Auf das
Material legt die Direktionsfamilie Wille besonderen Wert. So
ist es wieder ein imposantes Bild, den im vergangenen Jahr in
Betrieb genommenen Viermaster mit 48 Metern Durchmesser auf dem
Festplatz am Ratsweg stehen zu sehen. Die Optik eines echten
Großcircus eben.

Vorzelt
und Chapiteau
Dazu
passend gibt es ein großes Vorzelt mit umfangreicher
Gastronomie. Drei Tunnelverbindungen führen ins Spielzelt. Im
Chapiteau bieten die blauen Klappsitze Platz für 2.000 Gäste.
Nach den Corona-bedingten Einschränkungen im letzten Winter darf
jetzt wieder vor vollem Haus gespielt werden. Die Front lädt mit
ihren vielen Lichtornamenten zum Besuch geradezu ein.
 
Manuel
Frank, Kateryna Nikiforova
Nach der
Ouvertüre des Orchesters und einem von Angel Wille im
festlichen Kleid gesungenen Weihnachtslied gehört die Manege den
Pferden aus dem hauseigenen Marstall. Zunächst dirigiert Manuel
Frank einen Zwölferzug aus jeweils sechs weißen und braunen
Arabern. Die anspruchsvollen Lauffiguren werden harmonisch
absolviert. Manuel Frank hat immer den Überblick, ruhig und
souverän lenkt er die Tiere. Ein Genuss gleich zu Beginn. So
auch der nicht mehr oft zu sehende sechsfache Steiger. Die
weiteren da capi präsentiert charmant Natascha Wille. Oleg
Ponukalin ist der aktuelle Manegenpartner von Andrey Jigalov.
Zunächst erleben wir ihn aber im Solo. Als Dirigent im schwarzen
Frack und mit Zylinder übt er mit dem Publikum das rhythmische
Klatschen. Kateryna Nikiforova nutzt für ihre Bouncing Jonglagen
ein innovatives Requisit. Eine relativ kleine waagerechte Fläche
wird um zwei schräge an den Seiten ergänzt. Auf diese wirft sie
ihre Bälle und fängt sie danach wieder auf. Immer mehr der
weißen Bälle wirbeln so auf den unterschiedlichsten Touren durch
die Luft. In seinem nächsten Kurzauftritt stellt Oleg Ponukalin
schon einmal kurz Andrey Jigalov vor – als Puppe.
  
Ewa und
Richard Varadi, Andrey Jigalov, Emilia und Tony Sandulescu
Ewa und
Richard Varadi gehören zur Reitertruppe Donnert. Ergänzend zu
ihrer Darbietung auf dem Pferd haben sie sich eine
Quickchange-Nummer aufgebaut. Darin wechselt Ewa in Windeseile
ihre Kleider. Die letzte Verwandlung findet unter einem
Glitterregen statt. Sodann betritt der leibhaftige Jigalov das
Scheinwerferlicht. Seine Mission: Die musikalische Aufführung
von Oleg Ponukalin zu stören. Nachdem er zunächst das Mikrofon
gekapert hat, schüttet Jigalov dem Meister Wasser in den
Zylinder. Doch wann immer dieser ihn aufsetzt, bleibt er
trocken. Anders bei Jigalov, der bald ordentlich nass ist. Doch
Ponukalin bekommt am Ende noch seine Dusche. Ein weiteres Paar
der Donnert-Truppe sind Emilia und Tony Sandulescu. Ihr
klassisches Pas de deux ist immer wieder schön anzusehen. Es
endet mit der auf den Schultern von Tony im Stehen
balancierenden Emilia. In die Kategorie Newcomer gehört Angel
Wille. Die Tochter von Manuel und Jamena Wille konnten wir schon
des Öfteren mit Pferden erleben. In diesem Jahr dirigiert sie
ein Pferd, das durch Reifen läuft und über sie hinwegspringt.
Ihr Bruder Alfons überbrückt gemeinsam mit einem Partner den
Aufbau des Fangnetzes. Als Gaukler spielen und jonglieren sich
die beiden durchs Publikum. Mit der Verpflichtung der Flying
Martini ist dem Great Christmas Circus ein großer Coup gelungen.
Gerade sorgte die Flugtrapez-Formation aus Italien, Brasilien
sowie Chile noch beim Festival in Latina für Furore, geht es im
Januar schon nach Monte Carlo. Das fünfköpfige Team hat das
volle Repertoire mit an den Main gebracht. Der dreifache Salto
wird sicher gefangen. Der Vierfache gelingt an diesem Nachmittag
nicht, in vielen anderen Vorstellungen aber klappt dieser
Spitzentrick. Zudem überzeugt das Quintett mit einem
sympathischen Auftreten.
  
Claudia
Navratilova, Jamena Wille, Donnert-Familie
Nach der
Pause darf Claudia Navratilova beweisen, dass sie mit nur
dreizehn Jahren bereits eine gestandene Artistin ist. Die
Tochter des Jongleur-Duos Rapolli hat sich das Drahtseil als
Disziplin ausgesucht. Sie springt darauf Seil und durch einen
brennenden, mit Messern besetzten Reifen. Auch den Spagat
serviert sie mit einem gewinnenden Lächeln. Seien wir also
gespannt auf die weitere Karriere von Claudia. Wie man mit einem
Selfie Stick jede Menge sinnvolles und sinnloses Zeug anstellen
kann, demonstriert Jigalov. Natürlich wird es auch hier herrlich
komisch, das große Lachen ist garantiert. Jamena Wille lenkt
unsere Blicke Richtung Kuppel. An den Tüchern erleben wir sie
mit einer schönen Kür. Schwägerin Natascha tanzt mit einem Pferd
auf dem Sägemehl. Eine schöne Frau und ein schönes Tier in
harmonischer Eintracht. Es entstehen wunderbare Bilder, zudem
erleben wir verschiedene Dressurelemente. Zu den bereits in
anderen Darbietungen gesehenen zwei Paaren aus der
Donnert-Familie gesellt sich nun ein weiterer Bruder. Gemeinsam
arbeitet das Quintett seine Jockey-Reiterei in schicken
Kostümen. Dazu gehören Sprünge auf das Pferd, auf dem Pferd und
von Pferd zu Pferd. Dabei transportieren die Donnerts die
Folklore ihrer ungarischen Heimat.
  
Alfons
Wille, Pellegrini Brothers, Moment of Love
Von einem
Phantom gejagt wird Alfons Wille. Der Geist mit der gruseligen
Maske ist ihm auf den Fersen, steht sogar direkt hinter ihm.
Leider zündet die zugehörige Pointe nur bedingt. Die Pellegrini
Brothers sind jene vom Veranstalter so angekündigten „Legenden
der Artistik“. In der Tat haben die Brüder aus Sizilien schon
auf der ganzen Welt mit ihrer Partner-Equilibristik brilliert.
2008 gab es in Monte Carlo einen Goldenen Clown. Wie sie den
Medien vorab verrieten, soll das Engagement beim Great Christmas
Circus das letzte mit allen vier Brüdern sein. Allerdings gibt
es an diesem Nachmittag auch nur die Variante im Trio zu sehen.
Es ist nichtsdestotrotz ein Erlebnis, diesen Stars der
Circuswelt zuzusehen. Noch einmal liefern sich Andrey Jigalov
und Oleg Ponukalin ein herrlich witziges Mit- und Gegeneinander.
Insgesamt erfolgt der Einsatz der Clowns wohl dosiert. Moment of
Love nennt sich die Kür an Strapaten von Thi Hoa und Hien Phuoc.
Anspruchsvolle und riskante Tricks verschmelzen hier zu einem
herrlichen Gesamterlebnis. Mitfiebern ist angesagt, wenn sich
die Artisten aus Vietnam nur mit der Kraft ihrer Zähne
festhalten. Träumen dürfen wir bei vielen schönen Flugsequenzen.
Im anschließenden Finale verabschieden sich alle Mitwirkenden
ausführlich vom frenetisch applaudierenden Publikum. |