Romantisch beginnt das
Opening, wenn die sechs Damen des Balletts in weißen Tütüs und
mit leuchtenden Herzen auf dem Oberkörper auf Postamenten
tanzen. Aus der Circuskuppel rieselt Kunstschnee, "Let it snow"
liefert die musikalische Begleitung.
  
Ballett, Karen
McDawn
Der Grinch erscheint und
grämt sich über die Weihnachtsstimmung, doch damit bleibt er
alleine. Musicalsängerin Karen McDawn mit ihrer extrovertierten,
offensiven Ausstrahlung singt voller Temperament "We wish you a
merry Christmas" und zeigt sich glücklich, dass - nach den
Corona-Beschränkungen im vergangenen Winter - nun wieder vor
vollem Haus gespielt werden darf. Sie übernimmt im weiteren
Verlauf des Abends auch die Moderationen. Nicht fehlen darf natürlich
der schon legendäre Zug mit dem Ensemble an Bord und
Rentierschlitten auf dem Dach, der durch die Manege kreist. Nach
einem ersten Kostümwechsel des Balletts - nun erscheinen die
Damen in grünen Mänteln - darf musikalisch vom “letzten
Weihnachten” geträumt werden.
  
Milena Oksanen,
Giovanni Kaselowski, Michael Olivares
Die eigentliche Spielfolge
eröffnet Milena Oksanen mit ihrer Luftakrobatik an roten
Tüchern. Abfaller, Spagat, Ver- und Entwicklungen - das Publikum
reagiert jubelnd auf die dargebotenen Kunststücke. Bei den
Tierdressuren hat die Familie Sperlich schon mehrfach Akteuren
aus kleineren Circusunternehmen die große Bühne geboten, die sie
verdienen. So ist es diesmal mit Giovanni Kaselowski, der einen
schönen Sechserzug Andalusier vorführt. Wir erleben teils
außergewöhnliche Tricks wie Pirouetten in gegenläufige
Richtungen oder einen Gegenlauf, bei dem die Pferde die auf sie
zulaufenden Artgenossen abwechselnd innen und außen passieren.
Im Rückwärtsgang verabschieden sich die Rösser aus der Manege,
die letzten beiden mit einem Knicks. Michael Olivares haben wir
als Jongleur kennengelernt, später präsentierte er
Luftakrobatik mit seiner Lebensgefährtin Helena Polach.
Inzwischen orientiert er sich neu als Comedian. Dabei hat er
sich offenkundig viele Gedanken gemacht, wie er das Publikum gut
unterhalten könnte. In seiner Variante von "Musizieren ist hier
verboten" kommt er mit einem Fahrrad in die Manege. Zunächst
spielt er auf Mundharmonikas, die ihm jeweils von Direktionssohn
René Sperlich weggenommen werden. Das dritte Instrument gerät
versehentlich in den Mund des Komikers, “klemmt” quer zwischen
den Backen und wird erst nach einem beherzten Tritt in den
Allerwertesten wieder zutage gefördert. Auf der Suche nach
weiteren Instrumenten erweist sich das Sattelrohr des Fahrrads
als Flöte und der Lenker als Trompete. Nachdem René das Fahrrad
entführt hat, entdeckt Michael abschließend noch ein Saxofon
unter einem Tuch und musiziert darauf.
  
Rich Metiku,
Giovanni Kaselowski, The Gents
Zur Filmmusik aus “Skyfall”
arbeitet Rich Metiku ihre extremen Kontorsionen, spinnengleich
lässt sie ihre Beine um den Körper kreisen. Der Mundstand bildet
den Abschluss dieser fantastischen Darbietung, die wir nun
einige Jahre lang nicht gesehen haben, die aber nichts von ihrer
Faszinationskraft verloren hat. Noch einmal Giovanni Kaselowski
präsentiert einen Secherzug Ponys mit Lauffiguren in fröhlicher
Stimmung. Mit einer Pyramide, die Vorderbeine jeweils auf dem
Rücken eines anderen Tieres abgelegt, verabschieden sich die
kleinen Pferde. Zum “Mambo Nummer 5” geleitet das Ballett “The
Gents” in die Manege, drei super-coole Typen in
Nadelstreifenhosen, mit weißem Hemd, Hosenträgern und Krawatte.
Zwei Kerle wie Baumstämme als Fänger, ein zierlicherer Flieger
zeigen am Schleuderbrett ein begeisterndes Festival der Sprünge.
Da wird beispielsweise auf den Schultern und den Händen der
Kollegen gelandet, die eben noch das Schleuderbrett ausgelöst
haben. Dazu machen die Herren kräftig Stimmung.
  
Truppe Ethiopia, Angela
Kaselowski, Helena Polach
In Kostümen im Leopardenlook
und zu "Waka Waka" leitet das Ballett zur sechsköpfigen Truppe Ethiopia über, die am doppelten chinesischen Mast mit Posen und
Sprüngen von Mast zu Mast beeindruckt. Da werden auch Plätze
getauscht, während ein Artist das Requisit hinabrutscht und ein
anderer unter ihm kurz loslässt und "ausweicht". Das Publikum
klatscht rhythmisch mit. Nach der Pause bringt die Familie Kaselowski - die Eltern
Giovanni und Angela mit den beiden Sohnen Jack Jonny Jorden und
Kiano - ihre Haustierrevue in
den roten Ring. Schwarz-weiß sind sowohl die Ziegen als auch die
Hunde, erstere beweisen ihre Geschicklichkeit beim Balkenlauf,
beide Tierarten üben sich im Reifenspringen. Nach dem
“Ententanz” watscheln tatsächlich aus einem kleinen Circuswagen
Enten heraus und sausen unter anderem eine Rutschbahn hinunter.
Eine Gute-Laune-Nummer, die hier durchaus ihren Platz findet. In
kecken Fußballerinnen-Outfits bereitet das Ballett tänzerisch
den Boden für Helena Polach. In ihrer bestens bekannten
Darbietung, die wir schon in vielen renommierten Häusern erleben
durften, hält sie bis zu fünf Fußbälle in der Luft und hat dank
Charme, Ausstrahlung und auch gutem Aussehen das Publikum voll
auf ihrer Seite.
 
José Michel Trio
Immer wieder herrlich
ausschütten vor Lachen können wir uns über das Wasserentree von
José Michel, seiner Frau als Weißclownin und des neuen Partners
Armando, nachdem der bisherige Partner Kike leider viel zu früh
verstorben ist. Wie hier versucht wird, sich gegenseitig nass zu
machen, ist einfach ein großer Spaß. Natürlich wird auch
gemeinsam musiziert.
  
Milena Oksanen,
Michael Olivares, Truppe Ethiopia
Im Tangorhythmus bereitet
das Ballett den Auftritt von Milena Oksanen am Schwungtrapez
vor, an dem die Artistin mit Salti und Pirouetten überzeugt. Nach den
Lachsalven, die beim Wasserentree durchs Zelt schallen, kann es
jeder weitere Komiker nur schwer haben. So hätte man dieses und
den nachfolgenden, zweiten Auftritt von Michael Olivares wohl
besser getauscht. Auch hierbei steht die Musik im
Mittelpunkt, und auch diese Szene ist wieder ideenreich gestaltet. Olivares
kämpft mit einem Mikrofonständer, der sich selbständig macht,
mit einem widerspenstigen Klappstuhl und einer nach einem
Pyroeffekt zerbrechenden Gitarre, bis er letztlich "Fly me to
the Moon" singt, dies zu einer Horizontaljonglage mit vier, an
kaum sichtbaren Fäden hängenden Mikrofonen. Für einen
spektakulären Abschluss des Programms sorgt nochmals die neunköpfige Truppe
Ethiopia mit ihren Handvoltigen, dies in geschmackvollen
Kostümen in schwarz, weiß und rot. Bis zum Drei-Personen-Hoch
werden die Partner mit der Kraft der Untermänner katapultiert,
auch Passagen werden gesprungen.
Im zweiten Teil der Darbietung steht ein Artist auf den
Schultern von zwei anderen und fungiert nun als eine Art
“menschlicher Fangstuhl”, wirft seine Kollegen aus dieser
Position zu den Fängern. |