Stefan
Ballack war hier zu Beginn alleiniger Veranstalter.
Kennengelernt haben wir ihn zuvor beim Offenburger
Weihnachtscircus, wo er mehrere Jahre in der Administration
tätig war.

Entree
Gespielt
wird in einem Vier-Masten-Chapiteau des Circus Busch aus Berlin
der Familie Scholl. Darin gibt es neben den zwei Stuhlreihen in
den Logen ein sechsreihiges Gradin mit Klappsitzen. Das Vorzelt
ist gemütlich gestaltet und die Gastronomie bietet alles, was
man vor, während und nach einem Circusbesuch braucht. Der
Service ist freundlich und die Qualität stimmt.

Formation „Inspire“
Das
Programm ohne Tierdarbietungen ist abwechslungsreich
zusammengestellt und enthält einige echte Highlights. Leider
wird zur Untermalung gefühlt zu viel Diskomusik eingesetzt. Auch
das Licht ist vor allen Dingen eins, bunt. Dazu gibt es oftmals
Kunstnebel. Es wird versäumt, mit der akustischen und visuellen
Begleitung Akzente zu setzen. So habe ich letztendlich das
Gefühl, rund zwei Stunden - Pause abgezogen - in einer
Großraumdisko verbracht zu haben. Das ist ein wenig schade, denn
es gibt eben ein wirklich schönes Programm zu sehen.
 
Alexandra Rizaeva, Poronto und Nicole
Dieses
startet mit der Formation „Inspire“. Die mehrköpfige Formation,
die Website spricht von neun Frauen und Männern, sorgt mit ihrem
Tanz in fantasievollen Kostümen gleich für eine volle Manege und
ordentlich Stimmung. Eigentlich war an dieser Stelle ein Team
von „Jump'n'Roll“ vorgesehen, dessen Engagement aber dann
kurzfristig doch nicht zustande kam. Ganz in schwarz gekleidet,
nimmt uns Alexandra Rizaeva mit auf einen Flug unter der Kuppel.
Dafür hat sie sich den Flying Pole ausgesucht. Sie verwöhnt uns
mit wunderschönen, aber durchaus riskanten Figuren. Bereits zum
dritten Mal in Remscheid sind Poroto und Nicole. Sie sind Clowns
modernen Zuschnitts. Er gibt den Schuljungen mit Flickenhose,
Shirt, Wollmütze, Kopfhörern und Rucksack. Sie spielt den eher
serösen, vernünftigen Part. Zunächst tritt Poroto im Solo mit
Bouncing-Jonglagen auf. Wann immer er sich verletzt, lässt er
sich von einer Zuschauerin „verarzten“. Gemeinsam musizieren sie
mit Trompete und Klarinette. Natürlich läuft dieses Konzert
nicht ohne Störungen ab. Danach zeichnet Poroto eine
Zuschauerin. Zwar gerät das Bild recht einfach, dafür kann das
darauf abgebildete Gesicht „auf Befehl“ lachen. Die beiden sind
sympathische Zeitgenossen mit durchaus neuartigen,
eigenständigen Ideen.
  
Oleskandr, Anastasia Rogall, Duo Costache
Kubus-Jonglagen sind das Metier von Oleksandr. Große Würfel aus
Metallstangen wirbelt er mit Leichtigkeit durch die Luft. So
ergeben sich reizvolle Effekte. In ihrem nächsten Act erleben
wir „Inspire“ als Seilspringer. In flippigen Outfits geht es mit
flotten Sprüngen über das schwingende Tau. Weiter geht es mit
Akrobatik am Cyr Wheel. Der junge Artist versteht es geschickt,
sich in dem großen rotierenden Rad im Gleichgewicht zu halten
und es in einer gekonnten Kür durch die Manege zu steuern.
Anastasia Rogall ist mit zwei Luftnummern nach Remscheid
gekommen. In der ersten arbeitet sie sehr gewinnend am Netz. Mit
einem charmanten Lächeln hält sie stets Kontakt zum Publikum
unter ihr. Auch dann, wenn sie sich kopfüber im Spagat an ihrem
Requisit festhält. Gleich zwei Modellflugzeuge gleichzeitig
schicken Gaetan und Godefroy Chaix auf die Reise. Sicher steuern
die Brüder in Pilotenoutfits ihre Flieger durch zwei Reifen
unter dem Zeltdach. Schön anzusehen ist auch der Flug der
beleuchteten Flugzeuge im Dunkeln. In die Pause geht es nach
einem weiteren Tanz von „Inspire“ mit dem Duo Costache. Was Vita
und Leo an der Perche präsentieren, ist nicht nur
leistungsstark, sondern auch sehr abwechslungsreich. Leo
balanciert seine Partnerin am oberen Ende der langen Stangen mit
den Zähnen, auf den Schultern und auf dem Kopf. Vita zeigt in
luftiger Höhe etwa den Handstand und den Zahnhang. Furioser
Schlusspunkt sind die Überschläge mit einem beleuchteten Fahrrad
von Vita. Getragen wird die ganze Konstruktion von Leo auf
seinen Schultern.
  
Thu
Hien, Duo Costache, Duo Warriors
Nach der
Unterbrechung empfangen uns „Inspire“ mit einer lebendigen
Choreographie zurück im Chapiteau. In den Tanz integrieren die
Akteure akrobatische Elemente. Für ihren zweiten Auftritt hat
sich Anastasia Rogall die Luftspirale ausgesucht. Dieses
originelle Requisit ermöglicht neuartige Bilder. Zusätzlich
kommen zwei an der Konstruktion befestigte Schlaufen zum
Einsatz. Antipodenspiele mit Walzen und Bällen sind die
Disziplin, der sich Ludwig Navratil verschrieben hat. Das
Publikum fiebert mit, wenn er einen Ball mit den Füßen über
mehrere Stufen in einen Korb am Ende einer Stange bugsiert. Als
das Kunststück im zweiten Anlauf gelingt, gibt es einen extra
großen Applaus. Thu Hien war mit ihrer Akrobatik auf dem
Schlappseil schon in vielen großen Häusern, etwa im Pariser
Cirque d'Hiver, zu erleben. Souverän hält sich die sympathische
Artistin auf dem schwankenden Draht im Gleichgewicht. Nicht nur
auf den Füßen, sondern ebenfalls auf den Händen und auf dem
Kopf. Noch einmal steht das Duo Costache im Scheinwerferlicht.
Diesmal geht es an das Trapez, wo Vita und Leo die Fähigkeiten
ihrer Zähne unter Beweis stellen. Die Tricks sind teilweise
einzigartig und von den beiden selbst entwickelt. Man kann nur
staunen, was für eine Kraft das menschliche Gebiss aufbringen
kann. Mit der insgesamt fünften Luftnummer endet das Programm.
Dabei fegt das Duo Warriors über das Todesrad. Es werden
waghalsige Sprünge mit und ohne Seil gearbeitet. Der Lauf über
das Außenrad mit verbundenen Augen sorgt für den ganz besonderen
Nervenkitzel. |