CHPITEAU.DE

Kölner Weihnachtscircus 2022/23
www.koelner-weihnachtscircus.de ; 174 Showfotos

Köln, 2. Dezember 2022: Viel zu Lachen gibt es bei dieser 7. Auflage des Kölner Weihnachtscircus. Genau das Richtige für rheinische Frohnaturen. Davon soll es ja in der Domstadt etliche geben. Groß angekündigt werden Fumagalli und Bruder Daris Huesca. Die beiden Clowns waren zudem viele Jahre eng mit dem ebenfalls in Köln beheimateten Circus Roncalli verbunden. Für ausreichende Bekanntheit ist also gesorgt. Hinzu kommt das Trio Equivokee. Drei sympathische Kerle mit vielen eigeständigen, ungeheuer witzigen Ideen sowie ordentlich Spielfreude. Es ist bereits ihr drittes Engagement hier.

Produziert wird das Event von Ilja Smitts State Circus Entertainment BV. Vater Willem Smitt war viele Jahre mit seinem „Großen Russischen Staatscircus“ auch in Deutschland auf Tournee. Nun steht das für den Weihnachtscircus eingesetzte blau-weiße Chapiteau alljährlich rund um den Jahreswechsel zwischen den Abfahrten der Zoobrücke am Gelände der Messe.


Chapiteau und Kasse

Das Vorzelt lädt mit einer umfangreichen Gastronomie zum Verweilen ein. Im Chapiteau bietet ein Gradin mit roten Klappsitzen guten Komfort. In den letzten Reihen sorgen Balkonlogen für einen ganz besonderen Blick auf das Geschehen auf der Rundbühne. Praktisch, insbesondere für Circusfans, die möglichst viele Weihnachtscircusse sehen wollen, ist zudem, dass die Shows in Köln bereits Anfang Dezember beginnen. Also dann, wenn die meisten anderen noch in den letzten Vorbereitungen stecken. Auch das breite Publikum scheint den frühen Start zu begrüßen. Die Nachmittagspremiere ist bestens besucht.


Ballett und Vladimir Matvichuk, Chu Chuan-Ho

Bevor es richtig losgeht, spaziert Fumagalli mit einem Besen durch die Zuschauerreihen. Auf der Bühne angekommen, übt er mit dem Publikum das Klatschen. Natürlich erntet er deutlich mehr Applaus als sein später hinzugekommener Bruder Daris. Den eigentlichen Auftakt bestreiten die sechs Damen des Balletts in wunderbaren Kostümen und E-Gitarrist Vladimir Matvichuk. Nach der Begrüßung durch Ringmaster Markus Köllner dürfen sich die Equivokee vorstellen. Das tun sie sogleich mit ihrer turbulenten Jonglage. Während sich zwei der Komiker die Keulen im Passing zuwerfen, darf der Dritte nicht mitmachen. Mit viel Witz mausert er sich sodann zum Publikumsliebling. Wagemutig durchquert er die fliegenden Keulen. Dies sogar zusammen mit einem durch einen Helm geschützten Zuschauer. Diabolos hat Chu Chuan-Ho als Requisiten für seine Jonglagen gewählt. Extrem flink und geschickt lässt er die Doppelkegel rotieren. Bis zu drei davon hält er gleichzeitig in der Luft. Schwarze Kleider und rote Schuhe bilden den Auftakt zur Handstand-Akrobatik von Sofia Popi Speratti. Sowohl Ballet als auch Artistin tragen diese Farbkombination. Im Solo begeistert Sofia Popi Speratti dann mit einer ausgefallenen, ungemein fröhlichen Darbietung auf zwei Handstäben, in die sie mehrere Bälle integriert.


Vlad Olandar, Oksana Pylypchuk, Truppe Yakubovskii

Nachdem Fumagalli demonstriert hat, wie er die unter einem Hut versteckten Handschuhe vom Kopf eines Herren nehmen kann, ohne den Hut zu berühren, gehört das Scheinwerferlicht den schneeweißen Katzen von Vlad Olandar. Die Stubentiger können balancieren und springen. Gleichzeitig beherrschen sie aber auch so originelle Tricks wie das Produzieren von Seifenblasen mit einem Laufrad oder das Zerschießen eines Luftballons mit einer Armbrust. Die Tiere, die beim Stierkampf von Equivokee antreten, bewegen sich für gewöhnlich auf zwei Beinen. Natürlich werden sie von den Clowns selbst dargestellt. Schon alleine die variabel anzubringenden Hörner sorgen für große Heiterkeit. Oksana Pylypchuk ist die „Lady in Red“. Das bezieht sich nicht nur auf ihr Kleid, sondern ebenfalls auf den Begleitsong. Vladimir Matvichuk spielt den Hit von Chris de Burgh auf seiner E-Gitarre, während Oksana tanzt, insbesondere aber, wenn sie ihre wunderbare Kür am Luftring arbeitet. Auf Wunsch von Sohn Niko führt Fumagalli die gerade gezeigte Gangsterszene mit Daris noch einmal in Zeitlupe auf. So sehen wir etwa, wie die Pistolenkugel langsam vom Lauf der Waffe in Richtung Daris schwebt. Danach erleben wir die Tänzerinnen im Flugbegleiterinnen-Style. Abgehoben wird sodann mit Papierfliegern. Diese schicken die Equivokee-Clowns auf ihre Flugbahn. Die ausgelassene Flugshow endet am Rande der Bühne, während im Hintergrund zwei Trampoline und eine Stahlkonstruktion dazwischen aufgebaut werden. Zu sechst wirbeln darauf die Mitglieder der Truppe um Anton Yakubovskii. Was die rein männliche Formation hier voller Dynamik zeigt, gehört ganz sicher zum Besten des Genres. Ihre waghalsigen Sprünge in lila Anzügen bilden vollkommen zu Recht die Pausennummer.


Tamara Khurchudova, Fumagalli mit Daris und Niko Huesca

Das zweifache Todesrad von Jhon Riviera und Partnern liegt zwar auf dem Platz, kommt aber nicht zum Einsatz. Die Installation der Konstruktion kann nicht so erfolgen, dass ein sicheres Arbeiten darauf möglich ist. Da trifft es sich gut, dass Moderator Markus Köllner ebenfalls Todesrad-Artist ist. Kurzerhand wird sein Requisit genutzt. Unterstützt von Ehefrau Gabi zeigt er sein umfangreiches Repertoire, läuft gar auf Stelzen auf der Außenseite des Rades. Für ihr komisches Seilspringen holen sich Equivokee Verstärkung aus den vorderen Sitzreihen. „Art umbrella“ nennt das Programmheft die neue Darbietung von Tamara Khurchudova. Passend dazu erhält sie eine tänzerische Einleitung, die das Ballett mit Schirmen aufführt. Dann lässt die auch für ihre Künste am Trapez bekannte Artistin aufgespannte Schirme und Reifen auf ihren Füßen tanzen. Dies verpackt in eine zauberhafte Choreographie, in der Tamara Khurchudova ein Buch liest. Zudem fällt Kunstschnee aus der Kuppel. Einen Regenschirm würde sich mancher Zuschauer auch bei der nächsten Nummer wünschen. Denn „Bienchen“ Fumagalli tankt ordentlich Wodka und weiß gegen Ende nicht mehr so genau, wo er seinen „Honig“ abladen soll. Natürlich geht es hier um den Klassiker „Bienchen, Bienchen, gib mir Honig“, den Fumagalli gemeinsam mit Daris und Niko aufführt. Mit diesem spritzigen Vergnügen landet das Trio auch beim Kölner Weihnachtscircus einen Volltreffer.


Equivokee, Denys Zhygaltsov

Als eleganter Gentleman mit Anzughose, Weste und weißem Hemd präsentiert sich Denys Zhygaltsov. In dieser Aufmachung würde man ihn nicht unbedingt am Flying Pole verorten. Doch genau an dieser „Fliegenden Stange“ präsentiert er sehr stilsicher eine anspruchsvolle und in jeder Hinsicht des Wortes starke Kür. Denys Zhygaltsov war übrigens schon in der letztjährigen Produktion zu sehen. Damals sprang er als Ersatzmann bei den Pellegrini Brothers ein. Daris Huesca hat seine liebe Not mit der von Gabi Köllner dargestellten Gattin. Sie schlafwandelt und klaut dabei. Der arme Fumagalli wird so eines Großteils seiner Kleidung beraubt. Das Ende des Sketchs gerät aber ganz nach seinem Geschmack. Die Schlussnummer gehört Alfredo Lorenzo. Seine Großillusionen gestaltet er äußerst effektvoll. Ebenso überzeugt das versierte Auftreten des erst 20-jährigen Magiers und seiner Showgirls. Leider gerät sein eindrucksvollster Trick, das Durchbohren seines Körpers mit einem riesigen Bohrer, an der Premiere etwas zu durchsichtig. Der Meister bringt seinen Auftritt aber professionell zu Ende. Das Finale gibt allen Mitwirkenden ausführlich die Möglichkeit, sich vom frenetisch applaudierenden Publikum zu verabschieden. Natürlich sind auch Ballett und E-Gitarrist wieder mit von der Partie. Wunderschön ist der Epilog, in dem zwei Kinder „Imagine“ von John Lennon singen, um danach mit dem Ensemble hinter dem Vorhang zu verschwinden.

So endet ein schön zusammengestelltes, starkes Programm, für das man sich nach der ersten Vorstellung noch Anpassungen wünscht. Weniger wummernde Diskomusik und eine ruhigere Moderation etwa. Ein letztes Kompliment der Artisten vor der Gardine statt eines Abgangs mit dem Rücken zum Publikum. Und bei den Clowns könnte man einen oder zwei Auftritte herausnehmen. Ganz sicher wird sich die Show inzwischen eingespielt haben, wird die Premierennervosität verflogen sein. Aber auch so war mein erster Besuch im Kölner Weihnachtscircus ein wunderbares Erlebnis. Ich werde wiederkommen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch