Wie gewohnt ist die Liste der
Mitwirkenden schier endlos. So wurde nach einigen Vorstellungen
entschieden, je Show zwei Nummern pausieren zu lassen. An diesem
Abend müssen wir auf Jongleur Victor Krachynov und das
Strapaten-Duo A & J verzichten. Das ist einerseits schade,
andererseits passt nun die Dauer perfekt.

Finale
Aus dem letzten Winter, in
dem dann Pandemie-bedingt letztendlich doch nicht gespielt
wurde, geblieben ist der große Achtmaster mit veränderter
Sitzeinrichtung. Diese macht die Orientierung unter dem riesigen
Chapiteau zu einer echten Herausforderung. Glücklicherweise
helfen die Mitarbeiter während des Einlasses bei der Suche nach
dem gebuchten Platz.
  
Yann Rossi, Bello Nock,
Björn Gehrmann
Pünktlich um 19:30 Uhr spielt
das Orchester unter der Leitung von Marcus Jaichner die
Ouvertüre. Dann erfreut Weißclown Yann Rossi im prächtigen
Gewand mit einem Saxophonsolo. Merrylu Casselly kommt auf einem
Pferd mit riesigen Flügel hereingeritten. Vom Vierbeiner geht es
an die Tücher und damit unter die Kuppel. Untermalt wird diese
Sequenz von den Klängen des Saxophons. Es übernimmt ihr Bruder
Rene Casselly junior, der dank des Gewinns der TV-Formate Ninja
Warrior Germany und Let's Dance inzwischen nationale Prominenz
erlangt hat. Gemeinsam mit Kathrin Menzinger, seiner Partnerin
aus dem RTL-Tanzwettbewerb, legt er eine erste Choreographie
aufs Parkett. Rene Casselly junior ist auch auf den Plakaten zum
Weltweihnachtscircus abgebildet. Den Platz dort teilt er sich
mit Bello Nock. Selbstverständlich will auch der Clown und
Stuntman aus den USA die Zuschauer begrüßen. Dies tut er mit
seiner Version des aufblasbaren XXL-Clowns, der einem bunten
Würfel entsteigt. Das verbale Willkommen übernimmt Björn
Gehrmann. Der souveräne Ringmaster im stilvollen roten Frack
gehört inzwischen fest zu diesem großen Circusereignis. Mit
sympathischer Stimme sagt er die jeweils folgende Darbietung
an.
  
Flavio Togni, Olga Boyko,
Vardanyan Brothers
Als erste Attraktion darf er
Flavio Togni ankündigen. Die Circus-Legende aus Italien
dirigiert einen Sechserzug mit jeweils drei weißen und schwarzen
Arabern zu schönen Lauffiguren. Für ein Karussell auf zwei
Bahnen kommen weitere Pferde hinzu. Als da capo gibt es
zahlreiche Steiger, die der Tierlehrer im edlen Frack mit einer
ordentlichen Prise Showmanship anleitet. Nach einem
Zwischenspiel auf dem Xylophon von Yann Rossi entführt uns Olga
Boyko unter das Dach des Chapiteaus. Voller Dynamik präsentiert
die Ukrainerin eine traumhafte Kür am Luftring. Durchaus
riskante Tricks sehen hier ganz einfach aus. Marionette's Dream
lautet der Titel der groß aufgemachten Seilspring-Darbietung aus
der Mongolei. Die weibliche Marionette zerreißt die Fäden, an
der sie hängt und entzieht sich somit der Kontrolle ihres
überdimensionalen Puppenspielers. Mit ihren sieben männlichen
Kollegen erleben wir sie nun in märchenhaften Kostümen beim
Seilspringen in immer wieder neuen Variationen. Sogar im
Drei-Personen-Hoch gelingen die Sätze über das Tau. Ein
Schwert-auf-Schwert ist der Schlusstrick der Vardanyan Brothers.
Beide haben ein Schwert im Mund, welches auf der Spitze des
jeweils anderen ruht. Der eine steht, der andere balanciert
kopfüber in der Luft. Vor dieser Sensation verwöhnen uns
Andranik und Gevorg aus Armenien mit starker
Partner-Equilibristik.
  
Ambra & Yves, Gerlings,
Pas de Trois
Bei seinen Eskapaden auf dem
Trampolin beweist Bello Nock, dass er eben nicht nur ein
fantastischer Clown, sondern ebenfalls ein gestandener Artist
ist. Und das Improvisieren beherrscht er genauso. Als kurz
Verwirrung herrscht, ob die folgende Nummer startklar ist, rennt
er zu Björn Gehrmann und verwickelt den Ringmaster in ein
spontanes Gespräch. Wenn dann alles bereit ist, erleben wir
Golden Dreams. Ganz in Gold gehüllt zelebrieren Ambra & Yves
Nicols ihre Akrobatik an den Tüchern im Stil römischer
Gladiatoren. Zum Gastspiel in Stuttgart sind sie aus Las Vegas
angereist, wo sie zuletzt aufgetreten sind. Auch nach dem
Weihnachtsgastspiel geht es für das Duo wieder in die
US-amerikanische Metropole des Entertainments. Größtes Vertrauen
ist gefragt, wenn Ambra kopfüber mit den Füßen an einem Schild
hängt, welches Yves mit den Zähnen festhält. Während Yann Rossi
in einem wiederum neuen Weißclown-Kostüm ein Trompetensolo
spielt, wird das Hochseil gespannt. Sogleich zeigen darauf neun
Mitglieder einer Gerling-Formation ihre waghalsigen Kunststücke.
So etwa die Fahrt mit zwei Fahrrädern und einem Kollegen
dazwischen in der oberen Etage. Natürlich gehört auch die
Pyramide mit sieben Personen zu ihrem Repertoire. Vor der Pause
dann das Pas de Trois zu Pferd mit Quincy Azzario, Merrylu und
Rene Casselly junior, welches zumindest für uns den Höhepunkt
des Programms bildet. Drei blendend aussehende Akteure in
wundervollen Kostümen zeigen Akrobatik zu Pferd vom Feinsten. Da
steht Quincy auf den Schultern von Merrylu, zeigt Rene ein
Kopf-auf-Kopf mit Quincy und alle zusammen reiten im
Drei-Personen-Hoch. Eine Rarität, wenn nicht gar ein Unikum, ist
der zweifache Salto zu Pferd von Rene Casselly junior. Der
Verkauf ist ebenfalls großartig. Im Januar geht es für das Trio
zum Circusfestival nach Monte Carlo.
  
Kathrin Menzinger und Rene
Casselly junior, Elena Jasters, Merrylu Casselly
Nachdem sich das Publikum in
der umfangreichen Gastronomie im Vorzelt gestärkt hat, führt uns
die Reise weiter nach Argentinien. Äußerst ausdrucksstark
repräsentieren die Revolution Gauchos ihre Heimat. Mit Trommeln
und Bolas erzeugen sie eine ungeheuer intensive Atmosphäre, der
sich kein Zuschauer entziehen kann. Sie spielen sich in einen
regelrechten Rausch. Kathrin Menzinger und Rene Casselly
erfreuen daraufhin mit einem ihrer 30-Punkte-Tänze aus Let's
Dance. Immer wieder ein großer Spaß ist das Bogenschießen mit
Luftballons, das Bello Nock gemeinsam mit einer Zuschauerin
aufführt. Deutlich treffsicherer zeigt sich da Giacomo Jasters.
Zentimetergenau zielt er mit Pfeilen und Messern an seiner
Gattin Elena vorbei. Genauso trifft er mit der Armbrust präzise
einen Apfel, der auf Elenas Kopf ruht. Beim Messerwerfen auf das
rotierende Brett wundert man sich immer wieder, wenn Elena
offenbar ohne Schwindelgefühle wieder auf dem Boden steht. Es
folgt eine Hommage an die 2022 viel zu früh verstorbene Rosi
Hochegger. Merrylu Casselly hat ihr Bettpferd übernommen und
führt den höchst eigenwilligen Vierbeiner in der Stuttgarter
Manege erstmalig vor großem Publikum vor. Das an den Kleinen
Onkel aus Pipi Langstrumpf erinnernde Pferd mag zuerst nicht
über ein Hindernis springen und legt sich dann genüsslich
schlafen
  
Wesley Williams, Quincy
Azzario, Mystery of Gentlemen
Wesley Williams ist ein
quirliger junger Mann aus den USA. Mit dem Koffer in der Hand
kommt er im historischen Kostüm auf einem Einrad hereingefahren.
Damit geht es treppauf und treppab sowie über eine Wippe. Auch
ein Trampolin kommt zum Einsatz. Nachdem er mehrfach das Modell
gewechselt hat, dreht Wesley Williams seine letzte Runde mit dem
laut Programmheft höchsten Fahrrad der Welt. Um den Sattel zu
erklimmen, benötigt er eine Strickleiter. Die Fahrt darauf ist
wahrhaft waghalsig. Während die Requisiteure in Windeseile
umbauen, erfreut uns Yann Rossi mit dem Spiel auf einer
Concertina. Als ihm Bello Nock eine zweite reicht, bezieht er
diese in sein Musizieren ein. Vor der Pause noch hoch zu Ross,
erleben wir Quincy Azzario nun auf zwei Handstäben. Charmant
verzaubert sie das Publikum mit ihrer Equilibristik-Kür, hält
sich auf einem oder zwei Armen im Gleichgewicht und verbiegt
ihren Körper dabei auf schier unmögliche Weise. Den in der Regel
nur von Männern gezeigten Klötzchen-Trick beherrscht Quincy
Azzario ebenfalls. Mytery of Gentlemen nennt sich jene
Darbietung, in der Handvoltigen auf großen Kugeln gearbeitet
werden. Sieben Herren im feinen Zwirn lassen eine Dame durch die
Luft fliegen und fangen sie sicher wieder auf. Dmitry Chernov
hat diese originelle und leistungsstarke Darbietung kreiert. Die
mongolischen Artisten stammen aus dem Team von Erdene Nergui.
Höhepunkt ist der Sprung zum Drei-Personen-Hoch, gefangen auf
einer Kugel. Der als Top-Artist angekündigte Akteur auf dem
Todesrad schlägt sich wacker, doch Bello Nock stiehlt ihm –
natürlich so gewollt – die Show. Die Eskapaden der beiden bilden
an diesem Abend die Schlussnummer. Das Finale wird von Kathrin
Menzinger und Rene Casselly junior mit einem weiteren Tanz
eingeleitet, Feuerwerk inklusive. Nach dem groß zelebrierten
Abschiedsbild treffen sich Merrylu Casselly und Yann Rossi ein
letztes Mal vor der großen roten Gardine, um uns endgültig Adieu
zu sagen. Regie für diese Szene sowie die gesamte Show hat
Florian Richter geführt. |