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Circus Krone - Winter 2022/23
www.circus-krone.de ; 137 Showfotos

München, 5. Januar 2023: Endlich eröffnet der Circus Krone die neue Spielzeit im Münchner Stammhaus wieder am ersten Weihnachtsfeiertag. Ganz so, wie es Tradition ist. Einen Winter zuvor konnte im Kronebau erst am 17. Februar Premiere gefeiert werden. 2020/21 durften überhaupt keine Vorstellungen gegeben werden. Nun, da Corona weitgehend überwunden ist, geht es für die Unterhaltungsbranche zurück zur Normalität. Wie auch immer diese nach der Pandemie aussieht. Die Weihnachtscircus-Saison jedenfalls sorgte allerorten für volle Chapiteaus und damit glänzende Geschäfte.

Der Circus Krone realisierte das schon länger geplante Vorhaben einer Winterproduktion in Würzburg. Was die Rückkehr zur Tradition an der Marsstraße in der bayerischen Landeshauptstadt angeht, gibt es allerdings eine ganz entscheidende Ausnahme. Statt drei verschiedener wird bis zum 16. April nur eine Show gezeigt. Lediglich kleinere Änderungen sind vorgesehen. Natürlich senkt das den Aufwand. Andererseits wird es in München und Umgebung etliche eingefleischte Krone-Fans geben, die sich bislang zwei oder gar alle drei Programme angesehen haben. Sie werden es nun wohl bei einem Besuch belassen.


Blick in den Kronebau am Ende des Finales

Diese Nachmittagsvorstellung in der ersten Woche des neuen Jahres ist jedenfalls bestens ausgelastet, so gut wie ausverkauft. Nur einzelne der insgesamt rund 3.000 Sitzplätze bleiben leer. Bevor es losgeht besteht die Möglichkeit, in der einladenden Restauration einen Kaffee zu genießen oder die in den Schaukästen im Rundgang ausgestellte Unternehmensgeschichte anzusehen. Oder aber man blättert schon einmal im aufwendigen, sehr informativen Programmheft. Im Innenraum sitzen bereits die Musiker des Orchesters unter der Leitung von Oleksandr Krasyun auf dem Podium über dem Vorhang. Sie begleiten das Geschehen in der Manege mit ihrem wunderbaren Spiel. Für die optimale Übertragung des Sounds sorgt wie gewohnt Nico Nicolai. Und das Lichtdesign hat einmal mehr Celestino Munoz kreiert.


Nikolai Tovarich, Truppe Brothers

Ebenfalls ein langjähriges und dem Publikum bestens vertrautes Mitglied der großen Krone-Familie ist Nikolai Tovarich. Wenn es dunkel ist im großen Rund, lenkt er die Requisiteure. Wenn er im Kegel der Scheinwerfer steht, ist er der souveräne Sprechstallmeister. Nach einem ersten Willkommen der Clowns liegt es an ihm, das Publikum zu begrüßen. Dies macht er einmal mehr nicht nur verbal, sondern ebenfalls gesanglich. Fünf Bingo-Artistinnen am Boden und zwei in der Luft gestalten das energiegeladene Opening. Strapaten und Vertikalseil sind die Requisiten für die Akrobatik über der Manege. Auf dem roten Teppich gibt es eine dynamische Tanzchoreographie. Wie vom Circus-Theater aus Kiew gewohnt, sind die Kostüme der Protagonistinnen up to date. Vier prächtige Kamele hören auf das Kommando von Martin Lacey junior. Wir sehen eine schöne Laufarbeit. Quasi als Zugabe legt eines der Tiere mit den Vorderbeinen kniend seinen Kopf im Sägemehl ab. Alternativ zu den Kamelen ist die Vorführung von Ponys oder Bauernhoftieren vorgesehen. Die Clowns Tom & Pepe erscheinen aus dem Publikum und sorgen in einem noch recht kurzen Auftritt für Heiterkeit. Die Mongolei ist die Heimat der Truppe Brothers. In der ersten ihrer beiden Nummern präsentiert sich die zwölfköpfige Formation als Seilspringer. Ihr Repertoire ist wirklich beeindruckend. Sogar im Drei-Personen-Hoch wird gesprungen. Dies von zwei Türmen gleichzeitig, während die Damen in den oberen Etagen selbst noch Seile schwingen, die wiederum zu jeweils einem Zwei-Personen-Hoch führen. Das von einer Artistin gebildete „lebende Sprungseil“ gibt es gleich dreifach. Für eine volle Spielfläche ist also immer gesorgt, für viele weitere starke Tricks ebenfalls. Noch recht zurückhaltend wirkt der Verkauf. Die Akteure dürfen gerne extrovertierter agieren. Die bunten Kostüme sind eher ungewöhnlich.


Jana Mandana Lacey-Krone und Denisa Stipka, Gina Giovannis

In schwarz und weiß gehalten ist die folgende Darbietung. Das liegt an den Fellfarben der fünf Hunde genauso wie am Kostüm ihrer charmanten Trainerin Gina Giovannis. Früher hat sie als Equilibristin mit ihren Kunststücken brilliert, jetzt machen es ihre Vierbeiner. Ob auf den Hinterbeinen laufen, über ihre tierischen Kollegen springen oder eine Rutschpartie wagen, alles machen die gelehrigen Hunde mit viel Vergnügen. Für ihr Klarinettenkonzert holen sich Tom & Pepe Unterstützung aus dem Publikum. Der Herr darf an den passenden Stellen die Trommel schlagen. Die beiden Spaßmacher aus Spanien und Nordamerika waren schon zuvor im Kronebau. Schön, dass sie wieder zurück sind. Ihre Ideen sind wunderbar witzig und ihr Spiel grandios. Diese Clowns machen wirklich Spaß. Den Pferdeblock eröffnet Jana Mandana Lacey-Krone mit einem Sechserzug, den die Direktorin als Freiheit vorführt. Einen Vorwärtssteiger erleben wir als da capo. Denisa Stipka lässt daraufhin ein Pferd über Cavaletti springen, die nebeneinander in der Manegenmitte stehen. Gemeinsam reiten Jana Mandana Lacey-Krone und Denisa Stipka dann die Hohe Schule. Die beiden Damen kreieren mit ihren Pferden wunderschöne Bilder.


Flying Tabares

Mit große Bällen machen sich die Bingo-Artistinnen auf in den Zuschauerraum, um sie auf die Reise durch das Publikum zu schicken. Währenddessen wird über der Manege das Fangnetz für den artistischen Höhepunkt des Programms aufgebaut. Mit nicht weniger als zehn Personen begeistern die Flying Tabares am Fliegenden Trapez. Damit auch alle der fünf Fliegerinnen und drei Flieger wiederholt zum Einsatz kommen, gibt es gleich zwei Bahnen. Dadurch genießen wir eine Flugshow, die quasi ohne Pausen abläuft. Neben der Quantität stimmt hier ebenfalls die Qualität. Ob dreifacher Salto, Passage oder weitere gewagte Sprünge, keiner der Spitzentricks des Genres fehlt. Manche präsentiert das beim US-amerikanischen Circus Vargas beheimatete Team sogar mehrfach hintereinander. 2004 gab es dafür den Goldenen Clown in Monte Carlo. Mit diesem unvergesslichen Erlebnis geht es in die Pause, die amüsant von Tom & Pepe sowie Nikolai Tovarich angekündigt wird.


Bruno Togni

Der Platz am Beginn des zweiten Teils gehört zumeist Martin Lacey junior und seiner großen Raubtiernummer. Ab dem 11. Januar trifft das auch für die laufende Winterspielzeit zu. In den ersten beiden Wochen aber nimmt Bruno Togni diese Stelle ein. Vor seiner Teilnahme am Circusfestival von Monte Carlo will er mit seinen Tieren noch einmal vor Publikum, mit Showlicht und Livemusik trainieren. Der Circus Krone gibt ihm diese Möglichkeit und uns die Chance, diese Tigergruppe in Deutschland zu erleben. Martin Lacey junior stellt seinen italienischen Kollegen vor und führt im Käfig einen kurzen Dialog mit ihm. Danach kommen die prächtigen Tiere herein. Dabei sind goldfarbene und weiße Tiger sowie ein Golden Tabby. Insgesamt umfasst die Gruppe elf Großkatzen. Fast alle sind an diesem Nachmittag zu sehen. Ruhig, souverän und mit großer Übersicht leitet der 25-jährige Sohn von Flavio Togni sie an. Wir sehen bekannte, aber anspruchsvolle Tricks wie das Hochsitzen der ganzen Gruppe, Roll over, einen Fächer und das Vorwärtslaufen auf den Hinterbeinen. Schlichtweg phänomenal ist das Überspringen zweier am Boden liegender Artgenossen durch einen normalfarbenen Tiger, ebenfalls auf den Hinterbeinen. Mit Hochsitzern auf drei sich drehenden Spiegelkugeln endet diese grandiose Dressurvorführung. In Monte Carlo waren gar noch spektakulärere Aktionen zu erleben. Aber auch so wie an diesem Nachmittag in München gezeigt, ist die Tigernummern von Bruno Togni schlichtweg sensationell!


Trio Sunrise, Tom & Pepe, Dede Larible

Ein Saxophon spielender Clown unterhält uns, während die Requisiteure in Windeseile die Gitter wieder abbauen. Zum Circus-Theater Bingo gehört das Trio Sunrise. Sandra Veronika Uedraoho, Anastasia Sotnyk und Mariia Los faszinieren mit einer beneidenswerten Körperbeherrschung. In filigranen Figuren beweisen sie ihre Kraft und ihren Gleichgewichtssinn. Ergänzt wird ihre Kür von eleganten Sprüngen. Genial komisch sind die Zaubereien von Tom & Pepe. Flaschen und Gläser verschwinden in Röhren, um gleich danach in x-facher Ausfertigung wieder zu erscheinen. Staunen und Lachen liegen hier nah beieinander. Die zwei sind einfach echte Profis. Das Spiel mit seinen Requisiten beherrscht Dede Larible inzwischen genauso gut wie das mit dem Publikum. Virtuos jongliert er mit Keulen, Ringen und Sombreros auf hohem Niveau. Erfreulicherweise ist der jugendliche Artist inzwischen zu einer echten Künstlerpersönlichkeit gereift. So erleben wir eine Darbietung, bei der das Publikum begeistert mitgeht. Auch bei der zweiten Nummer der Truppe Brothers sind die Kostüme recht gewöhnungsbedürftig. Die Leistungen am Schleuderbrett hingegen überzeugen sofort. Bis hoch zum durch eine Perchestange stabilisierten Turm mit fünf Personen katapultieren sich die Akrobaten aus der Mongolei gegenseitig durch die Luft. Gewagte Sprünge in den unterschiedlichsten Varianten komplettieren das Repertoire. Mit modernen Moves der Bingo-Tänzerinnen geht es ins große Finale. Das gesamte Ensemble präsentiert sich noch einmal dem Publikum. Die Abschiedsworte im Namen der Direktion spricht anschließend Nikolai Tovarich.

Mit diesem Programm unter dem Titel „Stars in der Manege“ zeigt der Circus Krone eine große Show. Truppen sind dabei, herrliche Clowns und das Beste, was es derzeit auf dem Gebiet der Raubtierdressur gibt. Einzig die ein oder andere Artistenpersönlichkeit hätte ich mir noch gewünscht. Auf jeden Fall macht diese Produktion Lust auf mehr. Bleibt also der Wunsch, dass die Circusenthusiasten im kommenden Winter wieder drei Gründe haben werden, nach München zu reisen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch