Produziert
wird das Event von Ilja Smitts State Circus Entertainment BV.
Vater Willem Smitt war viele Jahre mit seinem „Großen Russischen
Staatscircus“ auch in Deutschland auf Tournee. Nun steht das für
den Weihnachtscircus eingesetzte blau-weiße Chapiteau
alljährlich rund um den Jahreswechsel zwischen den Abfahrten der
Zoobrücke am Gelände der Messe.

Chapiteau und Kasse
Das
Vorzelt lädt mit einer umfangreichen Gastronomie zum Verweilen
ein. Im Chapiteau bietet ein Gradin mit roten Klappsitzen guten
Komfort. In den letzten Reihen sorgen Balkonlogen für einen ganz
besonderen Blick auf das Geschehen auf der Rundbühne. Praktisch,
insbesondere für Circusfans, die möglichst viele
Weihnachtscircusse sehen wollen, ist zudem, dass die Shows in
Köln bereits Anfang Dezember beginnen. Also dann, wenn die
meisten anderen noch in den letzten Vorbereitungen stecken. Auch
das breite Publikum scheint den frühen Start zu begrüßen. Die
Nachmittagspremiere ist bestens besucht.
 
Ballett
und Vladimir Matvichuk, Chu Chuan-Ho
Bevor es
richtig losgeht, spaziert Fumagalli mit einem Besen durch die
Zuschauerreihen. Auf der Bühne angekommen, übt er mit dem
Publikum das Klatschen. Natürlich erntet er deutlich mehr
Applaus als sein später hinzugekommener Bruder Daris. Den
eigentlichen Auftakt bestreiten die sechs Damen des Balletts in
wunderbaren Kostümen und E-Gitarrist Vladimir Matvichuk. Nach
der Begrüßung durch Ringmaster Markus Köllner dürfen sich die
Equivokee vorstellen. Das tun sie sogleich mit ihrer turbulenten
Jonglage. Während sich zwei der Komiker die Keulen im Passing
zuwerfen, darf der Dritte nicht mitmachen. Mit viel Witz mausert
er sich sodann zum Publikumsliebling. Wagemutig durchquert er
die fliegenden Keulen. Dies sogar zusammen mit einem durch einen
Helm geschützten Zuschauer. Diabolos hat Chu Chuan-Ho als
Requisiten für seine Jonglagen gewählt. Extrem flink und
geschickt lässt er die Doppelkegel rotieren. Bis zu drei davon
hält er gleichzeitig in der Luft. Schwarze Kleider und rote
Schuhe bilden den Auftakt zur Handstand-Akrobatik von Sofia Popi
Speratti. Sowohl Ballet als auch Artistin tragen diese
Farbkombination. Im Solo begeistert Sofia Popi Speratti dann mit
einer ausgefallenen, ungemein fröhlichen Darbietung auf zwei
Handstäben, in die sie mehrere Bälle integriert.
  
Vlad
Olandar, Oksana Pylypchuk, Truppe Yakubovskii
Nachdem
Fumagalli demonstriert hat, wie er die unter einem Hut
versteckten Handschuhe vom Kopf eines Herren nehmen kann, ohne
den Hut zu berühren, gehört das Scheinwerferlicht den
schneeweißen Katzen von Vlad Olandar. Die Stubentiger können
balancieren und springen. Gleichzeitig beherrschen sie aber auch
so originelle Tricks wie das Produzieren von Seifenblasen mit
einem Laufrad oder das Zerschießen eines Luftballons mit einer
Armbrust. Die Tiere, die beim Stierkampf von Equivokee antreten,
bewegen sich für gewöhnlich auf zwei Beinen. Natürlich werden
sie von den Clowns selbst dargestellt. Schon alleine die
variabel anzubringenden Hörner sorgen für große Heiterkeit.
Oksana Pylypchuk ist die „Lady in Red“. Das bezieht sich nicht
nur auf ihr Kleid, sondern ebenfalls auf den Begleitsong.
Vladimir Matvichuk spielt den Hit von Chris de Burgh auf seiner
E-Gitarre, während Oksana tanzt, insbesondere aber, wenn sie
ihre wunderbare Kür am Luftring arbeitet. Auf Wunsch von Sohn
Niko führt Fumagalli die gerade gezeigte Gangsterszene mit Daris
noch einmal in Zeitlupe auf. So sehen wir etwa, wie die
Pistolenkugel langsam vom Lauf der Waffe in Richtung Daris
schwebt. Danach erleben wir die Tänzerinnen im
Flugbegleiterinnen-Style. Abgehoben wird sodann mit
Papierfliegern. Diese schicken die Equivokee-Clowns auf ihre
Flugbahn. Die ausgelassene Flugshow endet am Rande der Bühne,
während im Hintergrund zwei Trampoline und eine
Stahlkonstruktion dazwischen aufgebaut werden. Zu sechst wirbeln
darauf die Mitglieder der Truppe um Anton Yakubovskii. Was die
rein männliche Formation hier voller Dynamik zeigt, gehört ganz
sicher zum Besten des Genres. Ihre waghalsigen Sprünge in lila
Anzügen bilden vollkommen zu Recht die Pausennummer.
 
Tamara
Khurchudova, Fumagalli mit Daris und Niko Huesca
Das
zweifache Todesrad von Jhon Riviera und Partnern liegt zwar auf
dem Platz, kommt aber nicht zum Einsatz. Die Installation der
Konstruktion kann nicht so erfolgen, dass ein sicheres Arbeiten
darauf möglich ist. Da trifft es sich gut, dass Moderator Markus
Köllner ebenfalls Todesrad-Artist ist. Kurzerhand wird sein
Requisit genutzt. Unterstützt von Ehefrau Gabi zeigt er sein
umfangreiches Repertoire, läuft gar auf Stelzen auf der
Außenseite des Rades. Für ihr komisches Seilspringen holen sich
Equivokee Verstärkung aus den vorderen Sitzreihen. „Art umbrella“
nennt das Programmheft die neue Darbietung von Tamara
Khurchudova. Passend dazu erhält sie eine tänzerische
Einleitung, die das Ballett mit Schirmen aufführt. Dann lässt
die auch für ihre Künste am Trapez bekannte Artistin
aufgespannte Schirme und Reifen auf ihren Füßen tanzen. Dies
verpackt in eine zauberhafte Choreographie, in der Tamara
Khurchudova ein Buch liest. Zudem fällt Kunstschnee aus der
Kuppel. Einen Regenschirm würde sich mancher Zuschauer auch bei
der nächsten Nummer wünschen. Denn „Bienchen“ Fumagalli tankt
ordentlich Wodka und weiß gegen Ende nicht mehr so genau, wo er
seinen „Honig“ abladen soll. Natürlich geht es hier um den
Klassiker „Bienchen, Bienchen, gib mir Honig“, den Fumagalli
gemeinsam mit Daris und Niko aufführt. Mit diesem spritzigen
Vergnügen landet das Trio auch beim Kölner Weihnachtscircus
einen Volltreffer.
 
Equivokee, Denys Zhygaltsov
Als
eleganter Gentleman mit Anzughose, Weste und weißem Hemd
präsentiert sich Denys Zhygaltsov. In dieser Aufmachung würde
man ihn nicht unbedingt am Flying Pole verorten. Doch genau an
dieser „Fliegenden Stange“ präsentiert er sehr stilsicher eine
anspruchsvolle und in jeder Hinsicht des Wortes starke Kür.
Denys Zhygaltsov war übrigens schon in der letztjährigen
Produktion zu sehen. Damals sprang er als Ersatzmann bei den
Pellegrini Brothers ein. Daris Huesca hat seine liebe Not mit
der von Gabi Köllner dargestellten Gattin. Sie schlafwandelt und
klaut dabei. Der arme Fumagalli wird so eines Großteils seiner
Kleidung beraubt. Das Ende des Sketchs gerät aber ganz nach
seinem Geschmack. Die Schlussnummer gehört Alfredo Lorenzo.
Seine Großillusionen gestaltet er äußerst effektvoll. Ebenso
überzeugt das versierte Auftreten des erst 20-jährigen Magiers
und seiner Showgirls. Leider gerät sein eindrucksvollster Trick,
das Durchbohren seines Körpers mit einem riesigen Bohrer, an der
Premiere etwas zu durchsichtig. Der Meister bringt seinen
Auftritt aber professionell zu Ende. Das Finale gibt allen
Mitwirkenden ausführlich die Möglichkeit, sich vom frenetisch
applaudierenden Publikum zu verabschieden. Natürlich sind auch
Ballett und E-Gitarrist wieder mit von der Partie. Wunderschön
ist der Epilog, in dem zwei Kinder „Imagine“ von John Lennon
singen, um danach mit dem Ensemble hinter dem Vorhang zu
verschwinden. |