So kommen einige Gäste in
den Genuss einer sehr ungewöhnlichen Perspektive aufs Programm –
zwar von hinten, aber immerhin mit quasi hautnahem Kontakt zu
tierischen und menschlichen Akteuren bei den Auf- und Abtritten.
Der Beginn der Vorstellung verzögert sich letztendlich um eine
halbe Stunde. Im Opening empfängt uns Clown Marcello Renado
Frank im Kreise von vier hübschen Ballettgirls in roten Fräcken.
Ein kleines Charvari schließt sich an, ehe der „Weihnachtsmann“
die Begrüßung des Publikums übernimmt. Hinter seinem Kostüm
verbirgt sich Direktor Marco Frank.
  
Duo Podobrii, Marcello Renado
Frank, Aloma Tatjana Frank
Die eigentliche Spielfolge
eröffnet das Duo Podobrii an den Strapaten. Bei den
abwechslungsreichen Posen übernimmt nicht nur Dmytro Pdobrii,
sondern in einigen Passagen auch seine Partnerin Svetlana die
tragende Rolle. Mit einem Genickhangwirbel findet die Darbietung
ihren Abschluss. Traditionell ist das Programm beim Hanauer
Weihnachtscircus von einer guten Mischung aus engagierten
Künstlern und Auftritten der Direktionsfamilie Frank
gekennzeichnet. Tochter Aloma Tatjana leitet im kecken
Weihnachtsfrau-Kostüm fünf Hunde durch eine umfangreiche
Trickfolge. Zu Beginn springen die Tiere zum Song „Who let the
dogs out?“ aus einer überdimensionalen Geschenkbox. Ihr Bruder
Marcello Renado ist ein überaus sympathischer Clown, der mit
Freude bei der Sache ist. Im ersten Auftritt malt er ein Bild –
wider Erwarten keine Darstellung der „verliebten“ Mitspieler aus
dem Publikum, sondern ein Stillleben der Rose in ihrer Hand.
  
Anna Federova,
Marco Frank, Andrea Steinert
In einer klassischen Kür
zelebriert Anna Federova am Luftring verschiedenste Posen und
wagt einen Wirbel. Mit zehn auf flexiblen Stäben tanzenden
Tellern und fünf Löffeln, die mit einem gekonnten Schwung in
ebenso viele Gläser befördert werden, beweist Direktor Marco
Frank seine Geschicklichkeit. „Walking in a Winter Wonderland“
liefert die musikalische Begleitung zum Viererzug Ponys mit
Leuchtgeschirren, der von Andrea Steinert dirigiert wird. Außer
Lauffiguren und Steiger beherrschen die Tiere auch die Pyramide,
bei denen die Vorderhufe jeweils auf dem Rücken eines anderen
Tieres abgelegt werden.
  
René Frank, Duo
Federova, Leroy Köllner und Aloma Tatjana Frank
Zur großen Feuershow vor der
Pause rollen René Frank und Leroy Köllner auf ihren Motorrädern
in die Manege, ihre Partnerinnen präsentieren sich in nicht
gerade züchtigen schwarzen Outfits. Feuerschlucken und –spucken,
lodernde Flammen direkt an der Haut entlang geführt und
sprühende Funken gehören zu der effektvollen Darbietung. Damit
endet der erste Programmteil, trotz nicht ganz straff
ablaufender Umbauten, bereits nach 45 Minuten. In der Pause wird
das Podium für die Rollschuhnummer des Duos Federova installiert.
Diese kann in Sachen Rasanz nicht ganz an andere Darbietungen
des beliebten Genres heranreichen. Nicht fehlen darf natürlich
der Genickhangwirbel zum Abschluss. Sehr schön in Szene gesetzt
ist der „Fliegende Teppich“, auf dem Aloma Tatjana Frank und
Leroy Köllner in orientalischer Aufmachung durch die Kuppel
fliegen, Wunderlampe inklusive. Damit ist der Boden bereitet für
das hauseigene Exotentableau. Direktor Marco Frank stellt im
schönen Kostüm mit Turban auf dem Kopf ein Kamel, ein Dromedar
und vier Esel vor. Letztere steigen auch mit den Vorderbeinen
auf die Piste; das Lama demonstriert seine Sprungkraft.
  
Marcello Renado
Frank, Medinis, Svetlana Podobrii
Eine kurze Reprise von Clown
Marcello – hier balanciert er mit einem Eimer – leitet über zur
nächsten Tierdressur, der bekannten Papageiennummer der Medinis.
Zum traditionellen Repertoire gehören Roller fahren,
Einkaufswagen schieben, auf der Wippe schaukeln und die
Rutschbahn hinuntersausen sowie eine Karussellfahrt. Einer der
farbenprächtigen Vögel zieht seine Kreise beim Freiflug unter
dem Chapiteau. Charmant, fröhlich und erfreulich flott spielt
Marcello Frank gemeinsam mit einer Dame aus dem Publikum seine
Version des Kunstschützen-Entrees, das wir vorwiegend mit Bello
Nock verbinden. Bei der Fülle an Tuchakrobatik-Nummern, die seit
vielen Jahren im Circus geboten werden, ist es wirklich
erfrischend, wieder einmal ein klassisches Vertikalseil zu
erleben. Faszinierend sind die blitzschnellen Wirbel, die uns
Svetlana Podobrii daran zeigt – in einer Handschlaufe, kopfüber
und schließlich im Genickhang. Damit wurde unter den zur
Verfügung stehenden Programmpunkten die Schlussnummer richtig
ausgewählt. Wie im Hanauer Weihnachtscircus von Beginn an
üblich, folgt nun nicht unmittelbar das Finale, sondern ein
Krippenspiel in der Manege, zu dem die Weihnachtsgeschichte
verlesen wird. Erst dann verabschiedet sich das Ensemble vom
zufrieden applaudierenden Publikum. |