Eine Truppe aus
Afrika, Solisten und Duos aus Osteuropa, ganz traditionelle
Clowns – die Programmgestaltung trägt deutlich die
Handschrift des Hauses. Ebenso vertraut wirken die Zeltanlagen
und ihre Einrichtung, darunter der Weihnachtsmarkt mit hölzernen
Hütten im großen Vorzelt. Das Chapiteau mit seinem Sternenhimmel
auf blauem Grund und dem Bankreihengradin sorgt für
ursprüngliche Circusatmosphäre – hier ist alles etwas rustikaler
als anderswo.
  
Duo ReNoArt,
Veno Mendes, Afrobatic
Noch während des
Einlasses produziert sich Clown David Konyot als Dirigent,
leitet das Publikum zum Klatschspiel an – bis letztlich seine
Frau Ancsa, die strenge Weißclownin, den Taktstock übernimmt und
für richtige Musik sorgt, „All I want for Christmas“ nämlich.
Mit der Begrüßung durch Matthias Bergstaedt, einer Flaggenparade
und einem Charivari wird das Programm eröffnet. Dann gehört die
Manege Direktor Veno Mendes, der einen Sechserzug Friesen durch
eine klassische Freiheitsdressur führt. Es ist immer wieder
beeindruckend, wie er sich Saison für Saison in kürzester Zeit
auf die gemieteten Tiergruppen einstellt. Die Pferde kommen –
wie auch die im zweiten Teil präsentierten Kamele – vom
schwedischen Cirkus Olympia und sind uns von ihren langjährigen
Einsätzen im Schweizer Circus Harlekin bekannt. Direktor Mendes,
der auch auf den bürgerlichen Namen Domenikus Böhm hört, erhält
großen Applaus. Gleiches gilt für das Duo ReNoArt – Renata und
Norbert – bei seiner Luftnummer an den Tüchern. Erst unter der
Kuppel kreisend, dann Posen an den still hängenden Tüchern
zelebrierend, wird zu romantischen Tönen eine ansprechende
Trickfolge absolviert. Beide übernehmen abwechselnd die tragende
Rolle. Die Truppe Afrobatic wird von den drei Ballettgirls zum
Song „Waka Waka“ in die Manege geleitet und begeistert dort das
Publikum gut gelaunt mit Limbo-Tanz und gewagten Feuerspielen.
  
Daniela
Levina, Gerlings, Alexia Mendes
Mit den Schwestern
Daniela und Anna Levina hat der Ulmer Weihnachtscircus zwei
aktuelle Preisträgerinnen des European Youth Circus in Wiesbaden
im Programm. Den Auftakt macht Daniela. Zu mystischen Klängen
zeigt sie auf einer überdimensionalen Sanduhr – deren Oberseite
eine sich drehende Plattform beinhaltet – Handstände und
Kontorsionen. Zu einer jungen Dame hat sich Direktionstochter
Alexia Mendes entwickelt, die im eleganten Ballkleid und mit
fröhlichem Auftritt fünf Ponys in verschiedenen Farben
dirigiert. Für einen idealen Abschluss der ersten Hälfte sorgen
vier Herren der Truppe Gerlings auf dem doppelten Todesrad. Da
beeindruckt schon das große Requisit, und die temporeich
dargebotenen Tricks wie Blindlauf, Seilspringen und hohe Sprünge
tun dies natürlich auch.
  
Anna Levina,
Veno Mendes, Roman Broz
Auch Hälfte zwei
beginnt mit dem Direktor und großen Tieren, nun mit den
erwähnten Kamelen und einem springenden Lama. Roman Broz
balanciert im Anschluss auf der Rola Rola. Das Brett an den
Füßen befestigt, springt er zunächst Stufe für Stufe die Treppe
zu seinem Podium hinauf. Auf jeder Station landet er auf einer
Rolle. Oben zeigt er klassische Balancen auf einem Turm aus vier
stehenden und zwei liegenden Rollen. Mögen das Outfit nicht
ideal und die Requisiten ein wenig ramponiert sein – das Können
ist vorhanden, und das ist hier die Hauptsache. Sozusagen
„Bauklötze staunen“ darf das Publikum bei der Handstandnummer
von Anna Levina. Zwischen Mauern aus roten Backsteinen springt
sie auf einem und auf zwei Armen die unterschiedlich hohen
Handstäbe hinauf und hinab.
  
Gerlings,
Konyot Clowns, Duo ReNoArt mit Ballett
Mit kraftvollen
Pyramiden, rasanten Sprüngen, freiem Stand auf einem Bein auf
dem Kopf des Partners sowie munter auf Fingern und Mundstab
kreisenden, bunten Schüsseln reißt die Truppe Afrobatic nochmal alle mit. Schon häufiger gelobt haben
wir den Einsatz des Balletts in Ulm, das sich typischerweise
nicht mit langen Choreographien aufhält, sondern in
knackig-kurzen Auftritten den jeweils nächsten Künstlern zu
einem glamourösen Gang in die Manege verhilft. Auch die zweite
Darbietung des Duos ReNoArt
wird auf diese Weise eingeleitet. Zur Melodie von „Careless
Whisper“ überzeugen Renata und Norbert auch bei ihrer
Partnerakrobatik auf einem hohen Podium. Den roten Faden durchs
Programm bilden die Auftritte der Konyot Clowns. Ihre
Geschichten handeln in unterschiedlichen Variationen – mal mit
Musikinstrumenten, mal mit einem imaginären Golfball – im
Wesentlichen davon, wie Weißclownin Ancsa Seriöses darbieten
will und David ihr in die Quere kommt. Mit der recht hohen Zahl
von letztendlich sechs Fahrern in der Motorradkugel schaffen die
Gerlings einen Abschluss des Programms, der das Publikum nochmal
wirklich begeistert. |