen und natürlich derbe kommentiert. Fotografieren dürfen
wir diese Nummer nicht. Die Publikumsreaktionen sind
unterschiedlich: Die einen zeigen sich konsterniert, die anderen
– wie der Rezensent – lachen schallend. „The Puppetry of the
Penis“ ist genau das, was diese Show braucht. Ein ebenso
provokantes wie originelles Spektakel, das für viel
Gesprächsstoff sorgt. Und vor allem von den wunderbar
extrovertierten Akteuren lebt, die sofort den Kontakt zum
Publikum finden. Leider ist dieser Auftritt das einzige
humorvolle Element des Programms. Man würde sich wünschen, dass
es noch weitere Komiker gibt, die so herrlich nach vorne gehen,
einen roten Faden bilden und ja, die Vorstellung auf eine
übliche Länge bringen. Zumal die meisten artistischen Nummern
eher „in sich gekehrt“ ausfallen – als akrobatische
Liebesspiele. Nur einen einzigen Trick zeigt der Schweizer
Magier Dekay. Als klassischer Entfesslungskünstler befreit er
sich, kopfüber hängend, aus einer Zwangsjacke. Gerade
rechtzeitig, bevor Feuer dafür sorgt, dass die zwei Flügel mit
spitzen Dornen über ihm zuschnappen und ihn schwer verletzten.
Die wohl bekannteste Künstlerin des Abends ist Melany Chy. Ihre
hervorragende Handstandnummer auf dem Motorrad fügt sich perfekt
in den Rahmen einer Erotikshow. Begleitet wird sie dabei von der
großartigen Sängerin Larissa Evans und natürlich der
fünfköpfigen, professionellen Showband unter der Leitung von
Orlando Ribar. Leider ist die Musik jedoch fast durchgehend zu
laut und das Licht – trotz wirklich umfangreicher, moderner
Technik – arg düster.
  
Davide Zongoli, Los Dos Tacos,
Hampus Jansson und Milena Straczynski
Davide Zongoli fällt mehr durch
den perfekt trainierten, muskelbepackten Körper in frivoler
Glitzerbadehose auf als durch herausragende Leistungen an den
elastischen Strapaten. „Los Dos Tacos“ – alias Andrei Sizonenka
und Aliaksandr Yurkavets – begeistern dagegen mit ihren
kraftvollen Sprüngen und Salti von Reckstange zu Reckstange. Die
Nummer gehört zu den Highlights des Abends. Nochmal in die Luft
geht es mit Hampus Jansson und Milena Straczynski. Nach ihrem
Akt im roten Bett schwingen sie sich an die Strapaten. Beide
sind äußerst leicht bekleidet, doch die Schwedin trägt ihren
amerikanischen Ehemann umso kraftvoller. Nicht zum ersten Mal in
einem Hause Knie engagiert ist Sheila Nicolodi. Doch so verrucht
wie hier haben wir ihren Poledance noch nicht gesehen – „oben
ohne“ und vom Ballett umtanzt. Die vier Männer und vier Frauen kommen
während der Show in
mehreren, modern-lasziv choreographierten Auftritten zum
Einsatz. Nicht fehlen darf auch in dieser Saison eine Nummer, in
der sich die Tänzer im Dunkeln mit fluoreszierender Farbe
besudeln.
  
Olga Tsogla, Jimmy Gonzalez, Duo
Maintenant
Olga Tsogla zeigt ihre sexy
Kontorsionen in Unterwäsche auf einem sich drehenden, roten
Stuhl. Ganz und gar außergewöhnlich sind die Jonglagen von Jimmy
Gonzalez. Denn er jongliert nicht Ringe, nicht Bälle und nicht
Keulen. Vielmehr zerteilt er einen großen Lehmklumpen in Stücke
und nutzt diese als Requisiten. Mit nacktem Oberkörper und
Waschbrettbauch gibt er seinem Auftritt zugleich eine sinnliche
Note. Ganz viel prickelnde Erotik bietet das Duo Maintenant,
Ludivine Furnon und Nicolas Besnard. Der groß gewachsene Mann
und die muskulöse Frau kleiden ihre leistungsstarke
Hand-auf-Hand-Nummer mit vielen Schwierigkeitsgraden in einen
schwerelosen, fließenden Tanz. Gleichwohl ist das akrobatische
Spektrum der Show mit zwei Strapaten-Nummern sowie Handstand,
Kontorsion und Hand-auf-Hand weniger breit als in früheren
Jahren. |