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Ulmer Weihnachtscircus 2022/23
www.ulmer-weihnachtscircus.de ; 91 Showfotos

Ulm, 28. Dezember 2022: Einfach „typisch Ulm“ ist das Programm, mit dem sich der Ulmer Weihnachtscircus nach zwei Jahren Pandemie-Pause zurückmeldet. Direktor Veno Mendes präsentiert edle Friesen und mächtige Kamele. Die Gerlings steuerten bereits in früheren Saisons die Hauptattraktionen bei (diesmal doppeltes Todesrad und Motorradkugel); Roman Broz auf der Rola Rola war auch bei der letzten Auflage 2019 vertreten. Und nicht fehlen dürfen natürlich Ballett und Orchester aus der Ukraine sowie die engagierten Ansagen von Programmdirektor Matthias Bergstaedt.

Eine Truppe aus Afrika, Solisten und Duos aus Osteuropa, ganz traditionelle Clowns – die Programmgestaltung trägt deutlich die Handschrift des Hauses. Ebenso vertraut wirken die Zeltanlagen und ihre Einrichtung, darunter der Weihnachtsmarkt mit hölzernen Hütten im großen Vorzelt. Das Chapiteau mit seinem Sternenhimmel auf blauem Grund und dem Bankreihengradin sorgt für ursprüngliche Circusatmosphäre – hier ist alles etwas rustikaler als anderswo.


Duo ReNoArt, Veno Mendes, Afrobatic

Noch während des Einlasses produziert sich Clown David Konyot als Dirigent, leitet das Publikum zum Klatschspiel an – bis letztlich seine Frau Ancsa, die strenge Weißclownin, den Taktstock übernimmt und für richtige Musik sorgt, „All I want for Christmas“ nämlich. Mit der Begrüßung durch Matthias Bergstaedt, einer Flaggenparade und einem Charivari wird das Programm eröffnet. Dann gehört die Manege Direktor Veno Mendes, der einen Sechserzug Friesen durch eine klassische Freiheitsdressur führt. Es ist immer wieder beeindruckend, wie er sich Saison für Saison in kürzester Zeit auf die gemieteten Tiergruppen einstellt. Die Pferde kommen – wie auch die im zweiten Teil präsentierten Kamele – vom schwedischen Cirkus Olympia und sind uns von ihren langjährigen Einsätzen im Schweizer Circus Harlekin bekannt. Direktor Mendes, der auch auf den bürgerlichen Namen Domenikus Böhm hört, erhält großen Applaus. Gleiches gilt für das Duo ReNoArt – Renata und Norbert – bei seiner Luftnummer an den Tüchern. Erst unter der Kuppel kreisend, dann Posen an den still hängenden Tüchern zelebrierend, wird zu romantischen Tönen eine ansprechende Trickfolge absolviert. Beide übernehmen abwechselnd die tragende Rolle. Die Truppe Afrobatic wird von den drei Ballettgirls zum Song „Waka Waka“ in die Manege geleitet und begeistert dort das Publikum gut gelaunt mit Limbo-Tanz und gewagten Feuerspielen.


Daniela Levina, Gerlings, Alexia Mendes

Mit den Schwestern Daniela und Anna Levina hat der Ulmer Weihnachtscircus zwei aktuelle Preisträgerinnen des European Youth Circus in Wiesbaden im Programm. Den Auftakt macht Daniela. Zu mystischen Klängen zeigt sie auf einer überdimensionalen Sanduhr – deren Oberseite eine sich drehende Plattform beinhaltet – Handstände und Kontorsionen. Zu einer jungen Dame hat sich Direktionstochter Alexia Mendes entwickelt, die im eleganten Ballkleid und mit fröhlichem Auftritt fünf Ponys in verschiedenen Farben dirigiert. Für einen idealen Abschluss der ersten Hälfte sorgen vier Herren der Truppe Gerlings auf dem doppelten Todesrad. Da beeindruckt schon das große Requisit, und die temporeich dargebotenen Tricks wie Blindlauf, Seilspringen und hohe Sprünge tun dies natürlich auch.


Anna Levina, Veno Mendes, Roman Broz

Auch Hälfte zwei beginnt mit dem Direktor und großen Tieren, nun mit den erwähnten Kamelen und einem springenden Lama. Roman Broz balanciert im Anschluss auf der Rola Rola. Das Brett an den Füßen befestigt, springt er zunächst Stufe für Stufe die Treppe zu seinem Podium hinauf. Auf jeder Station landet er auf einer Rolle. Oben zeigt er klassische Balancen auf einem Turm aus vier stehenden und zwei liegenden Rollen. Mögen das Outfit nicht ideal und die Requisiten ein wenig ramponiert sein – das Können ist vorhanden, und das ist hier die Hauptsache. Sozusagen „Bauklötze staunen“ darf das Publikum bei der Handstandnummer von Anna Levina. Zwischen Mauern aus roten Backsteinen springt sie auf einem und auf zwei Armen die unterschiedlich hohen Handstäbe hinauf und hinab.


Gerlings, Konyot Clowns, Duo ReNoArt mit Ballett

Mit kraftvollen Pyramiden, rasanten Sprüngen, freiem Stand auf einem Bein auf dem Kopf des Partners sowie munter auf Fingern und Mundstab kreisenden, bunten Schüsseln reißt die Truppe Afrobatic nochmal alle mit. Schon häufiger gelobt haben wir den Einsatz des Balletts in Ulm, das sich typischerweise nicht mit langen Choreographien aufhält, sondern in knackig-kurzen Auftritten den jeweils nächsten Künstlern zu einem glamourösen Gang in die Manege verhilft. Auch die zweite Darbietung des Duos ReNoArt wird auf diese Weise eingeleitet. Zur Melodie von „Careless Whisper“ überzeugen Renata und Norbert auch bei ihrer Partnerakrobatik auf einem hohen Podium. Den roten Faden durchs Programm bilden die Auftritte der Konyot Clowns. Ihre Geschichten handeln in unterschiedlichen Variationen – mal mit Musikinstrumenten, mal mit einem imaginären Golfball – im Wesentlichen davon, wie Weißclownin Ancsa Seriöses darbieten will und David ihr in die Quere kommt. Mit der recht hohen Zahl von letztendlich sechs Fahrern in der Motorradkugel schaffen die Gerlings einen Abschluss des Programms, der das Publikum nochmal wirklich begeistert.

Und so endet die Vorstellung im großen Finale mit viel Beifall von den gut besuchten Rängen. Damit ist die Zahl 13 bei diesem 13. Ulmer Weihnachtscircus für die Familie Mendes/Böhm und ihren umtriebigen Manager Matthias Bergstaedt wohl in der Tat zur Glückzahl geworden.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll