„La Rencontre“ („Das Treffen“) ist der
Titel der neuen Show. Sie entführt in einen geheimnisvollen
Salon, in dem sich scheinbar zufällig ein buntes Völkchen
trifft. Die Herren und Damen kennen einander anfangs nicht, doch
im Laufe des Stücks bilden sich mehrere frisch verliebte Paare
heraus. In Szene gesetzt wurde das Stück, wie schon die beiden
Vorgängerproduktionen „Octavius“ und „Vue d’ailleurs“, von dem
Argentinier Emiliano Sanchez Alessi. Ihm zur Seite stand wieder
ein siebenköpfiges Kreativteam in den Bereichen Kostümkreation,
Komposition, Bühnenbild und Lichtdesign. Einmal mehr verblüfft
der enorme Aufwand, mit dem die Starlight-Produktionen
geschaffen werden. Acht Wochen Probenphase für eine knapp
viermonatige Saison sprechen für sich. Gespielt wird fast
ausschließlich im französischsprachigen Teil der Schweiz. Die
Stationen im Tessin, wo Italienisch gesprochen wird, fallen in
diesem Jahr erstmals weg, dafür kamen zwei Tournee-Orte im
deutschsprachigen Teil des Wallis hinzu.
  
Petter Linsky, Jean-Philippe
Labbe und Mathieu Cloutier, Eloi Lefebure und Camille Rock,
Davaajargal Davaadorj
Zunächst erkunden drei Damen in hübschen
Kleidchen den Salon, der als aufwendiges Bühnenbild gestaltet
wurde. Mit gewinnenden Lächeln präsentiert die junge Mongolin
Davaajargal Davaadorj ihr Können in einer klassischen Hula
Hoop-Nummer zu fröhlichen Klängen. Drei junge Männer gesellen
sich hinzu und wollen den Damen imponieren. Und das tun Petter
Linsky (Schweden) sowie Jean-Philippe Labbe und Mathieu Cloutier
(beide Kanada) mit Salti, Schrauben und Platzwechseln auf der
Koreanischen Wippe. Das Publikum klatscht begeistert mit, und es
verwundert ein wenig, dass diese starke Darbietung so früh im
Programm platziert wurde. Die Clowns Eloi Lefebure und seine
Partnerin Camille Rock haben ihr Handwerk in Frankreich gelernt
und überzeugen mit neuen Sketchen, die an der klassischen
Clownerie angelehnt sind. Auch ihre Kleidung und Schminke
erinnern daran. Als Sidestory zur eigentlichen Handlung dreht
sich bei ihnen alles um Schuhe. So werden die verschiedensten
Schuhmodelle beispielsweise zum Telefonieren oder Tennisspielen
genutzt. Eloi empfindet den Duft der Schuhe zudem als betörend,
wodurch sich weitere witzige Szenen rund um die gegenseitige
Zuneigung der beiden Clowns ergeben. In ihrem gewagtesten
Auftritt versucht Camille ihren Partner mit ihrem Äußeren zu
verführen, doch Eloi konzentriert sich solange auf seine
Zeitung, bis die attraktive Camille nur noch in Unterwäsche im
Zeitungslook dasteht.
  
Mathieu
Cloutier, Deogratius God Listen, Raphael Daudi, Patrick Kelvin
und Abdalla Hemed, Emmaline Piatt Shaker
Die Schwungseilnummer von Emmaline Piatt
Shaker (Großbritannien) gehört zu den stärksten Darbietungen im
Programm. Hoch unter dem Zeltdach lässt die Artistin ihr
Requisit weit ausschwingen. Pirouetten, Abfaller und
blitzschnelle Überschläge lassen das Publikum auf den bestens
besetzten Rängen jubeln. Am Boden bleibt dagegen Mathieu
Cloutier bei seinen Runden im Cyrrad. Heftig beklatscht werden
die vier Tansanier Deogratius God Listen, Raphael Daudi, Patrick
Kelvin und Abdalla Hemed für ihren Auftritt am doppelten
chinesischen Mast. Der Kopfstand auf der Mastspitze gehört
ebenso zum Repertoire des Auftritts wie beispielsweise der
Sprung von Mast zu Mast. Rasant und stark – und wohl etwas
stärker als die folgende zweite Hälfte – ist dieser erste
Programmteil, in dem eine Ensembleszene zur Pause überleitet.
  
Myriam Lessard,
Petter Linsky,
Davaajargal Davaadorj
Bei seiner Suche nach einer Tanzpartnerin
scheitert Komiker Eloi Lefebure bei den Damen im Ensemble. Also
holt er zu Beginn der zweiten Programmhälfte eine Zuschauerin
auf die Bühne. Von Schmachtsong bis Ententanz wird getanzt, bis
die eifersüchtige Camille Rock dem Treiben mit einem lauten Schrei ein Ende setzt.
Der „Spiegel“, vor dem sich die vier Artistinnen im Starlight-Ensemble zum Schminken drängen, ist eigentlich ein
Luftring. Sogar an diesem Requisit sehen wir hier eine
temporeiche Arbeit, zu der unter anderem Genickhang und der
Fußhang an einem Fuß gehören. Dargeboten wird sie von Myriam
Lessard (Kanada). Geradezu klassisch – diese Beschreibung trifft sowohl
für die Stuhlbalancen von Petter Linsky als auch für die
Tücherkür von Davaajargal Davaadorj zu. Dabei gefällt die
Artistin mit Eleganz und Beweglichkeit.
  
Mathieu Cloutier und Myriam
Lessard, Ensemble,
Deogratius God Listen,
Raphael Daudi, Patrick Kelvin und Abdalla Hemed
Und auch die Duo-Rollschuhnummer von
Mathieu Cloutier und Myriam Lessard erfüllt beim Trickrepertoire
alle Erwartungen an dieses Genre, bis hin zum Genickhangwirbel.
Allerdings hatten wir den Eindruck, dass es noch rasantere
Vertreter im Rollschuh-Fach gibt. Für einen überzeugenden
Abschluss des Programms sorgt das Quartett aus Tansania – der
Kopfstand auf dem ausgestreckten Arm des Partners, der wiederum
auf den Oberschenkeln eines Obermannes steht, ist nur eines der
Ausrufezeichen im Repertoire der Truppe. Am Ende der Show haben
sich in dem Salon auf der Starlight-Bühne nun vier Paare
gefunden, zuletzt das Clownsduo Eloi und Camille. Mit einem Kuss
fallen sie sich in die Arme, beklatscht von Ensemble und
Publikum. |